Blogaward von weg.de: User vs. Jury?

Bloggen: Blogaward weg.de

Die Gewinner des Blogawards von weg.de stehen also fest: Auf dem 1. Platz steht Kids-on-Cruise.de, die bereits im Vorfeld durch das Uservoting an erster Stelle lagen. Platz 2 geht an lookinforjonny.de. Und Platz 3 letztlich an myhomeismycar.com. Schön, dass weg.de die Punktevergabe zumindest für diese drei mit veröffentlicht hat.

Und bei dieser stellt sich die Frage: User versus Jury?

Ein kurzer Blick auf die Punkte offenbart folgende Verteilung:

  • Kids-on-Cruise.de: 1433 Punkte der User, 9,5 Punkte der Jury
  • Lookinforjonny.de: 651 Punkte der User, 32,75 Punkte der Jury
  • MyHomeismyCar.com: 1252 Punkte der User, 11,25 Punkte der Jury

Offensichtlich tendiert die User-Meinung in eine andere Richtung als die Jury. Besonders auffällig im Vergleich zwischen Platz 1 und Platz 2: Während für Kids-on-Cruise.de mehr als doppelt so viele User wie für Lookinforjonny.de abstimmten, erhielt erstgenanntes Blog von der Jury nur ein Drittel der Stimmen des zweitgenannten. Ein ähnliches Verhältnis zwischen Dritt- und Zweitplatziertem. Haben die User eine so komplett andere Sicht auf Reiseblogs als eine professionelle Jury?

Der Blogaward war von Anfang an in der Kritik bezüglich der Selektion der teilnehmenden Blogs. Viele Teilnehmer zogen ihre Bewerbung deshalb bereits zu Beginn des Awards selbst wieder zurück. Dann gab es eine regelrechte Like-Schlacht, wobei durch technische Fehler offensichtlich auch Mehrfach-Stimmen abgegeben werden konnten (obwohl so nicht gewünscht). Kids-on-cruise.de stand sehr schnell auf der Liste der User-Votings an erster Stelle – und blieb dort auch bis zum Ende. Auf der Site geht es – wie der Name schon sagt – rund um das Thema Kreuzfahrten, vorrangig um Kreuzfahrten mit Kindern. Ein Blog im eigentlichen Sinne ist die Site jedoch – meiner Meinung nach – nicht. Wie definiert sich ein Blog?

 

Bei Wikipedia liest sich das aktuell so:

[…] Häufig ist ein Blog „endlos“, d. h. eine lange, abwärts chronologisch sortierte Liste von Einträgen, die in bestimmten Abständen umbrochen wird. Der Herausgeber oder Blogger steht, anders als etwa bei Netzzeitungen, als wesentlicher Autor über dem Inhalt, und häufig sind die Beiträge aus der Ich-Perspektive geschrieben. […]. Meist sind aber auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel zulässig. […].

 

Die wichtigsten Eigenschaften noch einmal „op een rijtje“ (ich liebe diese niederländische Formulierung):

  • abwärts chronologisch sortierte Einträge
  • Beiträge aus persönlicher Perspektive
  • Kommentarfunktion

 

Bei Kids-on-Cruise.de gibt es pro Thema/Kategorie 1 Beitrag, also schon einmal keine chronologisch sortierten Einträge. Die Beiträge bestehen kaum aus eigenen Reiseerfahrungen, sondern erscheinen eher wie eine Mischung aus Presseberichten der Reedereien. Kommentarfunktion – nicht vorhanden. Es gibt jedoch ein separates Forum, in welchem sich die User austauschen können. Für mich ist diese Site damit vor allem eine – sicherlich interessante – Informations-Website rund um das Thema Kreuzfahrten, aber eben kein Reiseblog. Kids-on-cruise.de sieht das offensichtlich ähnlich. In der Info-Rubrik ihrer Facebook-Seite steht zu lesen:

Kids on Cruise ist eine Infoseite und ein Forum rund um das Thema Reisen und speziell Kreuzfahrten mit Kindern.

 

Was ich hierbei nicht verstehe: Kids-on-Cruise.de besitzt auch ein Blog im eigentlichen Sinne, welches auf KidsonCruise.blogspot.de erreichbar ist. Warum wurde dieses nicht eingereicht? Bzw. warum wurde Kids-on-Cruise.de für den Blogaward überhaupt zugelassen? Viele Diskussionen über den Award hätte man vermeiden können, wären die zugelassenen Blogs bereits vorab stärker unter die Lupe genommen worden. Im Vergleich dazu: das Reiseblog worldtravlr.net von Camillo wurde nicht zugelassen. Häh?

 

Was ist jetzt also eigentlich mein Problem mit dem Sieger dieses Blogawards bzw. mit dem Blogaward an sich?

