Nicht nur die Reiseblogger-Community selbst, auch touristische Unternehmen suchen das „Beste Reise Blog“. Aktuell beispielsweise weg.de, welches den weg.de Blog Award 2012 – Outdoor & Travel ausgerufen hat. Wer sich auch nur ein wenig mit dem Thema Reiseblogger beschäftigt, wird in den beiden vergangenen Wochen auf zahlreiche Beiträge zu diesem Award gestoßen sein. Blogger die teilnehmen und dann ihre Teilnahme wieder zurückziehen, Diskussionen über die Blogauswahl bei weg.de. Was aber ist das Problem mit diesem Blog Award? Am besten werfen wir einen Blick auf die einzelnen Schritte.
Weg.de
Weg.de ist ein Online-Buchungsportal, welches Komplett-Arrangements, aber auch einzelne Reisebestandteile wie die Unterkunft anbietet. Im Blog von weg.de werden Reiseberichte der Mitarbeiter von weg.de veröffentlicht, im Durchschnitt aller zwei Wochen. Auf diesem Blog wurde auch der weg.de Blog Award 2012 ausgerufen und zwar Anfang letzter Woche.
Weg.de als Tourismusunternehmen ist auch außerhalb der Reiseblogger-Szene ein Begriff, sodass im Gegensatz zum Travel Blogger Award von TBU nicht nur die „Hardcore“ Blogger hierauf aufmerksam werden, sondern auch kleinere Blogger.
Die Kategorien
Anders als beim TBU Bloggers Award gibt es keine unterschiedlichen Kategorien, sondern nur die Wahl zum Besten Blog. Die Voraussetzungen zur Teilnahme sind wie folgt:
- Das Blog ist mindestens drei Monate alt
- Das Blog wird seitdem regelmäßig redaktionell gepflegt
- In mehreren Artikeln thematisch mit Outdoor- und Reisethemen befasst
- Ausgeschlossen sind themenfremde Blogs sowie das übliche (diffamierend, anstößig…)
- Außerdem wird jedes vorgeschlagene Blog auf die Einhaltung der Nutzungsrechte fremder Texte und Bilder geprüft.
Das klingt alles logisch und gut. Allerdings tauchen in den nominierten Blogs auch einige Sites auf, bei denen des Thema Reisen sehr – nun ja, nennen wir es unterrepräsentiert ist.
Die Nominierung
Man kann sich einerseits selbst für diesen Blog Award bewerben, andererseits auch durch jemand anders nominiert werden. Für die Nominierung genügt im ersten Schritt die Eingabe der nominierten Website sowie eine eigene E-Mail-Adresse. Damit nimmt der Blogger jedoch noch nicht an dem Blog Award teil.
Es wird erst einmal gecheckt, ob das Blog den Teilnahmebedingungen des Awards entspricht. Wird diese Frage von weg.de positiv beantwortet, muss man noch das weg.de-Badge auf die eigene Homepage setzen. Dieses wird den Bewerbern als HTML-Code per E-Mail zugeschickt. Wozu benötigt man dieses Badge? Für Weg.de stellt es die Verifizierung der Teilnahme dar. Button eingebunden heißt „ja, ich will tatsächlich teilnehmen“. Natürlich geht es darüber hinaus aber auch um die Sichtbarkeit von weg.de auf relevanten Seiten.
Der Code des weg.de Badges enthält zwei Links (einen zur Hauptseite und einen zur Abstimmungsseite). Zum Start der Aktion waren beide Links auf „follow“ gesetzt – gut fürs SEO von weg.de. Nach entsprechender Kritik aus der Blogger-Szene wurde dies angepasst und die Links mit „nofollow“ markiert. Was von Anfang an nicht möglich war, allerdings so nicht aktiv kommuniziert wurde (und damit unberechtigte Kritik auslöste): über den Button werden keine Daten bzgl. Besucherzahlen der jeweiligen Blogs ausgelesen.
Eingereicht können Blogs noch bis zum 10.9.2012 werden. Wer also noch Interesse hat, hier geht’s lang. Aktuell sind 42 Reiseblogs nominiert.
Die einfache Anmeldung ohne eine bestimmte Anzahl Unterstützer sowie die Namensbekanntheit von weg.de sorgen dafür, dass sich auch kleinere Blogs anmelden, um am Award teilzunehmen. Schön an dieser Stelle die Überraschung von Blogs, die von anderen nominiert werden (siehe Janett von blo-g.info).
Die Abstimmung
Bereits während der – aktuell laufenden – Anmeldephase können User für das oder die eigenen Lieblingsblogs voten. Die teilnehmenden Reiseblogger versuchen deshalb über ihre eigenen Netzwerke ihre Fans zu mobilisieren, damit diese für sie abzustimmen. In den ersten Tagen funktionierte die Abstimmung von technischer Seite aus nicht reibungslos. Schlecht für den Start einer solchen Aktion.
