Blogger im Ausland: Nadine & Tim in Mexico

Blogger Relations: Blogger im Ausland: Traumweltenbummler in Mexico

Weg aus Deutschland, ab in ein anderes Land in Europa – schon laufen viele Dinge komplett anders als zu Hause. Und das – wie wir in den Beiträgen von UlrikeDenise und Nicole gesehen haben – bereits in Europa. Wieviel anders wird das Leben dann erst in Ländern auf anderen Kontinenten sein?

Um diese Frage zu beantworten, reisen wir heute etwas weiter, einmal über den großen Teich. Und zwar nach Mexico, Mexico-Stadt um genau zu sein.

Dort wohnen und arbeiten Nadine & Tim, welche das Blog Traumweltenbummler betreiben. Und der Name, soviel sei schon einmal gesagt, ist auf diesem Blog definitiv Programm.

Im Stadtteil Coyoacán in Mexiko-Stadt

Im Stadtteil Coyoacán in Mexiko-Stadt

Hallo Nadine, wo kommt ihr zwei ursprünglich her und seit wann sowie warum wohnt ihr in Mexico?

Wir haben beide über 10 Jahre in Köln gewohnt, sind also quasi Kölner. Seit Januar 2012 wohnen wir in Mexiko-Stadt, also schon ein gutes Jahr – das unglaublich schnell vorüberging. Ich arbeite in einem internationalen Unternehmen und habe mich um einen Job in der Mexiko-Niederlassung beworben. Für Tim als freien Grafikdesigner war es überhaupt kein Problem mitzukommen. Dank Internet kann er weiter mit seinen deutschen Kunden zusammenarbeiten.

Wir beide sind schon immer gerne gereist und ein Mal im Ausland zu LEBEN, ist eine tolle und einmalige Chance, die wir einfach ergreifen mussten. Mexiko hat uns gereizt. Obwohl wir beide vorher noch nie in Mexiko waren, haben wir uns  entschieden hierhin zu kommen, ohne lange darüber nachzudenken.

 

Wodurch unterscheidet sich ein Leben in Mexico für euch hauptsächlich von einem Leben in Deutschland? 

Trivial, aber nicht zu unterschätzen: Das Wetter! Ja, es ist besser als in Deutschland :-) Mexiko-Stadt liegt allerdings auf 2.300 Metern Höhe und oft hat man innerhalb eines Tages das Gefühl, durch mehrere Klimazonen zu reisen. Zum Beispiel jetzt im Januar: Morgens sind es 5 Grad. Also auf dem Weg zur Arbeit eine dicke Jacke, Schal und Handschuhe anziehen. Um 14:00 in der Mittagspause, wenn die Sonne scheint, ist T-Shirt-Wetter. Es ist zu heiß, um in der Sonne zu sitzen. Wer es doch tut, sollte sich mit Sonnenmilch einreiben, denn die Sonne hat richtig Kraft. Und abends auf dem Heimweg ist es wieder saukalt. Zu Hause übrigens auch, da unsere Wohnung, wie fast alle Wohnungen in Mexiko-Stadt, keine Heizung hat…

Der größte Unterschied ist wohl nicht mexiko-spezifisch: Wir sind hier Ausländer. Das bedeutet, dass wir viele Sachen des täglichen Lebens neu lernen mussten, weil sie hier einfach anders laufen. Online-Banking hat zum Beispiel Öffnungszeiten, nach 21:00 kann man keine Überweisung mehr machen. Die Stromrechnung wird im Supermarkt bezahlt statt per Bankeinzug. Was dazu führte, dass wir an Silvester ohne Strom dagesessen haben, weil wir im Juli einmal vergessen hatten, die Rechnung zu bezahlen – und schwupps war ohne weitere Vorwarnung der Strom weg. Der Handwerker sagt, dass er den Wasserschaden „ahorita“ („jetztchen“) behebt, lässt sich aber die nächsten zwei Tage nicht mehr blicken. Die Liste ließe sich fortsetzen. Mittlerweile wissen wir, dass „ahorita“ so gut wie alles bedeuten kann – außer „jetzt sofort“. Ausgelernt haben wir noch lange nicht, und das ist auch gut so. Wir sind mittlerweile viel entspannter geworden.

 

Du sagst es schon, ihr seid Ausländer in Mexico. Wie schwer hat man es als Ausländer in Mexico?

Eigentlich ziemlich einfach, zumindest, wenn man kein gringo ist :-) Die Mexikaner sind sehr offen und gastfreundlich – und Ausländern gegenüber sehr aufgeschlossen. Deutsche haben einen guten Ruf. Ich glaube, das liegt unter anderem am Fußball. Die Mexikaner sind fußballverrückt und lieben deutsche Fußballmannschaften – Bayern München und Beckenbauer kennt hier jeder. Und ich glaube, es liegt auch daran, dass viele deutsche Firmen in Mexiko Produktionsstätten haben, allen voran VW, die bereits in den 60ern ein Werk in Puebla bauten und heute der größte Arbeitgeber in der Millionenstadt sind.

