Bei Barcamps ist das Thema akut: Wie können die Inhalte der verschiedenen Sessions sinnvoll im Nachhinein gebündelt werden? Wie können die Ergebnisse interessierten Nicht-Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden? Hier eine Auflistung an Möglichkeiten – ohne den Anspruch der Vollständigkeit.
Worum geht es bei Zusammenfassungen?
Bei Barcamps geht es oft darum, die wertvollen Ideen nicht verschwinden zu lassen. Stattdessen festhalten, andere Leute hiermit inspirieren. Auch die Überzeugungsarbeit für eventuelle Sponsoren oder Teilnehmer beim nächsten Barcamp spielen eine Rolle, gerade bei Barcamps, die von Organisationen oder Unternehmen durchgeführt werden. Das Konzept Barcamp ist im touristischen Sektor noch verhältnismäßig neu, sodass recht viel an Informationen für die Teilnehmer und Interessierten zusammengestellt werden muss – sowohl vorher als auch nachher.
Bei Kongressen/Tagungen gibt es meist bereits eine Dokumentation. Ist da auch wesentlich einfacher als bei einem Barcamp: Die Vorträge liegen vorab bereits als Präsentationen vor. Heißt: Die Teilnehmer des Kongresses können oft direkt vor Ort die Dokumentation in Empfang nehmen.
Bei einer Bloggerreise oder einem Educational gibt es mehrere Ebenen für die Dokumentation: Da ist einerseits die Berichterstattung für die Partner. Diese wollen natürlich wissen, was genau passiert ist und mit welchem Ergebnis. Andererseits ist da die Berichterstattung für die Konsumenten, für welche ein Rückblick auf die Reise ebenso von Interesse sein kann.
Formen von Zusammenfassungen
Protokoll
Für das Schreiben eines Protokolls wird meist vorab jemand konkret beauftragt. Das kann gerne ein Interner sein. Wichtig ist hier die klare Aufgabenstellung: Verlaufsprotokoll mit allen Diskussionen oder ein einfaches Ergebnisprotokoll mit – tja, den Ergebnissen eben?
Ein Protokoll sollte generell kurz, knapp und klar formuliert sein. Du kannst dieses online stellen (zum Beispiel auch mit weiterführenden Links). Kannst jedoch ebenso die verschiedenen Protokolle der Barcamp-Sessions oder der Konferenz-Vorträge in einem E-Book oder einem Buch bündeln.
Was fehlt: Das Ganze ist recht trocken. Text eben.
Beispiel: NetzpolitikCamp, 2015 in Düsseldorf, bei welchem alle Sessions protokolliert wurden.
Blogbeitrag
Anders als ein Protokoll wird dieser Beitrag nicht direkt während der Sessions, Diskussionen und Vorträge erstellt, sondern im Nachhinein (Ausnahmen bestätigen die Regel, siehe Beate Mader). Die Inhalte sind hierdurch im Vergleich oft reflektierter, mehr auf die wesentlichen Punkte beschränkt (gerade im Vergleich zu einem Verlaufsprotokoll).
Ein Blogbeitrag kann und sollte gerne etwas mehr Emotionen als ein Protokoll beinhalten. Das ist schließlich dein Blog, auf dem du schreibst, deine Spielwiese.
Beispiel: der re-publica Reader, der verschiedene Beiträge, Meinungen etc. bündelt
Live-Report via Twitter
Auch hier muss vorher deutlich sein, wer macht es. Wird der eigene Twitter-Account auf fünf Leute verteilt, fühlt sich im Zweifelsfall am Ende keiner wirklich für verantwortlich. Derjenige, der Twitter mit Live-Informationen befüllt, sollte auf jeden Fall jemand sein, der weiß, wie Twitter funktioniert. Heißt: Jemand, der Inhalte schnell in 140 mittlerweile 280 Zeichen packen kann und das ohne Rechtschreibfehler. Derjenige sollte dann vor Ort auch keine andere Rolle haben, denn twittern braucht die komplette Aufmerksamkeit, wenn man es richtig machen möchte.
Was gut ist: Twitter bietet mehr als nur Text. Hier können auch Fotos und Videos integriert werden oder sogar eine Umfrage. Die Informationen auf Twitter sind kurz, knapp und klar zu halten.
Im Nachhinein kannst du einzelne ausgewählte Tweets online stellen oder alle relevanten zu einer gemeinsamen Story unter Storify bündeln. Für jede Form von Print sind die Tweets jedoch eher ungeeignet.
Anmerkung 8.1.18: Storify wird zu Mai 2018 schließen. Daniel Fiene beschreibt, wie du deine alten Beiträge sichern kannst. Tools mit ähnlichen Funktionen werden gerade getestet.