Doch auch im weiteren Verlauf gab es noch Probleme bei den Votings. Blogs mit relativ wenigen Besuchern auf der Site hatten plötzlich unverhältnismäßig viele Unterstützer beim weg.de Blog Award; andere Blogs erhielten innerhalb kürzester Zeit unverhältnismäßig viele Stimmen. Die Bloggerszene hakte nach. Einige der bekannteren Reiseblogs zogen aufgrund der vielen thematisch unpassenden Blogs sowie der offensichtlichen Manipulation des Votings ihre Nominierung wieder zurück.
Am Dienstag dieser Woche reagiert weg.de. Ja, es hätte tatsächlich unzulässige Mehrfachabstimmungen gegeben. Das würde aber später bereinigt werden (wie auch immer).
Wie viele Blogs letztlich ins Finale einziehen, stand lange nicht fest. Weg.de begründet dies damit, dass vor einer solchen Aktion schwierig einzuschätzen ist, wie viele überhaupt mitmachen können. Einerseits nachvollziehbar, andererseits schwierig, wenn im Lauf einer solchen Aktion Informationen wie diese angepasst werden müssen. Gestern Abend wurde bekannt gegeben, dass „das erste Drittel der Blogs mit den meisten Stimmen“ in die Abstimmungsphase einziehen wird.
Abstimmung II.
Bis zum 10.9. kann man sich also noch anmelden. Und dann zieht das beste Drittel ins Finale ein? Nein! Es gibt noch einen Zwischenschritt.
Und zwar die Abstimmungsphase bzw. den Abstimmungscountdown, welcher vom 11. bis zum 18.09.2012 läuft. Alle nominierten Blogs sollen dann noch einmal kräftig die Werbetrommel bei ihren Fans rühren. Das heißt: die Blogbetreiber bitten insgesamt 5 Wochen lang um Votes für ihren Blog! Und das, obwohl man an sich nur einmal abstimmen kann.
Am 18.9.2012 ist es dann aber endlich so weit: ein Drittel der Blogs zieht weiter in Richtung Jury.
Die Jury
Die Jurymitglieder kommen aus den verschiedensten Bereichen rund um Social Media:
- Klaus Eck: Geschäftsführer und Social Media Experte
- Matias Roskos: Community Manager bei ProSiebenSat.1 Digital
- Johannes Klaus: Reiseblogger von reisedepesche.de
- Angela Abert: Online-Redakteurin bei weg.de
Eine gute Kombination. Die Jury prüft „Gesamtaufbau, Bildmaterial, Textqualität/ Themenaufbereitung, Interaktivität mit Lesern sowie Mehrwert für Leser“ und bewertet mithilfe einer Punkteskala. Die Kriterien sowie das Thema Punkteskala klingen nach Objektivität. Die Punkte der Jury gehen zu 50% ins Endergebnis ein, die restlichen 50% kommen aus dem vorherigen Voting. Wie die Punkteskala der Jury genau aussieht, weiß man nicht.
Die Sieger
Die Jury hat vom 19. bis zum 30.09.2012 anderthalb Wochen Zeit, um alle Blogs zu prüfen und bewerten. Die Gewinner des 1. bis 3. Platzes werden dann „zeitnah benachrichtigt und auf dem Blog bekanntgegeben“. Was ist „zeitnah“?
Die Preise
Laut den Teilnahmebedingungen erhalten die „ersten 200 Blogbetreiber, die zur Teilnahme am weg.de Blog Award 2012 eingereicht und freigegeben wurden“ einen Amazon-Gutschein im Wert von 10,- Euro.
Der Drittplatzierte erhält einen Einkaufsgutschein für Bergzeit.de im Wert von 500 Euro, der Zweitplatzierte einen Europa-Städte-Trip im Wert von 1.000 Euro von Ferien Touristik und der Erstplatzierte eine Reise im Wert von 3.000 Euro von – logisch – weg.de
Alle, die ein Blog nominiert haben, haben darüber hinaus die Chance, eins von zwei Singlespeed-Bikes von Urbike zu gewinnen.
Bewertung
Jeder kann nominieren = gute Idee, letztlich kann jeder Blogger ja noch immer entscheiden, ob er tatsächlich teilnimmt oder nicht.
Die Auswahl der Blogs = fragwürdig. Wenn an sich nur Reiseblogs zugelassen werden, die mindestens seit 3 Monaten online sind, dann sollten auch bei bereits längerfristig laufenden Blogs zumindest innerhalb der letzten 3 Monate einige Reiseberichte erschienen sein. Und dabei spreche ich nicht von Fernreisen, auch Beiträge über die eigene Heimatstadt sind möglich.
