Blogger im Tourismusmarketing: die Suche

Ihr wollt Blogger einladen, eure Region oder Stadt zu entdecken und darüber zu schreiben? Toll!

Warum das sinnvoll ist, habe ich hier ja schon geschrieben (Danke an dieser Stelle auch für euer starkes Feedback auf diesen Artikel!).

Doch – wie kommt ihr jetzt an die Blogger heran? Wo treiben die sich herum? Und wie spricht man die an? Darum geht es heute. Einsatz von Bloggern im Tourismusmarketing – die Suche.

Was wollt ihr?

Bevor ihr euch auf die Suche nach einem geeigneten Blogger macht, solltet ihr für euch klar haben, was ihr eigentlich möchtet:

  • Welche Zielgruppe wollt ihr ansprechen?
  • Welches Thema ist euch wichtig?

Ihr möchtet eure Region als besonders familienfreundlich präsentieren? Dann sucht eine Blogger-Familie. Euch geht es eher um das attraktive Nachtleben? Dann ist wohl der draufgängerische junge Single eher euer Mann.

 

Welche Kanäle könnt ihr für die Suche einsetzen?

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Aufruf über eigene soziale Netzwerke & eigene Marketingaktivitäten
  • Blogsuche über Suchmaschinen, Rankings, Blogrolls
  • Persönliche Kontakte

 

Der Aufruf

Für die Suche nach einem geeigneten Blogger solltet ihr eure eigenen sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Google+ etc. einsetzen. Hierüber seid ihr bereits mit Menschen verbunden, die sich aktiv im Internet bewegen und euch interessant genug finden, um euch zu folgen.

Ihr habt freies Budget? Dann könnt ihr auch diverse Marketingaktivitäten wie Anzeigen, Facebook-Ads, Online-Banner oder sonstiges zu dieser Aktion aufsetzen. Auch eure Presseabteilung sollte in das Projekt von Anfang an involviert sein. Mit diesen extra Aktivitäten sprecht ihr potenzielle neue Fans an, allerdings auch einige weniger Online-Affine, die sich nicht als Reise-Blogger sondern als Reise-Gewinner sehen werden. Kurz: diese Maßnahmen sorgen für qualitativ weniger hochwertige Bewerber, jedoch für eine hohe Aufmerksamkeit für eure Aktion.

 

Die Bewerbung & die Auswahl

Am besten können sich interessierte Leute über ein Online-Formular bei euch bewerben. Ein Foto, eine kurze Info, wer sie sind und warum gerade sie der perfekte Reiseblogger für euch sind. Und, ganz wichtig: auf welchen Kanälen die Leute selbst so im Internet präsent sind mit entsprechenden Links/Accountnamen.

Die L’TUR Austria ruft beispielsweise momentan auf ihrer Facebook-Seite zur Bewerbung als Reiseblogger von den griechischen Inseln auf. Ihre Forderung: ein Video.

Werde L'TUR-Reiselobber auf den griechischen Inseln

Werde L’TUR-Reiselobber auf den griechischen Inseln

Über das Video bekommt L’TUR einen sehr direkten Eindruck von den Bewerbern. Da die Reiseblogger „nur“ den Facebook-Account von L’TUR täglich füllen sollen und offensichtlich keine weiteren Kanäle gewünscht sind, ist die Beschränkung auf Facebook  zur Bewerbung okay. Sollte mehr als Facebook gewünscht sein – was in jedem Fall zu empfehlen ist – so sollte auch eine Bewerbung außerhalb von Facebook möglich sein.

Ihr erhaltet über euren Aufruf einige Bewerbungen und Hintergrundinformationen zu den Bewerbern. Stellen wir uns vor, ihr sucht eine Blogger-Familie mit Kindern, welche für eine Woche eure Region erkundet. Macht euch darauf gefasst, dass ihr auch Bewerbungen mit folgendem Wortlaut erhaltet:

  • Ich habe keine Kinder. Dennoch möchte ich gerne in eure Region fahren.
  • Wenn wir nur zu zweit statt zu viert fahren, können wir dann 2 Wochen statt nur 1 Woche in eure Region?
  • Ich habe keinen Blog, lege mir aber für diese Aktion gerne einen zu.
  • Ich bin auf Facebook vertreten und habe dort 4 Freunde. Auf Twitter habe ich 2 Follower.
  • Mein Blogaccount: www.facebook.com/XY.
  • Ich war seit 10 Jahren nicht mehr im Urlaub. Lasst mich gewinnen!

 

Sorry, aber das ist nicht so ganz das, was ihr braucht. Was aber sind die Kriterien zur Auswahl?

