Echter Content. Wo soll der herkommen?

Social Media: Echter Content. Aber woher?

Alle reden von Content. Gutem Content. Dabei geht es um jede Form von Inhalt: Texte, Fotos, Videos. Eigentlich auch Infografiken oder Erklärvideos. Oder Daten im Sinne von Öffnungszeiten, Adressen, Angeboten. Aber bleiben wir vorerst bei Texten, Fotos und Videos. All diese Inhalte müssen qualitativ und quantitativ in touristischen Unternehmen vorhanden sein. Wie kann eine touristische Organisation dies mit ihren personellen und finanziellen Mitteln stemmen?

Beim 11. Tourismuscamp in Berchtesgaden wurde letztes Wochenende genau das diskutiert. Catharina Weisser und Daniel Menzel vom Tourismusverband Fläming hielten dort eine Session zum Thema „Echter Content & Storytelling“. Dabei gab es einige tolle Beispiele aus verschiedenen Destinationen.

 

Locals integrieren

Einwohner einer Stadt oder Region sind meist begeistert von dieser, deshalb wohnen sie schließlich da. Sie berichten auf ihren Social-Media-Kanälen von ihrem Wohnort, veröffentlichen Fotos von der letzten Wandertour oder vom letzten Museumsbesuch. Wie können diese Locals „genutzt“ werden?

Am einfachsten in Bezug auf Instagram und von den meisten Destinationen mittlerweile auch bereits eingesetzt: Einen Hashtag zur Region etablieren und dann den Content der Nutzer unter diesem Hashtag auf dem eigenen Account weiter teilen (nur nach vorheriger Rückfrage natürlich!). Und ja, dort sind dann nicht nur Fotos von (Reise-)Bloggern zu finden, sondern eben auch Fotos ganz normaler Einwohner (nicht, dass Blogger nicht normal wären…).

Der Fläming arbeitet unter anderem mit der regionalen Bloggerin Laura von Herz an Hirn sowie anderen regionalen Instagrammern zusammen. Der Tourismusverband dort hat sich mittlerweile ein richtiges Bloggernetzwerk aufgebaut. Er veranstaltet verschiedene Aktionen, präsentiert die Blogger und Instagrammer daneben ebenso in Printprodukten oder im Rahmen von Messe-Auftritten. Die Blogger und Instagrammer dienen somit ganz klar als Markenbotschafter der Region und ihre Inhalte werden in Online- und Offlinemaßnahmen eingesetzt.

TIPP: Auf lokale bzw. regionale Blogger, Instagrammer, Twitterer und Youtuber setzen.

Sonnenaufgang fotografieren

Sonnenaufgang fotografieren (Foto: Greg Snell)

 

Instagram-Aktionen für Fotos

Beim Thema Instagram kamen im Rahmen der Tourismuscamp-Session ganz viele Beispiele. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz organisiert regelmäßig Photowalks, um entsprechendes Fotomaterial über die Region zu generieren.

In Wolfsburg gibt es hierfür eine Instagram-Safari für jedermann, mit dem Sonderbus Digiline. In dem Bus gibt es natürlich funktionierendes WLAN, damit die Fotos und Videos direkt hochgeladen werden können. Ein paar Eindrücke von den Sommertouren der Digiline gibt es hier.

TIPP: Außergewöhnliche Aktionen und Inhalte schaffen Verlangen.

Bei der Stiegl-Brauerei gab es für das „Foto des Monats“ eine Kiste Bier. Funktionierte sehr gut, meint Jochen aka @Schneeengel, der hier jahrelang die Social-Media-Aktivitäten verantwortete. Und ganz sicher funktioniert das auch mit etwas anderem als Bier.

TIPP: Zeige deine Wertschätzung.

Fotos schauen bei Instagram (Foto: Greg Snell)

Du kannst auch eine Instagram-Challenge durchführen, um bestimmte Themen kommuniziert zu bekommen. Heißt: Die User posten täglich ein Instagram-Foto unter einem bestimmten Hashtag zu einem bestimmten Thema. Die Digital Media Women haben das Prinzip im Rahmen ihrer #digitaleFrauenChallenge im September 2017 schön erklärt.

Und noch einmal Instagram. Ein Takeover wurde im Rahmen der Session ebenfalls diskutiert. Takeover heißt: Du übergibst deinen Account einem Instagramer. Klare Regeln sind hierfür nötig: nix politisches, Inhalte passend zur eigenen Strategie, zu verwendende Hashtags…
Vorteil: Der Instagrammer berichtet einerseits auf seinem Account, dass er in dem entsprechenden Zeitraum für dich unterwegs ist und bewirbt damit deinen Account. Gleichzeitig erhältst du andere Fotoperspektiven als du sie üblicherweise selbst machst.
Wichtig für ein Takeover: Vertrauen. Wenn du jedes Foto vorher freigeben willst und den Text noch einmal checken willst – dann lass es besser. Ebenso wichtig: das Bewusstsein für die Individualität des jeweiligen Instagrammers. Du willst unterschiedliche Perspektiven – du bekommst sie. Dann beschwer dich aber auch nicht hinterher darüber.

TIPP: Setz auf die Kreativität der Instagrammer.