 

Kommen wir zu eurem Blog traumweltenbummler.de. Seit wann betreibt ihr dieses und was war die „Initialzündung“ hierfür?

Der Hauptgrund ist wohl ein typischer Grund, warum man anfängt zu bloggen, wenn man im Ausland lebt: So können Familie und Freunde immer schauen, wie es uns geht, ohne dass wir Mails mit riesigen Foto-Anhängen verschicken müssen. Bei einem eher zahlenlastigen Job ist der Blog für mich außerdem ein willkommener Gegenpol – und für Tim eine Spielwiese für Grafikdesign und seine Programmierkenntnisse.

Mittlerweile ist aber ein anderer wichtiger Grund hinzugekommen: Wir möchten der Welt zeigen, wie schön Mexiko-Stadt ist. Unserer Meinung nach ist es eine der unterschätztesten Städte der Welt. Und besonders freuen wir uns darüber, langsam immer mehr Leser zu haben, und dass sie sogar Kommentare schreiben. So macht das Bloggen wirklich Spaß!

 

Und das sieht man eurem Blog auch absolut an! Welche Inhalte findet man dort? Warum sollte jemand, der nach Mexico fahren möchte, euer Blog besuchen?

Wir fotografieren und schreiben über alles, was das Leben in Mexiko-Stadt schön macht: Essen, Trinken, Museen, Ausgehen, Einkaufen… Immer mit sachdienlichen Hinweisen wie Öffnungszeiten, Webseite, Telefonnummer, U-Bahn-Haltestelle. Damit die Leser einen Überblick bekommen, bauen wir alle Tipps in einen Stadtplan ein – so kann man besser einschätzen, welche Aktivitäten sich gut miteinander verbinden lassen. Und das Ganze immer mit vielen Fotos, damit die Leser sehen, wie hübsch und manchmal auch hübsch-hässlich diese Stadt ist.

Ganz neu haben wir auch eine Willkommens-Seite, in der die Leser alle wichtigen Informationen von An- bis Abreise finden – und die besten Mexiko-Stadt-Apps, die wir selbst getestet haben. Wir haben natürlich schon mehrere Orte außerhalb von Mexiko-Stadt besucht und auch darüber geschrieben. Twitter und unsere Facebook-Seite nutzen wir vor allem dafür, auf aktuelle Veranstaltungen und interessante Artikel über Mexiko von anderen Bloggern oder Zeitungen hinzuweisen.

 

Wodurch unterscheidet sich euer „Deutsche in Mexico“-Blog von einem „normalen“ Reiseblogger-Beitrag über Mexico?

Mexiko-Stadt ist ja nicht das Haupt-Reiseziel innerhalb Mexikos, daher gibt es schon mal nicht sooo viele Blogger-Beiträge über die Stadt. Weil wir hier wohnen, haben wir viel mehr Tipps in unserem Blog, als sie ein Reiseblogger, der sich normalerweise nur wenige Tage hier aufhalten wird, geben kann. Und wir schreiben auch über Aktivitäten, die einem „normalen“ Reiseblogger meist entgehen, wie zum Beispiel ein Besuch bei einer lucha libre, dem mexikanischen Wrestling. Außerdem haben wir mittlerweile die mexikanische Kultur ein wenig kennen gelernt und schreiben auch darüber. So können Reisende vielleicht Missverständnisse und Fettnäpfchen vermeiden.

 

Als quasi Einheimische wollen wir natürlich von euch auch wissen: was muss man unbedingt in Mexico gesehen haben, steht aber in kaum einem Reiseführer?

Hier beziehen wir uns auch mal wieder auf Mexiko-Stadt – die ja an sich schon quasi ein Geheimtipp ist – und Umgebung, da wir uns hier am besten auskennen:

Plan- und ziellos Spazieren gehen in den Stadtvierteln Coyoacán, San Ángel, Condesa, Roma und der Altstadt: wunderschöne kleine Gassen mit bunten Häusern und vielen Bäumen (gut, in der Altstadt ohne Bäume), süßen kleinen Läden und Cafés, viele Leute zum Gucken, einfach treiben lassen…

Sonntägliches Fahrrad fahren auf der Avenida de la Reforma, die von 8:00-14:00 für Autos gesperrt ist: Falls Dein Hotel/Hostel keine Fahrräder ausleiht, frag dort nach einem nahe gelegenen Bici-Gratis-Stand. Dort werden, wie der Name schon sagt, kostenlos Fahrräder verliehen.

Essen gehen im Farolito: DIE Taco-Kette! Und dort gibt es sogar mehrere Gerichte zur Auswahl für Vegetarier. Getrunken wird dort traditionell Agua de Jamaica (Hibiskusblüten-Eistee), Horchata (kalte Reismilch) oder eine Michelada (das mexikanische Alsterwasser): ein wenig Limettensaft, Eiswürfel und das Bier Deiner Wahl

Der Mercado de la Ciudadela in der Altstadt: Der beste und größte und günstigste und entspannteste Souvenir-Markt der Stadt.