  • Ich bedauere, dass sich viele etablierte Reiseblogger bereits im Vorfeld von dem Award zurückgezogen haben bzw. dass einige offensichtlich auch nicht zugelassen worden. Einen wirklich guten Einblick in die aktuelle Reiseblogger-Szene haben damit weder weg.de noch die User selbst erhalten.
  • Ich bedauere, dass die Likes von Usern – die zum Teil auch noch auf technischen Problemen beruhen – ein solch starkes Gewicht erhalten. Nicht falsch verstehen: ich finde es gut, dass sowohl die User als auch eine professionelle Jury über die Gewinner entscheiden. Aber wenn einfach ein Klick (oder eben mehrere Klicks auf den gleichen Button) so großen Einfluss hat, verschieben sich die Relationen. Wenn der erste, zweite und vierte Platz der User letztlich auf dem ersten, zweiten und dritten Platz des gesamten Awards landen, haben die User-Votings wohl doch einen deutlich größeren Einfluss auf das Ergebnis gehabt als die Jury. Wobei sich bei diesem Award ja vor allem die Frage stellt: haben tatsächlich so viele User für das Blog gestimmt (aus welchen Gründen auch immer) oder hat hier eine kleine Gruppe von Usern immer wieder für das gleiche Blog gestimmt?
  • Interessant fände ich ja, alle Punkte der Jury noch einmal aufgelistet zu bekommen. Welches Reiseblog sieht diese als nach ihren Kriterien qualitativ hochwertig an? Oder meinetwegen auch eine Art Top 10 Liste der Jury im Sinne von „Diese Reiseblogs empfehlen wir zu lesen“. Damit würde man dem Konsumenten eine bessere Übersicht zum aktuellen Stand deutschsprachiger Reiseblogs an die Hand geben.

 

Das könnte dich auch interessieren:

Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Kristine,
    vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe mit meinem Blog http://dresden-reise-elbflorenz.blogspot.de/ ebenfalls am Blogaward teilgenommen und in der ganzen Zeit so meine eigenen Beobachtungen gemacht. Für mich ist die Entscheidung der Jury nicht wirklich überraschend gewesen. Persönlich hätte ich auch sehr gerne gesehen, welche Punktzahl alle anderen Nominierten von der Jury erhalten haben. Mir kommen langsam mehr und mehr Zweifel, ob die ganze Geschichte „echt“ war oder nicht mehr oder weniger nur ein „Werbe-Gag“ Es waren so viele tolle Blogs dabei, die meines Erachtens eher den Sieg verdient hätten. Da frage ich mich doch, ob die Jury-Mitglieder Tomaten auf den Augen hatten. Was wollten die gleich ins Auge fassen? Layout, Fotos, Informationsgehalt und so einige Dinge mehr. Hm, da frage ich mich echt, warum dann nicht andere Blogger gewonnen haben. Ja, nun denkt sicher jeder, ich gönne den Gewinnern den Erfolg nicht und bin beleidigt, weil mein Blog nicht gewonnen hat. Stimmt, ich gönne den Gewinnern den Erfolg wirklich nicht, da es bessere Blogs gab, die sogar die – angeblichen – Jury-Kriterien erfüllt haben. Fair war diese Entscheidung mit Sicherheit nicht!

    Liebe Grüße Kerstin

  2. Liebe Kerstin,
    danke für deinen umfangreichen Kommentar. Ich glaube schon, dass – wäre es rein nach der Jury gegangen – andere Blogs das Rennen gemacht hätten. Allein die veröffentlichten erhaltenen Punkte der ersten Drei machen das bereits deutlich. Die Kombination aus User-Voting und Jury-Bewertung ist wohl generell sehr schwierig.
    Bei einer Diskussion auf Twitter im Nachgang zu diesem Blogbeitrag kam die Idee auf, User-Voting und Jury-Bewertung besser unabhängig voneinander zu handhaben. Dann also z.B. nicht nur 3 Gewinner zu haben, sondern statt dessen 3 Gewinner aus Sicht der User und 3 Gewinner aus Sicht der Jury.
    Ansonsten hoffe ich, dass du über den Blogaward vielleicht den ein oder anderen neuen Reiseblog für dich entdeckt hast. Weiterhin viel Spaß beim Bloggen über Dresden und Umgebung!
    Liebe Grüße, Kristine

  3. Ich habe ja mitgemacht und bin nicht in die zweite Runde gekommen. Mag sein, das meine Community einfach keine Lust hat zu voten oder weil ich nur darum gebeten habe, zu Voten wenn man auch selbst dahinter steht. Einfe faire Entscheidung war dies absolut nicht, Und vor allem auch kein Vorteil für das Unternehmen, weil gerade in der Reisebloggerszene weg.de aktuell mit diesem Award in Verbindung gebracht wurde. Wäre ich der Entscheider gewesen ich hätte es wie auf Twitter erwähnt mit einen Publikumspreis und einen Jurypreis unter allen eingereichten Blogs ausgewählt. Und als Blog sehe ich Platz 1 auch nicht. Ich beglückwünsche dennoch alle Gewinner…
    Ich habe tatsächlich 2-3 Blogs entdeckt, denen ich seitdem auch folge. Insofern hat es etwas gutes gehabt.

  4. Liebe Janett,
    ich sehe es ähnlich, dass letztlich weg.de der größte Verlierer bei der ganzen Geschichte war. Und die größten Gewinner wohl die Blogs, die hierüber zusätzliche Leser erhalten.
    Liebe Grüße, Kristine

Schreibe einen Kommentar