 

Andere Perspektiven zeigen

Fotos zu deiner Region kommen von Einwohnern, von Gästen und von den verschiedenen touristischen Anbietern. Wieso nicht mal andere Perspektiven zeigen? Beim Allgäu gibt es beispielsweise die Job-Hopperin Annabelle, die verschiedene Jobs ausprobiert:

„30 Jobs in 180 Tagen nahe der Alpen testen und dabei die attraktivsten Jobs, Unternehmen und das Lebensgefühl im Allgäu kennenlernen!“

Natürlich wird das Ganze via Social Media gespielt – via Blogbeiträge, Facebook und Instagram. Hierdurch werden auf eine ungewöhnliche Art und Weise die verschiedenen touristischen Unternehmen präsentiert, gleichzeitig wird Lust auf diese Region gemacht.

Während ich über andere Perspektiven schreibe, muss ich spontan an Pauli denken. Pauli ist ein Mops, genauer gesagt eine Mops-Dame, die bloggt. Auf einem anderen Barcamp entstand die Idee zwischen Atout France und dem Herrchen von Pauli, Björn, doch mal eine gemeinsame Geschichte zu machen. Herausgekommen ist ein Bloginterview von Pauli mit dem Schriftsteller Ralf Nestmeyer. Und pssst, ich habe in Berchtesgaden läuten hören, dass das vielleicht nicht die letzte gemeinsame Aktion war…

TIPP: Sei auch mal ein bisschen verrückt.

 

Selbst machen – aber dann geschult!

Statt immer nur auf Externe zu gehen und sich auf diese zu verlassen, kann es ebenso sinnvoll sein, den eigenen Mitarbeitern mehr Raum zu geben. Hierfür sollten diese jedoch entsprechend geschult sein und das nötige Equipment erhalten.

Die Mitarbeiter von der Bremer Touristik-Zentrale absolvierten beispielsweise Weiterbildungen zum Thema Fotos und befüllen einen Großteil des Instagram-Kanals mit eigenen Fotos.

Kristine Honig im Gespräch

(©GregSnell)

Generell ist es wichtig, bei all den vielen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn du wirklich etwas erreichen willst, musst du dich mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinander setzen. Ordentlich aufgesetzte Instastories bringen beispielsweise richtig gute Sichtbarkeit und Reichweite für deine Inhalte – gerne auch mehr als die klassischen Fotos.

TIPP: Schau, was auf den verschiedenen Kanälen geht und probiere es aus.

Ich denke, es muss innerhalb der Institutionen einerseits ein Bewusstsein vorhanden sein im Sinne von: „Ich könnte jetzt ein Foto hiervon machen für unseren offiziellen Kanal, auch wenn ich gerade privat unterwegs bin.“ Andererseits braucht es eine klare Aufgabenverteilung. Wenn alle machen, macht halt am Ende keiner was.

 

Inhalte tatsächlich nutzen

Die Region Allgäu hat gemeinsam mit dem Tannheimer Tal ein Blog aufgesetzt, das Allgäuer Alpenblog. Auf diesem werden verschiedene Geschichten zu den relevanten Themen gespielt. Natürlich hat das Allgäu auch eine eigene Website, Allgaeu.de. Die Inhalte vom Blog werden mittlerweile auch auf dieser Site integriert, um von der dortigen Reichweite zu profitieren.

TIPP: Überlege dir, welche Plattformen du zur Verfügung hast und welche Inhalte du – sinnvoll! – anderswo noch einmal integrieren kannst.

 

Perfektes Schlusswort: Dialog

Vor jeder Aktion oder jedem Neu-Aufsetzen eines Kanals solltest du dir immer die Grundfrage stellen: Was ist eigentlich das Ziel hiervon? Die Antwort auf diese Frage hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung.

Bei einer Instagram-Aktion kann es beispielsweise wichtig sein, den Regionen-Hashtag nutzen zu lassen, um eine höhere Reichweite zu generieren. Um neue Follower und Sichtbarkeit für den eigenen Instagram-Account zu erhalten, ist hingegen das Verlinken von diesem Account deutlich wichtiger. Brauchst du Inhalte für deine eigenen Kanäle und willst du Inhalte auf anderen Kanälen? Was unterstützt dein gesetztes Ziel besser?

Die letzte Aussage im Rahmen der Session beim Tourismuscamp kam von Daniel. Er meinte:

„Im Dialog liegt für uns die Lösung.“

Eine sehr passende Aussage. Gilt diese doch sowohl für die Kooperation mit Bloggern, Instagrammern etc. als auch für den Austausch mit touristischen Partnern oder den eigenen Kollegen im Büro. Miteinander reden und sich austauschen hilft eigentlich immer. Auch wenn es darum geht, wo guter Content so herkommt. Denn gemeinsam geht eben alles besser.

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Kristine,
    danke für den tollen Artikel und die Tipps. Hier wird viel erklärt.
    Cool ist die Idee, dass Locals die besten Markenbotschafter der Region sind.
    Eine Frage habe ich noch: Wie teilst du den Content der Nutzer auf dem eigenen Account weiter?
    Bei Insta geht teilen ja meinst nicht so ohne Weiteres?!
    Viele Grüße aus dem Nördlichen Harzvorland!
    Markus

  2. Hi Markus,
    danke dir! Instagram selbst bietet die Funktion des Teilens tatsächlich selbst nicht an, allerdings gibt es externe Anbieter hierfür (Regram bspw.), bei denen der ursprüngliche Veröffentlicher automatisch mit genannt und vertaggt wird. Da Instagram diese Funktion selbst nicht anbietet, ist das allerdings auch ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Generell könnte Instagram gegen solche Angebote auch vorgehen (wobei ich glaube, dass sie eher selbst eine solche Funktion herausbringen).
    Liebe Grüße, Kristine

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