BarCamps – klassisch oder auch nicht.

BarCamps. Klassisch. Oder auch nicht.

Ein klassisches BarCamp hat so seine Regeln. Und ja, es gibt nicht ohne Grund absolute Verfechter dieser klassischen BarCamps.

Ich gestehe: ich bin da flexibler. Denn letztlich kommt es auf den Veranstalter und die Teilnehmer an, was tatsächlich wichtig ist.

Ein Vergleich.

 

Wie definiert sich ein klassisches BarCamp?

Da gibt es zum einen dieses wunderbare Video, welches die Grundprinzipien eines BarCamps erklärt.

Es gibt verschiedene Regeln für ein BarCamp. Generell geht es bei diesem um den Austausch miteinander. Es geht nicht per sé um ein konkretes Ergebnis.

Hier die Regeln (die du sicherlich auch in anderen Formulierungen finden wirst):

  • BarCamps sind per „Du“.
  • Sprich & blogge über das BarCamp.
  • Es gibt keine vorher festgelegten Präsentationen und keine Zuschauer (jeder ist Teilnehmer).
  • Wenn Du etwas präsentieren möchtest, schreibe Dein Thema und Deinen Namen in ein Präsentationsfenster („Sessionboard“).
  • Stelle dich mit drei Worten vor  (Die drei „Hashtags“ / Schlagworte bei der Vorstellungsrunde).
  • Es werden so viele zeitgleiche Präsentationen gehalten wie es Räume gibt.
  • Präsentationen dauern so lange, wie sie dauern oder bis das nächste Präsentationsfenster beginnt.
  • Wenn du zum ersten Mal bei einem BarCamp bist, wäre es toll, wenn du eine Session halten würdest. (Du musst nicht, aber versuche, zusammen mit jemandem eine Session zu halten oder stelle Fragen und sei ein interaktiver Teilnehmer).
  • Zwei-Füße-Regel: Bleibe nur solange in der Session, wie du es für sinnvoll erachtest. Wenn du nichts mehr lernen oder beitragen kannst, nutze deine zwei Füße.

Soweit so gut. Alles klar?

 

Wann und wie mache ich Abstriche von einem klassischen BarCamp?

Keine festgelegten Präsentationen vs. leichte Vorplanung

Beim klassischen BarCamp werden die Inhalte erst vor Ort gemeinsam festgelegt. In der Realität sieht das bei touristischen BarCamps dann so aus, dass der interessierte Mitarbeiter einer touristischen Organisation zum Chef geht und sagt: „Ich will da gerne auf dieses BarCamp.“ – „Welche Themen werden denn da besprochen?“ – „Das weiß ich noch nicht, wird erst vor Ort festgelegt.“

Viele Organisationen und Unternehmen tun sich hiermit schwer. Ich finde es deshalb völlig opportun, ein paar Sessions bereits vorab anzuteasern. Sollte es dann vor Ort kein Interesse an diesen geben – sollten diese aber dennoch fallen gelassen werden.

Schlimm finde ich – wie letztens auf einem BarCamp gesehen – wenn die Sponsoren-Sessions schon auf dem Plan zeitlich (Sind die Leute etwa nur in dem entsprechenden Slot anwesend?) und räumlich (Woher wird schon vorher gewusst, wie viele Leute Interesse an den Sessions haben?) verteilt sind. Und vor allem mit Themen, die definitiv ein großes Interesse der Teilnehmer wecken. Warum nicht einen ganz normalen Session-Pitch machen, wie alle anderen auch?

Ergebnisoffen vs. ergebnisorientiert

Beim klassischen BarCamp steht nicht das Ergebnis im Mittelpunkt, sondern der Austausch. Das heißt, Zusammenfassungen oder ähnliches gibt es nicht. Maximal darüber, was die Teilnehmer selbst produzieren. Also Tweets, Blogbeiträge oder andere Veröffentlichungen in Social Media.

Auch dies sehe ich pragmatischer. Um Nicht-Teilnehmer darüber zu informieren, was auf dem BarCamp passiert ist, ist irgendeine Form der Zusammenfassung sinnvoll. Und seien wir einmal ehrlich: Bei einem BarCamp, an welchem nur die touristischen Akteure der Region teilnehmen, wird jetzt nicht sooo viel getwittert. Sei es, weil es keinen Twitteraccount gibt oder dieses verstärkt auf B2C ausgerichtet ist. Auch Blogbeiträge wird es eher keine geben, denn die wenigsten Teilnehmer verfügen über ein Nicht-B2C-Blog.

