Rolle des Moderators bei einem Barcamp

Barcamp: Aufgaben eines Moderators

So ein Barcamp ist etwas Feines: Die Teilnehmer sorgen selbst für die Inhalte und das Programm. Da hat man als Moderator gar nichts mehr zu tun, als einfach nur dazustehen und zu lächeln.

Naja, so ganz stimmt das nicht. Der Moderator ist stattdessen derjenige, der – neben den Teilnehmern, dem funktionierenden WLAN und einem guten Essen – definitiv mitverantwortlich ist, damit so ein Barcamp gelingt. Welche Aufgaben hast du als Moderator bei einer solchen offenen Veranstaltung?

 

Regeln erklären

Ein Barcamp ist zwar sehr locker, dennoch gibt es Regeln. Der Moderator ist derjenige, welcher diese – besonders Barcamp-Neulingen – erklären darf. Deine Aufgabe ist es dabei, die Neulinge mitzunehmen sowie eine offene und lockere Barcamp-Atmosphäre zu schaffen.

An dieser Stelle passiert auch etwas Wesentliches: Den Teilnehmern die eigene Verantwortung für das Gelingen des Barcamps mit auf den Weg zu geben. Ich sage mittlerweile ja ganz gern: „Ihr bestimmt die Themen des heutigen Tages, ihr könnt aus diesen auswählen, ihr könnt euch einbringen. – Ihr seid also alle selbst dafür verantwortlich, dass ihr hier heute Spaß habt.“

Session-Moderation beim Tourismuscamp 2017

Die Sponsoren

Christian wies gerade auf Twitter darauf hin, dass in diesem Beitrag noch ein ganz wesentlicher Punkt fehlte: die Sponsoren. Ohne Sponsoren – kein Barcamp. Diesen kommt somit eine besondere Rolle zu und entsprechend sollten sie auch gewürdigt werden. Über Präsenz vor Ort, aber ebenso über eine klare namentliche Nennung durch den Moderator. Idealerweise mit noch etwas Hintergrundinformationen zu den entsprechenden Unternehmen statt nur einer reinen Namensnennung.

Persönlich halte ich übrigens nichts davon, den Sponsoren bereits vorab einen festen Sessionplatz zu geben. Dass diese eigene Sessions anbieten können und auch sollen – natürlich, gern. Aber eben mit einer Sessionvorstellung wie jeder andere Teilnehmer auch.

 

Vorstellungsrunde

An sich machen die Teilnehmer ihre eigene Vorstellung. Dennoch bist du auch hier als Moderator in der Pflicht. Du musst erklären, wie die Vorstellungsrunde funktioniert. Standard sind dabei normalerweise Name, Unternehmen, drei Hashtags. Vor allem aber solltest du als Moderator für das Einhalten dieses Standards sorgen. Wenn jeder erst seine Lebensgeschichte erzählt, wird man sonst nie fertig. Und dabei gilt ganz klar: Wehret den Anfängen.

 

Sessionplanung

Die Sessionplanung ist ein ganz zentraler Punkt bei einem Barcamp. Der Moderator ist dabei derjenige, der deutlich machen muss, welche Formen von Sessions möglich sind. Wie die Planung vonstatten geht. Er muss – gerade Newbies – motivieren und ihnen die Angst vor einer eigenen Session nehmen.

Und auch hier bist du wieder derjenige, der für den nötigen Überblick sorgt. So ist ein klarer Hinweis darauf, was genau auf den Sessionzetteln stehen soll, nie verkehrt: Neben dem Sessionnamen auch der eigene Name bzw. Twitteraccount? Ein Hinweis auf Anfänger- oder Experten-Session? Ein Verweis auf Vortrag oder Diskussion?

Sessionvorschlag (Foto: Greg Snell)

Sessionvorschlag (Foto: Greg Snell)

Die Barcamper stellen ihre Session selbst vor. Sie sind allerdings meist stark in ihrem eigenen Thema verfangen. Deine Rolle als Moderator hier: Zum einen erneut langatmige Erklärungen einschränken. Außerdem: Das Sessionthema zum Schluss der Vorstellung noch einmal in einem Satz zusammenzufassen. Das macht es für die Teilnehmer deutlich einfacher zu entscheiden, ob das Thema sie interessiert oder nicht und bringt dieses noch einmal auf den Punkt. Ein kurzes Wegdösen funktioniert für den Moderator im Rahmen der Sessionvorstellung also nicht.

