Blogger im Ausland: Sascha in Bangkok

Blogger Relations: Blogger im Ausland: Sascha in Bangkok

Nadine und Tim wohnen und bloggen in Mexico. Heute geht es im Blog-Interview auf die andere Seite der Erdkugel in Richtung Asien. Sascha wohnt und arbeitet in der thailändischen Hauptstadt Bangkok.

In Asien zu leben ist natürlich noch einmal etwas ganz anderes als ins europäische Ausland zu gehen. Wie verschieden aber ist die Kultur denn tatsächlich? Sascha berichtet hierüber.

Dass Sascha viel mit jungen Leute zu tun hat, ist wohl auf dem nachfolgenden Foto nicht zu übersehen. Na, wer entdeckt Sascha als erstes?

Sascha in Thailand: Mit Students am  College in Udon Thani

Sascha in Thailand: Mit Students am College in Udon Thani

 

Hallo Sascha, wo kommst du ursprünglich her und seit wann sowie warum wohnst du in Thailand?

Hallo Kristine! Ich komme, Überraschung, aus Deutschland. Um genauer zu sein, aus dem schönen Würzburg inmitten Bayerns (für die Bayern: Frankens!). Allerdings aus dem Teil, der halbwegs ordentliches Deutsch spricht (Franken eben).

In Thailand wohne ich seit Ende 2010. Damals kam ich her, um eine Art „Auszeit“ von meinem Marketing Job zu nehmen. Der Plan war, ein oder zwei Semester hier an einem Governmental College (das sind die günstigsten Schulen hier – für Familien, die sich keine teure Highschool oder Privatschule leisten können) Englisch zu unterrichten und einfach mal was „Gutes“  tun, ohne ständig über ROIs, Marketing Value etc. nachdenken zu müssen.

Im Endeffekt hat mir das Unterrichten dann aber so viel Spaß gemacht, dass ich noch ein weiteres Semester dran gehängt habe und nun mittlerweile sogar als Dozent an der größten privaten Uni in Thailand unterrichte.
Zu Beginn war ich ganz im Nord-Osten Thailands, der ärmsten Region des Landes, mittlerweile arbeite ich in Bangkok, bin aber immer noch recht häufig da „oben“ zu Besuch.

 

Wodurch unterscheidet sich ein Leben in Thailand für dich hauptsächlich von einem Leben in Deutschland? Wie schwer hat man es als Ausländer in Thailand?

Oje. Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist einfach ganz und gar anders. Das fängt bei offensichtlichen Kulturunterschieden wie der Religion an (z.B. wird in Kindergärten und Schulen jeden Morgen zusammen gebetet), geht über die Arbeitsmoral hin zur alltäglichen Lebenshaltung.

Die Religion ist hier wirklich enorm wichtig und spielt die wohl größte Rolle im alltäglichen Leben. Es wird jeden Morgen gebetet, Opfergaben an Mönche verteilt, die von Haus zu Haus gehen und religiöse Festivitäten reihen sich aneinander. An Schulen wird, wie schon erwähnt, jeden Morgen zusammen gebetet, es gibt „Thai culture“ Fächer, in denen das richtige Beten gelernt wird und „normale“ Klassen werden ständig annulliert, um mehr Zeit zum Beten zu haben…

Bezüglich der Arbeitsmoral fasst man sich hier als Europäer zunächst häufig an den Kopf. Selbst wenn man Südeuropa gewöhnt ist, regt man sich hier zunächst noch oft auf. Die „Laziness“ bzw. Gleichgültigkeit, die hier an den Tag gelegt wird, sucht seines Gleichen. Saba sabai sagen die Thais dazu und meinen „nur keinen Stress“. Das führt allerdings auch dazu, dass Verabredungen nicht eingehalten werden, man nie Bescheid bekommt, wenn sich ein Meeting verschiebt oder manche Sachen einfach ad-hoc gecancelt werden.

Zwecks Lebenshaltung muss man feststellen, dass es hier komplett andere Prioritäten gibt. Essen und Wohnraum sind in „einfachen Verhältnissen“ recht ok und moderat – steigen aber schnell überdimensional an. Im Gegenzug sind High-Tech Artikel und Autos zum Beispiel unglaublich teuer.

Als Beispiel: Jemand verdient 40,000 THB (Thai Baht) im Monat und zahlt vielleicht 5.000 THB für seine Wohnung. Und um die 50 THB pro Essen. Alles recht günstig. Sobald man allerdings ein Smartphone möchte, muss man mit um die 20,000 THB rechnen und für ein Auto gar um die 1,000,000 THB einplanen. Verrückt!