Verschiedene Möglichkeiten für Zusammenfassungen habe ich hierzu bereits in diesem Beitrag aufgezeigt. Besonders toll auch die Zusammenfassungen vom NetzpolitikCamp im vergangenen Jahr: Pro Session gab es einen offiziellen Protokollführer. Top! Zusammenfassungen sind auch aus folgendem Grund wichtig: Sie helfen dabei, im nächsten Jahr die Leute zur Teilnahme zu überzeugen. Bzw. sie verdeutlichen auch, was genau auf so einem BarCamp eigentlich passiert.

Intern vs. extern

Ein klassisches BarCamp ist offen, so offen wie es nur geht. Ich verstehe jedoch ebenso Regionen, die ihr erstes BarCamp initiieren und Externe vorerst von diesem ausschließen. Ja, ich weiß, es kommen dann keine Impulse von außen. Allerdings habe ich beispielsweise im April beim BarCamp Ahrtal festgestellt: Die besprochenen Themen sind mehr „down to earth“. Es geht eben nicht um den „neuesten geilen heißen Scheiß“, sondern um ganz (profane?) Alltagsfragen, welche die Teilnehmer bewegen. Wie können wir enger zusammenarbeiten? Wie bekommen wir unsere Angebote kommuniziert? Wie bekomme ich Leser für meinen Newsletter? QR-Code – ja oder nein, und falls ja, dann wie? Sehr spannend. Kein Snapchat. Keine Präsentation. Keine Frontalvorträge (ja, ich weiß, sollte es generell bei einem BarCamp nicht geben). Statt dessen: Aktiver Austausch miteinander.

 

Worauf ich bei einem BarCamp auf keinen Fall verzichten würde

Trotz aller Flexibilität, die ich hinsichtlich eines BarCamps habe, gibt es doch einige Rahmenbedingungen, auf die ich auf keinen Fall verzichten würde.

  • BarCamps sind per „Du“. Für einige Teilnehmer ungewohnt. Doch gerade die Du-Ebene sorgt dafür, dass es keinen Unterschied zwischen Azubi, Projektmanager, Abteilungsleiter oder Geschäftsführer gibt. Jeder und damit jede einzelne Meinung ist gleich viel wert.
  • Keine vorher festgelegten Präsentationen heißt für mich: Auch vorab geplante Themen müssen vor den Teilnehmern gepitcht werden. Besteht kein Interesse an diesen, fliegen diese Themen raus.
  • Die Vorstellungsrunde. Für Erstbesucher eines BarCamps immer wieder überraschend, wie schnell so eine Vorstellungsrunde abläuft, wenn sich alle auf Namen, Unternehmen und drei Schlagworte konzentrieren. Und wichtig. Denn immer wieder stelle ich fest, dass auch die touristischen Akteure einer Region sich nicht alle gegenseitig kennen.
  • Auch an dem generellen Format eines BarCamps (mehrere zeitgleiche Präsentationen, die so lange dauern, wie sie dauern sowie die Zwei-Füße-Regel) würde ich nichts ändern.

 

Kurz, meine Devise für touristische BarCamps:

Grundprinzip eines BarCamps beibehalten.
Aber ein klein wenig mehr Struktur vor- und hinterher kann nicht schaden.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Was wir bei der unKonf seit dem letzten Jahr machen ist eine Keynote vorab, sprich vor der eigentlichen Sessionplanung. War im letzten Jahr ein Experiment und kam ganz gut an, deshalb haben wir uns auch diesem Jahr entschlossen die Idee weiterzuführen. Je nach Art der Keynote kann das die Teilnehmer auf den Tag einstimmen. Es gibt der Veranstaltung etwas Konferenz-Feeling was ich persönlich ganz nett finde.

  2. Hallo Stephan,
    stimmt, eine Keynote vorab ist auch eine gute Möglichkeit, die Teilnehmer erst einmal auf den Tag einzustimmen – und nicht direkt damit zu überfallen, dass sie etwas tun müssen. ;)
    Liebe Grüße, Kristine

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