Gleichzeitig müssen – gegebenenfalls mit Unterstützung – die Sessions auf die Räume verteilt werden. Oft gibt es dabei individuelle Wünsche: „Oh, da läuft zeitgleich mit meiner Session eine andere, in die ich unbedingt möchte. Kann da was getauscht werden?“ „Ich möchte gerne lieber früher/später.“ Kannst du machen, auf diese Wünsche einzugehen. Wenn du allerdings auf zu viele individuelle Bedürfnisse Rücksicht nimmst, kommst du in Teufels Küche und bekommst deine Sessionplanung nie fertig. Dir sollte dabei auch klar sein: Fängst du erst mal damit an, einen Wunsch zu erfüllen, entsteht bei vielen erst die Idee, auch eigene Wünsche haben zu können… Auch hier sage ich nur: Wehret den Anfängen.

Zu viele Sessions im Angebot? Dann kann der Moderator dafür sorgen, Sessions in Abstimmung mit den Teilnehmern miteinander zu kombinieren. Oder abhängig von der aktuellen Zeitplanung auch neue Sessionslots oder Sessionräume (Sofasessions?) hinzufügen.

 

Während der Sessions

Da hat der Moderator aber endlich Ruhe, oder? Naja… Du solltest schon schauen, dass in jeder Session das Timing eingehalten wird, den Leuten also jeweils nach Ablauf der Zeit „auf die Füße treten“. Außerdem ist es definitiv nicht verkehrt, selbst auch mal in die ein oder andere Session hineinzuschnuppern, um ein Gefühl für die grundsätzliche Stimmung zu bekommen.

In den Pausen kannst du Teilnehmer auf die im nächsten Sessionslot kommenden Sessions hinweisen. Sowie Teilnehmern, die unentschieden sind, was jetzt am besten zu ihnen passt, aus deiner Erfahrung heraus Empfehlungen geben.

 

Feedbackrunde

Noch einmal werden alle Teilnehmer des Barcamps zusammengetrommelt. Du als Moderator führst abschließend durch die Feedbackrunde.

Ob hier jeder einzeln nach seinem Feedback befragt wird oder nur über Verbesserungsmöglichkeiten geredet wird, ist letztlich abhängig von der Teilnehmerzahl und von deren Zusammenstellung. Ganz losgelöst davon ist der Moderator jedoch in jedem Fall dafür zuständig, für eine offene und wertschätzende Kommunikation zu sorgen und sich aktiv für das Feedback zu bedanken. Generell ist es in der Feedbackrunde immer sinnvoll, dass sich jemand aus dem Organisationsteam Notizen zu den Verbesserungsvorschlägen macht. Schließlich ist die Feedbackrunde ja nicht nur Show, sondern soll tatsächlich das nächste Barcamp noch besser machen.

 

Hinter den Kulissen

Meistens übernimmt der Moderator bei einem Barcamp nicht nur diese Rolle, sondern ist gleichzeitig auch Teil des Organisationsteams. Er konzipiert und plant und organisiert also bereits vorab mit, und unterstützt oft bei der Technik oder der Vorbereitung der Räumlichkeiten sowie bei der Organisation der Sponsoren. Auch hinter den Kulissen ist er also oft aktiv.

 

Das Beste zum Schluss

Natürlich ist das gesamte Barcamp toll. Von Anfang bis Ende. Mein persönlicher Highlight-Moment ist aber immer das Ende: Der Blick in die zufriedenen Gesichter der Teilnehmer! Die Begeisterung der Barcamp-Newbies, die jetzt keine mehr sind. Spätestens in diesem Moment am Ende eines solchen Tages weiß ich, dass ein Barcamp etwas ganz Großartiges und Besonderes ist. Und noch besser: Wenn man selbst einen Teil dazu beitragen durfte, dass all die Teilnehmer so zufrieden aussehen.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

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