Ausflug nach Tepoztlán (knapp anderthalb Stunden mit dem Bus von Mexiko-Stadt entfernt): kleines Hippiedorf in den Bergen, Hochburg des Temazcal. Temazcal ist ein prähispanisches Dampfbad – man weiß nicht 100%ig, wer es erfunden hat, aber Temazcal gab es wohl schon vor der Blütezeit der Azteken. Ein Temazcal ist quasi ein Iglu aus Steinen, drinnen ist in der Mitte eine Vertiefung, in die glühend heiße Vulkansteine gelegt und mit Kräuterwasser begossen werden. Dadurch entsteht viel – und irgendwie betörender – Dampf. Die Zeremonie dauert eine gute Stunde und ist nicht unanstrengend, aber danach bist Du tiefenentspannt. Unbedingt ausprobieren!

Tepoztlán, Hippie-Bergdorf in der Nähe von Mexiko-Stadt

Tepoztlán, Hippie-Bergdorf in der Nähe von Mexiko-Stadt

Tipps für Geschäftsreisende, die in einem Hotel im Stadtteil Polanco wohnen: In die „Surtidora Don Batiz“ gehen, den entspanntesten Laden im Edel-Stadtteil Polanco, und dort Tacos oder mexikanische Suppen essen und Pulque (fermentierter Agavensaft) mit Fruchtzusatz trinken – und zum Abschluss einen schönen Tequila. Wir empfehlen Herradura Reposado (stark im Geschmack, mild im Abgang) oder Don Julio Reposado (mild im Geschmack, stark im Abgang). Zum Einkaufen von Souvenirs empfehlen das süße kleine Freiluft-Einkaufszentrum Pasaje Polanco (und darin den Laden „Artesanías Polanco).

 

Wow, da gibt es ja eine Menge zu entdecken. Wer jetzt inspiriert wurde – was ist euer wichtigster Tipp für alle, die für einige Monate/ Jahre nach Mexico gehen möchten?

Nicht abschrecken lassen von der schlechten Presse oder der Vorstellung, dass Mexiko-Stadt ein furchtbarer Moloch ist. Das ist es nicht. Es ist ein herrlicher Moloch! Daher: Einfach machen. Es lohnt sich.

 

Herzlichen Dank für dieses Interview. Bzw.: muchas gracias!

 

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Mexico Stadt war mein allererstes Fernreiseziel (schon ein lages Weilchen her) und ich liebte es! Wir kamen abends im Dunkeln an, die Müllabfuhr hatte die Straßen noch nicht geräumt und der Kulturschock konnte nicht größer sein. Aber dann der nächste Morgen – blauer Himmel, Sonne und die leckersten Tortas und frischgepressten Saft zum Frühstück. Mexico City hatte einen neuen Fan!
    Vielen Dank für sehr angenehme Erinnerungen heute morgen!

    LG Simone

  2. @Simone: Freut mich, dass Nadine & Tim gute Erinnerungen bei dir wecken konnten. Mexico war auch mein erstes Fernreiseziel. Wobei ich allerdings, ehrlich gesagt, eher von Yucatan als von Mexico-Stadt schwärme…

  3. Bei mir ging die erste Fernreise auch nach Mexiko. Das hat mich damals unglaublich beeindruckt. Eine wunderbare Stadt mit einer spannenden Geschichte, total lebendig, bunt und mit sooo vielen Sachen, die man entdecken kann! ich würd gern bald mal wieder hinfahren!

  4. Pingback: Blogger im Ausland: Sascha in Bangkok | Kristine Honig

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  6. hoi,
    ich lebe auch in mex aber in DF wuerde ich niemals leben wollen. die luft ist zu verschmutzt, wenn auch besser als vor 10 jahren, der verkehr ist zwar etwas organisierter als in vielen anderen entwicklungslaendern, dennoch immer unberechenbar und es gilt das gesetz des staerkeren. auch bist du dir offensichtlich nicht bewusst, wie gefaehrlich es in DF wirklich ist. jedes jahr werden tausende menschen entfuehrt und getoetet oder gefoltert. jeder hier kennt verwandte, welchen dies passiert ist. auch sterben viele unschuldige im crossfire des krieges. ich lebe in cabo. hier kann man die sicherheitslage als stabil bezeichnen.

    banken sind wirklich die zweitgroessten idioten nach den gewalttaetigen verbrechern. oeffnungszeiten fuer webbanking ist ein schildbuergerstreich! banamex bietet webbanking an, doch funktioniert dieses nie obwohl alle nummern richtig eingegeben werden. man wird dann gezwungen, zu einer filiale zu gehen, wo ein wahnsinniger formularaufwand getrieben wird und es nach vielen fehlversuchen, aktivierungsanrufen und anderen ineffizienten prozessen stundenlang dauert, um das webbanking wieder zu aktivieren. zuhause angekommen geht das gleiche spiel los welches sich endlos wiederholt.

    das wetter ist hier schon genial und die tacos schmecken auch gut.

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