Beispiel: Günter Exel und seine Live-Reportagen auf Twitter, Storify vom Barcamp Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz 2015
Live-Report via Snapchat
Alles wie bei Twitter quasi. Nur, dass sich derjenige dann eben mit Snapchat auskennen sollte. Wobei die Zusammenfassung hier anders läuft.
Du kannst deine Snaps im Nachhinein herunterladen und zu einem Video zusammenstellen. Ich selbst halte hier nicht so viel von. Snapchat zelebriert ja gerade das Direkte, Aktuelle. Auf Youtube sieht das dann teilweise eher lächerlich aus. Auch aufgrund des Hochformats der Aufnahmen von Snapchat. Meine Meinung.
Live-Streaming
Meist läuft Live-Streaming so: Einfach draufhalten auf die Bühne oder das Podium. Fertig.
Du kannst da aber noch mehr rausholen. Du kannst die Inhalte von der Bühne durch eigene Kommentare ergänzen, Beiträge zusammenfassen, Hintergründe liefern, Interviews führen…
Auf jeden Fall solltest du darauf achten, dass du genug WLAN zur Verfügung hast. Nicht, dass deine Verbindung mittendrin einfach abbricht.
Beispiel: Live-Streaming von der re-publica 2016, Live-Streaming von der ITB 2017
Graphic Recording/Skechnotes
Weg von Texten hin zu Bildern. Ein Bild sagt schließlich mehr als tausende Worte. Graphic Recording und Sketchnotes transferieren die Inhalte in Bilder. Zusammenhänge zwischen einzelnen Komponenten werden gelegt und Emotionen kommuniziert.
Meine Session Webvideos beim #tcniederrhein als Chart. Freue mich auf eure Kurzvideos. pic.twitter.com/ZHDcSYBciD
— Gastronomie im Netz (@GastroImNetz) August 20, 2015
Was hier eventuell fehlt, sind tiefergehende Informationen. Diese sind für Außenstehende, für Nicht-Teilnehmer teilweise nicht nachvollziehbar bzw. verständlich genug.
Beispiele: Beate von Visionhoch3, Sketchnotes beim e-marketingday 2015 der IHKs im Rheinland. Thüringer Tourismustag 2016.
Infografik
Was der Blogbeitrag dem Protokoll, ist die Infografik den Sketchnotes: Die Inhalte werden auch hier erst im Nachhinein zusammengetragen. Dadurch ebenso reflektierter. Von Beginn an kann eine andere Struktur gewählt werden, weil das letztendliche Ergebnis deutlich ist.
Print-Tagungsdokumentation
Eine Tagungsdokumentation kann einfach nur die gezeigten Präsentationen beinhalten. Sinnvoller wird sie allerdings, wenn sie einen Mehrwert bietet. Hier bieten sich ergänzende Hintergrundinformationen an, weiterführende Interviews, Kontaktdaten etc.
Beispiel: Werkschau vom DestinationCamp
Video
Also jetzt ein „richtiges“, kein kurzes schnelles Snapchat-Video aus dem Handgelenk. Hierfür brauchst du bereits vorher einen Plan, was genau in dein Video rein soll. Nicht dass der Interviewpartner schon weg ist, wenn du ihn sprechen willst. Oder du das Büffet nur in abgeräumten Zustand vor die Linse bekommst.
Was kannst du mit dem Video machen? Natürlich auf einer geeigneten Plattform hochhalten (z.B. Youtube) und hierüber dann auch wieder überall sonst einbetten.
Beispiel: Barcamp Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz 2016
Kombination verschiedener Komponenten
Wenn Graphic Recording und Sketchnotes die tieferen Zusammenhänge vermissen lassen, Twitter diese aber bietet – warum dann nicht miteinander verknüpfen? ThingLink ermöglicht dies: Grafiken, in welche du an den entsprechend gewünschten Stellen ergänzenden Text oder Links integrieren kannst.
Beispiel: Thüringer Tourismustag 2016
Auch Blogbeiträge eignen sich sehr gut dafür, verschiedene andere Formate zu integrieren. Sei es ein Foto, Video, ein Tweet, ein Instagram-Foto oder ähnliches. Wie du ja auch an diesem Beitrag hier siehst :)
Ausrichtung
Generell: Alle Zusammenfassungen sind kein reiner Selbstzweck. Sie sind nicht für dich, sondern für die Leser, Zuhörer, Zuschauer gedacht. Überlege dir also, welche Informationen diese von dir benötigen. Und schau dann, welches Format und welcher Kanal für die Umsetzung am besten geeignet ist.