Bezüglich der Schwierigkeiten als Ausländer: Als Tourist ist alles ganz einfach. Die freuen sich über Touristen hier, da diese das Geld bringen. Wenn man hier arbeitet und sich wirklich integrieren möchte, ist das allerdings oft ein wenig schwerer. Zwar begrüßen viele Thais das auch – Verständnis für Probleme von Ausländern gibt es allerdings recht selten. Wenn man dann fragt „Warum ist das so?“ gibt es oft die „That’s Thai culture“-Antwort – keine Erklärungen. Sprich, dem Flow folgen ist leicht, es zu verstehen nicht.

Sascha in Thailand: Typischer Sonnenuntergang auf einer Insel in Thailand

Sascha in Thailand: Typischer Sonnenuntergang auf einer Insel in Thailand

Du arbeitest als Sprachlehrer. Hast du hierdurch mehr mit Thailändern oder mehr mit Ausländern zu tun?

Ich arbeite nicht nur als Sprachlehrer. Das war nur der Einstieg hier, weil ich halt ein Ausländer bin und die Schulen, gerade im armen Nord-Osten, händeringend Sprachlehrer brauchen. Nachdem das recht erfolgreich war, mache ich das nun nebenbei, bin aber hauptberuflich Dozent für Online Business / Marketing an der Uni hier :-)

Um jedoch die Frage zu beantworten: Als English teacher habe ich mehr mit Thais zu tun. Als Dozent an der Uni auch viel mit Studenten aus anderen Ländern in Süd-Ost Asien (Burma, Bhutan, Cambodia, Nepal) oder Afrika, Europa und den States.

 

Kommen wir zu deinem Blog my-thai.org. Seit wann und warum betreibst du dieses?

Ich habe vor 2 Jahren angefangen, als ich nach Thailand kam. Einfach um Erinnerungen zu sammeln und aufzuschreiben, was passiert. Das habe ich schon über meine Zeit in Australien (http://aussieoioioi.blogspot.com), Berlin und Wien gemacht. Vor ein paar Wochen habe ich dann angefangen, den Blog ein wenig mehr zu „vermarketen“ (einfach ein bisschen mehr Interaktion auf social media Kanälen) und ein paar generelle Fragen zu beantworten, da der Traffic nun mehr und mehr zunimmt.

 

Welche Inhalte findet man auf deinem Blog? Warum sollte jemand, der nach Thailand fahren möchte, dein Blog besuchen?

Auf meinem Blog findet man detailliertere Eindrücke über das „wirkliche“ Leben und Arbeiten hier in Thailand. Ich schreibe auf, was ich gut (und schlecht) finde und gebe Auskunft über das warum und wieso. Ich schreibe keine „How to get laid in Thailand“ Blog posts sondern wirklich nur, was mir passiert und was ich aus eigener Hand erzählen kann.

 

Wodurch unterscheidet sich dein „Deutscher in Thailand“-Blog von einem „normalen“ Reiseblogger-Beitrag über Thailand?

Ich würde hier nicht sagen, dass „Deutsch“ das wichtige Keyword ist sondern Reiseblogger vs. Local. Der Reiseblogger fokussiert sich wohl mehr auf die „coolen“ Events und Sights (was auch gut und verständlich ist), wohingegen ich das natürlich auch erwähne, aber eben noch mehr zu erzählen habe.

 

Als quasi Einheimischer wollen wir natürlich von dir auch wissen: was muss man unbedingt in Thailand gesehen haben, steht aber in kaum einem Reiseführer?

Na da kommt natürlich die Antwort schlechthin: Geht „off the beaten track„. Wie man das macht? Entweder mich kontaktieren ;-) oder wirklich mit kleinen, einheimischen Touren durchstarten. Keine All Inclusive Touren im Vorhinein buchen, sondern ein bisschen Zeit investieren und die richtigen Anbieter hier finden. Mittlerweile gibt es sogar ein paar ganz gute ‚individual tour‘ Anbieter in Social Media – findet man auf meinem Blog ;-)

Wenn Du jetzt konkrete Beispiele haben willst, würde ich spontan Trang (so heißt die Provinz) und Krabi (jedoch nicht das touristische Ende) als Beach- und Schnorchel-Urlaub empfehlen. Für die Trekking-Fans würde ich sagen, ab nach Chiang Rai und da einfach Bikes mieten und quer durch den Dschungel. Auch Bangkok würde ich empfehlen. Allerdings am Ende einer Thailand-Tour da es am Anfang echt nervig sein kann. In Bangkok gibt es so viel Cooles zu sehen (steht alles auf eurem Lieblings Thailand Blog!), das man sonst nirgends findet!

