Warum ich als Touristiker einen Reiseblogger kontaktiere – oder nicht

Blogger Relations: Reiseblogger kontaktieren. Oder nicht

Ich habe letzte Woche einen ersten Blick auf dein Blog geworfen.

Das Layout hat mich nicht direkt abgeschreckt? Der erste Eindruck deines Reiseblogs war so, dass ich als Touristiker mehr über dich wissen möchte? Dann stellt sich mir direkt die nächste Frage: Passt das überhaupt mit dir und mir?

Passen dein Blog und meine Region bzw. mein Produkt zusammen? Lohnt es sich für mich tatsächlich, mit dir Kontakt aufzunehmen?

Schauen wir uns also dein Blog noch ein bisschen genauer an.

Welche Regionen hast du bereits besucht?

Ich habe auf deiner Homepage schon einen groben Eindruck davon bekommen, über welche Themen und Regionen du generell bloggst. Das möchte ich gerne genauer wissen. Schließlich kann ich hieraus schon einmal schlussfolgern, ob du ein generelles Interesse an meiner Region bzw. meinem Produkt hast.

Deine besuchten Regionen kannst du folgendermaßen präsentieren:

  • Hauptmenü: Dort suche ich als erstes. Das Hauptmenü sollte übersichtlich und logisch strukturiert sein, damit ich auch tatsächlich finde, was ich suche.
  • Sidebarmenü: Im Hauptmenü möchtest du der Übersichtlichkeit wegen nur die Hauptthemen integrieren? Kannst du selbstverständlich machen. Was hältst du in diesem Fall von einem zusätzlichen Menü in der Sidebar, welches entsprechend tiefer in die einzelnen Regionen (oder auch Themen) einsteigt?
  • Tags: Neben einem Menü kannst du auch mit Tags arbeiten. Allerdings sind diese oft nicht auf einen Blick so gut zu durchsuchen. Und sollte eine Region bisher nur selten auf deinem Blog erwähnt worden sein, taucht diese vielleicht in den Tags noch nicht einmal auf.
  • Suchfunktion: Vielleicht geht es dir auch so: immer öfter wird das Menü ignoriert und stattdessen direkt die integrierte Suche genutzt. Wobei – hast du überhaupt eine Suchfunktion auf deinem Blog?

 

Gefallen mir die Blogbeiträge?

Im weiteren Verlauf tauche ich tiefer in deine Beiträge ein. Es gibt dabei einige inhaltliche Punkte, dich mich als Touristiker vor Blogs zurückschrecken lassen. Schließlich geht es letztlich um die Bewerbung meiner Region. Und hierfür wünsche ich natürlich einen geeigneten Rahmen.

Was also schreckt mich ab? Kurz gesagt: Unprofessionalität. Länger gefasst:

  • Schlechte Inhalte: Beispielsweise jeder Beitrag hat eine negative Grundstimmung. Oder ein Rabatt- und Gewinnspielpost jagt den nächsten. Möchte ich als Touristiker mein Produkt hier präsentiert sehen? Eher nicht.
  • Schlechte Rechtschreibung: Ja, die deutsche Rechtschreibung ist nicht einfach. Gehört aber zum Schreiben nun einmal dazu. Und wenn ein Blog nur so vor Fehlern strotzt, hat der Schreiber keinen Respekt vor seinen Lesern und somit auch nicht vor mir als Touristiker. Letzte Woche gab es hierzu folgende Bemerkung auf Facebook:  „Wenn da die Grundregeln nicht beherrscht werden, möchte ich gar nicht wissen, wer den Blog liest…“
  • Schlechte Schreibe: „Der Ort war schön. Das Hotel war schön. Der See war schön. Und der Ausflug war schön.“ Möchte ich so etwas lesen? Nein. Möchte ich meine Region so beschrieben sehen? Nein. Wichtige Stichwörter hier für dich: persönliche Erfahrungen & Storytelling.
  • Peinlichkeiten: Nicht jedes deiner Fotos aus der Badewanne sollte online gestellt werden. Überlege dir am besten bei jedem Foto und Beitrag: „Würde ich mich als Blogger hiermit bei einem Touristiker als Blogger ,bewerben‘?“ Falls nicht, dann publiziere diesen Inhalt vielleicht doch besser nicht.