  • Der Bewerber sollte eure definierten Zielgruppe entsprechen. Ihr sucht eine Familie? Also fallen alle ohne Kinder schon mal durchs Raster. Ausnahmen sind hier möglich. Ihr wollt die ältere Zielgruppe (im Marketingjargon Silver Surfer) ansprechen, von denen findet ihr aber keinen geeigneten Blogger? Dann sucht euch jemand jüngeren, der jedoch die Infos dementsprechend aufbereiten kann, dass es auch für diese Zielgruppe passt (also nicht unbedingt den Partylöwen-Teenager).
  • Der Bewerber sollte über ein eigenes lebendiges Blog verfügen. Lebendig heißt: regelmäßige Postings und gerne auch regelmäßige Kommentare oder Likes für die Beiträge. Ideal auch: schaut euch das Blog an. Hier bekommt ihr einen guten Eindruck, wie die Leute so ticken, wie sie schreiben. Ja, es geht prinzipiell auch ohne einen eigenen Blog. Aber dann befinden wir eher im Bereich der „Urlaubstester“, und wir wollen ja Blogger dazu bewegen über eure Region zu schreiben.
  • Der Bewerber sollte auf verschiedenen Social Media Kanälen vertreten sein. Facebook und Twitter sind da mittlerweile Standard. Doch auch andere Kanäle sind interessant. So können manche Leute mit ihren Fotos auf Instagram ganze Geschichten erzählen. Schaut beispielsweise mal bei Heike Kaufhold aka KölnFormat auf Pinterest vorbei. Sie sammelt hier vor ihren Reisen Pins zur Inspiration und veröffentlicht nach ihren Reisen ihre eigenen Instagram-Fotos. Diese Fotos werden ebenso in ihrem Blog integriert. Doch nicht nur Präsenz ist wichtig. Wenn euer Bewerber jeweils nur 3 Fans/Follower pro Kanal hat, so bringt er euch keine wirkliche Reichweite. Und das ist doch schließlich eine der Zielstellungen mit dieser Aktion. Seid also offen, was die verschiedenen Kanäle anbetrifft, und vertraut auch auf euer Gefühl!
  • Wichtig und absolut nicht zu unterschätzen: Der Bewerber sollte sympathisch sein. Ja, wir wollen authentisch sein. Aber ja, es geht auch noch immer um Werbung. Ungepflegte oder komplett nur negativ eingestellte Menschen möchte hier keiner sehen.

Neben dem Aufruf, sich bei euch zu bewerben, könnt ihr natürlich auch selbst aktiv Blogger suchen, die den obigen Kriterien entsprechen.

Aktive Blogger-Suche

Sucht nach Blogs, die eurem Thema entsprechen. Google bietet hierfür eine separate Blog Search an, die über google.de > Mehr > Noch mehr > Blogsuche bzw. über diesen direkten Link erreichbar ist.

Außerdem gibt es verschiedene Übersichten der Top-Blogger im eigenen Land, auch unterteilt nach Themen. Einfach mal nach „Ranking Blogs Deutschland“ suchen. Die Top 100 Marketing-Blogs sind beispielsweise hier zusammengestellt.

Und jetzt heißt es viel Zeit mitbringen. Schaut euch die verschiedenen recherchierten Blogs an. Wie sehen diese aus? Wie sind sie geschrieben? Könnt ihr euch euer Thema bzw. eure Region auf diesem Blog vorstellen? Wenn ihr es euch nicht vorstellen könnt, dann der Blogger selbst sicherlich auch nicht. Wenn ihr es euch vorstellen könnt – abspeichern.

Dabei braucht ihr nicht nur nach reinen Reiseblogs suchen. Auch Leute, die über ihren Alltag berichten, schreiben ja schließlich über ihre Reisen. Und vielleicht passt ja auch ein Blog zum Thema Architektur ganz gut zu eurer Region, da ihr in diesem Bereich viel zu bieten habt?

Wichtig auch: Blogger verlinken sich über ihre sogenannten Blogrolls (Linklisten) miteinander. Dabei werden verständlicherweise v.a. Links zu Blogs mit ähnlichem Thema gelegt. Lauft also die Blogrolls durch und klickt euch von einem Blog zum nächsten.

Ihr kennt schon Blogger? Das ist dann natürlich der einfachste Weg. Fragt diese, ob sie selbst Interesse an einer Zusammenarbeit haben bzw. einen anderen Blogger kennen, der passen könnte.

Das alles braucht Zeit, viel Zeit. Aber das Gute hieran ist: ihr seht, was in den Blogs so passiert und bekommt auch ein Gefühl für diese. Und vielleicht ja auch die ein oder andere Idee für euer eigenes Blog.

Wie nun weiter? Ihr müsst eure ausgewählten Wunschkandidaten – aus den Bewerbungen bzw. eurer Recherche – kontaktieren.

 

Die Ansprache der selektierten Blogger

Bei den Bewerbungen ist dies etwas einfacher. Diese Leute wissen schließlich, worum es geht. Die anderen Blogger-Wunschkandidaten haben im Zweifelsfall jedoch noch nie etwas von euch gehört.