 

Und dein wichtigster Tipp für Leute, die für einige Monate/Jahre nach Thailand gehen möchten – was gilt es in der Vorbereitung bzw. in diesem Land zu beachten?

Have a little Patience. Ihr werdet hier so unglaublich verärgert sein, wenn es um Sachen wie Arbeitsvertrag und Visa geht. Sich aufregen bringt allerdings gar nichts. Es braucht einfach alles Zeit und daran lässt sich nichts ändern.

Ansonsten würde ich noch sagen, dass man sich unter Umständen echt auf unglaubliche Hitze gefasst machen sollte – viele meiner Freunde hatten damit wirklich Probleme. Weiterhin würde ich sagen, dass man einfach seinen „Common Sense“ dabei haben sollte und offen für neue Kulturen sein muss. Ich habe neulich einen schönen Spruch auf einer Expat Seite (www.xpational.org) gelesen: Don’t consider this country you chose to live in owns you anything. Bescheidenheit, Zurückhaltung und die Motivation, Kultur und Sprache zu lernen, sind nicht nur in Thailand wichtig und helfen ungemein.

 

Na, das ist doch ein wunderschöner Schlusssatz! Danke, Sascha, für dieses Interview!

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Inspirierende Geschichte! Und vor allem der letzten Satz sollte man verinnerlichen, wenn man längere Zeit im Ausland leben möchte. Danke dafür!

  2. Ich kannte das Blog auch noch nicht und finde es nach dem ersten „drübersurfen“ sehr gut. Finde es auch sehr spannend wie aus dieser Auszeit ein neuer Lebensabschnitt wurde. Geht das so einfach, dort zu unterrichten (Sprache) und dann auch an die Uni zu gehen?

  3. Zunaechst mal danke fuer die postiven Kommentare. Freut mich sehr :-)

    @Florian: Unterrichten ist relativ einfach wenn man keine grossen Ansprueche hat. Die ersten Semester habe ich als eine Art ‚volunteer teacher‘ gearbeitet (Sobald Du als Auslaender dahin kommst und fluessig Englisch sprichst sind die Schulen happy) ohne grosses Gehalt und ‚am Ende der Welt‘ (im Nord-Osten, weit weg von Tourismus & Meer). Das war die ‚Auszeit‘ und daher total ok fuer mich. Dass es so einfach ist, ist aber leider auch ein wenig ein Nachteil da einfach viele, nennen wir es mal faule Wandervoegel, sich das zu Nutze machen und einfach dort abhaengen und sich die zeit vertreiben und leider nicht wirklich gut unterrichten sondern nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind.

    Der Wechsel an die Uni ist da schon schwerer – insbesondere wenn man an eine ‚gute‘ Uni will. Da wird schon ein ordentlicher Background check gemacht, die alten Noten hervorgekramt, der Degree durchleuchtet und teaching presentations abgehalten. Die Uni hat mich 3x zum Interview und Probevorlesung halten eingeladen bevor die Zusage kam.

    Hope that helps :)

  4. @Sascha: Vielen Dank für die Antwort! Finde das sehr spannend, besonders das Unterrichten. Hatte ich bisher noch nicht so mitbekommen. Hattest Du in Deutschland schon mal an der Uni etwas vergleichbares wie jetzt an der Uni dort gemacht? Ich kenne das nur von meinen Unis, dort haben die Dozenten idR alle promoviert oder sind gerade dabei. Wie ist das in Thailand?

  5. In Deutschland hab ich mal als Tutor fuer die Uni und jahrelang als Sport Coach gearbeitet. Ist also nicht wirklich vergleichbar aber hat mich immerhin ein wenig aufs Unterrichten vorbereitet. Nachdem ich aber ja aus der Wirtschaft kam hatte ich nicht promoviert oder aehnliche Uni Erfahrungen gesammelt. Ich muss aber sagen dass ich Unterrichten schon immer sehr spannend fand und das wirklich ‚mein Ding‘ zu sein scheint. Daher war die Motivation sehr hoch das zu machen.

    Ich bin jetzt allerdings gerade dabei den PhD anzugehen. Wenn man in der akademischen Laufbahn bleiben moechte, macht das natuerlich schon Sinn und die meisten Dozenten haben promoviert oder eine lange akademische Laufbahn hinter sich.

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