Darf ich euch meine aktuelle „Lieblings“-Site vorstellen? Sie sieht so aus:
Wenn man auf den Erdball klickt, kommt man auch tatsächlich noch auf einen Reiseblog, landet nämlich auf der Site worldtour.freazer.de. Der letzte Beitrag dort ist vom 29. Oktober 2011. Wie war das noch mal in den Teilnahmebedingungen: Regelmäßig gepflegte Blogs? Das weg.de-Badge muss auf der Homepage integriert sein? Checkt weg.de wirklich, was hier so eingereicht wird?
Das ganze Nominieren & Abstimmen finde ich persönlich fast genauso schlimm wie die Basisauswahl. Allerdings weniger wegen des Votens an sich. Zum einen ist da jedoch die Technik, die nicht das macht, was sie soll. Für ein Online(!)-Unternehmen wie weg.de ein echtes Armutszeugnis. Zum anderen soll insgesamt 5 Wochen lang gevotet werden. Erst vier Wochen und hey, dann noch mal eine Woche. Hallo? Wir reden hier über Reiseblogger, also über Leute, die gut vernetzt sind sein sollten. Wer braucht da bitte schön 5 Wochen, um seine Fans zu mobilisieren? Ein Facebook-Post oder Tweet und die Sache ist geritzt.
Der Ablauf des Awards generell ist ziemlich schwammig. Erst nach fast zwei Wochen Laufzeit bekannt zu geben, wie viele der Blogs dann eigentlich in die nächste Runde kommen, geht einfach nicht. Auch dass keinerlei Transparenz herrscht, wie die User-Votings mit den Jury-Bewertungen verrechnet werden. Und „zeitnah“ die Gewinner vorzustellen ist genauso gut wie gar keine zeitliche Aussage.
An dieser Stelle muss auch positiv vermerkt werden, dass weg.de reagiert hat. Reagiert auf das Feedback der Blogger, ihre Fragen und kritischen Bemerkungen. Allerdings immer nur reagiert, nicht agiert.
Die Preise letztlich sind … nett. Für den marketingtechnischen Gegenwert, den weg.de durch all die Buttons auf den diversen Sites erhält, an sich deutlich zu wenig.
Hier noch einmal die beiden relevantesten Links zum weg.de Blog Award:
Ich hoffe, dass sich einige Marketingverantwortliche diesen Award genauer anschauen und ihre entsprechenden Schlüsse daraus ziehen.

Ich hatte mich ja anfangs auch mal beworben bzw. meinen Blog vorgeschalgen. Aber der wurde erst gar nicht genommen, warum auch immer.
Auch eigenartig, dass es hierzu dann keine Begründung gibt. Wobei ich auch nicht wüsste, was es an deinem Blog auszusetzen gäbe – er ist aktuell und reiserelevant. Vielleicht checkt ja jeden Tag jemand anders die Einreichungen, mit jeweils anderen Kriterien. Hast du noch mal nachgehakt oder auch einfach keine Lust mehr auf diesen Award?
Ne kam keine Begründung, nur die Mail, das geprüft wird, ob ich die Anforderungen erfülle. Vielleicht bin ich auhc zu aktiv. Man weiß es nicht. Habe dann auch nciht mehr nachgehakt, wurde ja schon genug "Blut" über diesen Award vergossen. Und wenn ich dann die gefakten Stimmenabgaben sehe, ist mir auch zu blöd. Also einen wirklichen Überblick über gute Reiseblogs gibt dieser Award dann leider nciht. Aber mal sehen, was das ebuzzing Rating dann nächsten Monat hergibt.
Ich habe mich, nachdem mich weg.de per E-Mail kontaktiert hat, auch beworben – allerdings war das VOR meinen Zeeland 2012-Artikeln im Blog. Wieso die Firma auf mich gekommen ist, weiß ich allerdings nicht.
Der ganze Ärger, der nach dem Launch des Votings abgelaufen ist, wird der Aktion aber mehr geschadet als genützt haben.
Danke für die Erwähnung. Ich bin es derzeit leid, da noch weiter um Stimmen zu betteln, zwar hat mich sogar Mövenpick auf Twitter erwähnt und einige Leser haben auch geklickt, aber an die Ü100 Blogs, die ich teilweise echt nicht besser als meinen befinde, komm ich nicht dran. Sollte ich in knapp 2 Wochen nun nicht dabei sein, sei es drum, so langsam regt mich dieses ganze Voting – Zeugs so richtig auf. Jemanden benennen und dann ne Jury ist ja okay… Aber das bringt halt wenig Zugriffe!
Pingback: Blog-Award von weg.de: User vs. Jury? | Kristine Honig
Ich war auf der Suche nach solchen Informationen ;)