Wie also sprecht ihr diese an? Fragt sie einfach. Was ihr dabei nie vergessen solltet: Blogger sind auch nur Menschen. Das heißt: sie freuen sich über eure Aufmerksamkeit und euer Interesse. Gleichzeitig möchten sie aber nicht von irgendwelchen Organisationen vereinnahmt werden. Für euch bedeutet das:

  • Blogger möchten individuell und persönlich angesprochen werden. Also verzichtet auf ein unpersönliches Massenmailing.
  • Macht von vornherein deutlich, was ihr wollt, damit der Blogger weiß, worauf er sich einlässt – und ob das für ihn so okay ist.
  • Viele Blogger leben mittlerweile von dieser Tätigkeit – oder versuchen es zumindest. Auf keinen Fall solltet ihr vergessen, dass die Recherche und das Schreiben eines Textes sowie das zur-Verfügung-Stellen des eigenen Netzwerkes tatsächlich Geld wert ist (deshalb wollt ihr ja schließlich eine Blogger-Aktion durchführen). Dem Blogger hierfür 3,50 Euro anzubieten, kommt verständlicherweise negativ an. Die Frage ist also, was euch die Berichte und Fotos des Bloggers wert sind. Meine Empfehlung: Unterkunft & Programm vor Ort werden komplett durch euch organisiert und sind für den Blogger gratis. Außerdem bekommt er eine Art Taschengeld. Dieses Taschengeld dient sowohl für zusätzliche Ausgaben vor Ort als auch als Gegenleistung für seine Arbeit. Sicherlich kann man sich dabei auch andere Modelle vorstellen. Zum Beispiel: der Blogger erhält einen festen (in diesem Fall höheren) Betrag und regelt dann seine gesamte Reise selbst, entscheidet also selbst, was genau er vor Ort tun möchte.
  • Blogger sind unabhängig. Das ist die Basis für ihre Glaubwürdigkeit in der Community. Verdonnert sie also nicht dazu, eine bestimmte Meinung zu bekunden. Zeigt ihnen eure Region und lasst sie dann ihre eigene Meinung hierzu kundtun.
  • Und wenn der Blogger auf euer Angebot nicht reagiert? Dann hat er mit ziemlicher Sicherheit kein Interesse an diesem. Nervt nicht, indem ihr noch fünfmal nachhakt.

Ihr habt nun also jede Menge mögliche Blogger gefunden – sowohl über die Bewerbungen als auch eure Recherche. Ihr habt aus diesen einige ausgewählt, die tatsächlich interessant für euch sind und zu eurer Region passen. Diese habt ihr direkt angesprochen und bspw. eine Blogger-Familie gefunden, die bereit ist, über eure Region zu bloggen.
Dann geht es an die Vorbereitung der tatsächlichen Reise, schließlich soll der Blogger ja nicht vom Schreibtisch aus über euch berichten, sondern eure Region tatsächlich entdecken.
Wie diese Reise organisiert werden kann und wie man diesen Teil der Blogger-Aktion in den eigenen Social Media Präsentationen nutzen kann – das folgt im nächsten Blogbeitrag.
Natürlich interessiert mich auch eure Meinung zu diesem Thema. Als touristisches Unternehmen: was erwartet ihr von einem Blogger, der für euch unterwegs ist? Als Blogger: was erwartest du von einem Unternehmen, dass auf dich zukommt?

 

<tl;dr> Sucht nach geeigneten Bloggern über Aufrufe – online & offline -, Internetsuche, Netzwerke von Bloggern, persönliche Kontakte. Beachtet: Blogger sind auch nur Menschen. Eine individuelle Ansprache ist notwendig. <tl;dr>

Links zum Artikel:

 

Mehr zur Organisation einer Bloggerreise

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Sehr schön in einem Artikel zusammengefasst, liebe Kristine. Unfangreich und ausführlich, so wie eben auch eine gute Blogger Recherche auf der Suche nach Reisebloggern sein sollte.Ich freue mich auf weitere interessante Artikel zu diesem Thema.VGChristina

  2. Schöner Artikel mit vielen guten Punkten! Was ich im Zusammenhang Ansprache wichtig finde: viele Blogger können eben *nicht* vom Bloggen leben, das läuft neben dem eigentlichen Job, also hauptsächlich abends und am Wochenende. Und vielen geht es so, dass sie zwar viele Themenideen haben aber zu wenig Zeit zum Schreiben- deswegen sollte man sich als Unternehmen nicht wundern, wenn man dem Blogger ständig Pressemeldungen schickt und nie etwas passiert. Als Blogger muss ich nicht jeden Tag eine Zeitungsseite voll bekommen, ich kann so lange an einem Artikel basteln, bis er mir gefällt und dann online stellen.

  3. Danke Stefanie für Dein Feedback! Absolut wichtige Punkte, einerseits die fehlende Zeit und andererseits die Flexibilität beim fertigschreiben und online stellen.

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