Das Tolle an Messen: man hat alle Konkurrenten direkt nebeneinander und kann vergleichen. Zum Beispiel die 105 Tourismuslogos und -slogans in dem nachfolgenden Video, aufgenommen auf dem WTM, dem World Travel Mart, 2012 in London.
Stellt sich beim Betrachten die Frage nach Alleinstellungsmerkmalen und Austauschbarkeit von Logos und Slogans. Natürlich gibt es ganz viel „Explore“ und „Discover“ und „Inspire“ – aber hey, es geht hier schließlich um Tourismus. Und Tourismus heißt genau das: erkunden, entdecken und inspiriert werden. Und sonst so? Spontane Assoziationen zum Thema Logos.
Schön wäre es, die Logos einmal ohne den konkreten Regionen- bzw. Ländernamen zu sehen. Würde man die Regionen dennoch wiedererkennen? Bei einigen wenigen bin ich mir diesbezüglich ganz sicher. Bei einem Großteil müsste man dies allerdings verneinen.
In diesem Rahmen: Ich mag unglaublich gern das Holland-Logo – noch immer, obwohl ich dieses 10 Jahre lang fast täglich vor Augen hatte. Locker, wie die Menschen; oranje wie das Land; und selbstverständlich mit Tulpe. Top!
Wenn wir schon einmal bei eigenen Arbeitgebern sind: ich mag ebenso das Logo meines aktuellen Projektes „Urlaub im Herzen Europas“. Die vier Kleeblätter stehen für die Regionen, die sich hier im Dreiländereck zu einem gemeinsamen Projekt zusammengeschlossen haben: Süd-(Zuid-)Limburg, Belgisch Limburg, die Provinz Lüttich (Liège) sowie das Aachener Umland. Das Logo ist farbenfroh und macht – mir zumindest – gute Laune. Die direkte Kombination von Logo mit Website ist sowieso fast immer mein Favorit.
Ganz toll: Australien. Die haben es aber auch einfach mit ihren Kängurus… Abgesehen davon: selbst wenn man (noch) kein Australien-Fan ist, kann man diesem Logo kaum widerstehen. Der Sonnenschein, der Schwung, die Action. Da möchte man doch direkt hinterher hüpfen.
Im Winter 2012 hat das Logo eine Anpassung erfahren (rechte Version).
Sehr reduziert dem gegenüber die Nordländer. Bei Visit Norway gibt es einen reinen Schriftzug mit integrierter Internetadresse. Kaum inspirierend für ein Tourismus-Logo. Wer hat das denn bitte schön freigegeben? Und doch: Wenn ich die Marketingprodukte von Visit Norway in der Hand halte, passt diese Reduzierung perfekt zum gesamten Erscheinungsbild. Blaue Seen, weite Landschaften, Nordlicht, Ruhe. Ein verspieltes Logo wäre hier fehl am Platze.
Problematisch bei Logos: worauf liegt der Schwerpunkt? Die spontanen Assoziationen, welche der Kunde zu einem Land hat (z.B. Käse & Tulpen bei Holland), möchte man mittels verschiedener Marketingaktivitäten eigentlich erweitern. Ins Logo also für einen hohen Wiedererkennungswert die „alten“ (mittlerweile ungeliebten) Assoziationen packen oder die neu gewünschten für einen Imagewandel auf lange Sicht? Grundsatzentscheidung.
Viele der Logos aus dem Video sind austauschbar. „Wir haben Strand. Und Palmen.“ – „Ach? Wir auch!“ Doch was macht eine Region tatsächlich zu dem, was sie ist? Kann man das auf einen Punkt bringen? Und wenn nicht: Kann ein Logo überhaupt eine ganze Region mit all ihren wichtigen Bestandteilen darstellen? Sicher nicht. Und so ist es wohl letztlich immer auch die Frage, in welchem Rahmen ein Logo gezeigt wird. Vielleicht also doch lieber einfach etwas Abstraktes aus Farben und Formen. Was einfach schön aussieht.
Noch zwei ergänzende Links zu diesem Beitrag: Unter http://touristvstraveller.wordpress.com/2012/11/20/105-tourism-slogans-from-around-the-world-wtm12/ findet ihr alle Tourismus-Slogans aus dem Video noch einmal schön übersichtlich aufgelistet.
Und unter http://www.netzvitamine.de/blog/claims-destinationen.html haben die „Netzvitamine“ das Thema noch einmal umfangreich analysiert. Sehr lesenswert!
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