 

Die Person hinter dem Blog

Ein Blog ist immer etwas Persönliches und Individuelles. Einen ersten Eindruck, für wen du schreibst, habe ich bereits auf deiner Homepage bekommen. Eventuell gab es dort auch direkt ein Bild von dir. Gerne möchte ich aber natürlich noch mehr über dich erfahren. Dabei geht es letztlich darum, ob du mir tatsächlich so sympathisch bist und vor allem so professionell auftrittst, dass ich mein Produkt von dir präsentieren lassen möchte.

Hierfür eignet sich ein separater Menüpunkt „Über mich“ (oder wie immer du diesen auch nennen magst). Perfekt ist, wenn ich auf dieser Seite folgende Informationen von dir erhalte:

  • Beruflicher Hintergrund: Gerade wenn dein Beruf oder deine Ausbildung thematisch zu deinem Blog passen und das Bloggen unterstützen (bspw. bei Journalisten, Fotografen) – erzähle mir davon. Dies vermittelt mir das Gefühl, dass du professionell unterwegs bist.
  • Was willst du? Welche Themen wünschst du dir persönlich für dein Blog? Stelle dar, was dir wichtig ist. Im besten Fall kann ich dir genau das im Rahmen einer Kooperation bieten.
  • Fotos: Zeig dich! Über Fotos bekomme ich noch stärker ein Gefühl für dich als Person als über einen reinen Text. Gestalte ein Fotopotpourri von deinen Reisen. Diese Fotos können auch noch einmal gut den Schwerpunkt deines Blogs betonen.

 

Zahlen, Daten, Fakten: das Mediakit

Bei Zeitschriften schaue ich auf die Auflage und die Leserstruktur, bei Websites auf die Pageviews/Unique Visitors und ebenfalls auf die Leserstruktur. Dies erwarte ich auch von dir. Und dabei geht es nicht nur um die Zahlen (lohnt sich das überhaupt in irgendeiner Art und Weise für mich?), sondern auch darum, den möglichen Rahmen einer Kooperation von dir aus direkt abzustecken.

Welche Inhalte im Mediakit zurückkommen sollten, habe ich dir bereits umfangreich dargestellt. Um es deshalb an dieser Stelle kurz zu machen:

  • Gut auffindbar präsentieren: Ich möchte nicht Ewigkeiten nach deinem Mediakit suchen. Und ich möchte es auch nicht per E-Mail anfragen, wenn ich erst einmal nur ein paar grobe Zahlen suche. Stelle dein Mediakit deshalb unter einem einprägsamen Menüpunkt wie „Media & PR“ o.ä. online.
  • Was geht an Kooperationen? Du weißt selbst am besten, was du bereit bist, einem Touristiker anzubieten. Gewinnspiele? Sponsored Posts? Banner? Oder hast du nur Interesse an Presse-/Bloggerreisen? Sag es mir direkt und ich kann mich darauf einstellen.
  • Welche Regionen möchtest du noch besuchen? Ich habe meine Region auf deinem Blog nicht gefunden. Vielleicht auch deshalb, weil du – aus welchem Grund auch immer – gar nicht in meine Region möchtest (was ich mir natürlich überhaupt nicht vorstellen kann). Erstelle eine Übersicht, welche Destinationen noch auf deiner To-do-Liste (bzw. Bucket-List) stehen.

 

Kontaktmöglichkeiten

Dein Blog ist interessant. Und du bist auch interessant. Gerne würde ich dich deshalb kontaktieren. Mache mir dies bitte so einfach wie möglich:

  • Logischer Menüpunkt: Verstecke deine Kontaktdaten bitte nicht irgendwo, sondern platziere sie dort, wo ich sie suche – gerne auch an mehreren Orten. D.h. in jedem Fall auf der „Über mich“-Seite sowie in deinem Mediakit.
  • E-Mail-Adresse: Für den ersten Kontakt möchte ich dich vielleicht nicht unbedingt anrufen, sondern dich gerne erst einmal per E-Mail kontaktieren. Deine E-Mail-Adresse sollte in jedem Fall also online stehen.
  • Klarname/Impressum: Was logisch sein sollte: ich möchte wissen, mit wem ich zusammenarbeite. Dein echter Name sollte deshalb auf deinem Blog stehen, nicht nur dein Nickname. Ebenso ist ein ordnungsgemäßes Impressum ein Standard.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Außerdem sollte auch klar erkennbar sein, welche der bereits vorhandenen Blogbeiträge gesponsert wurden, dem Blogger sollte also auch diesbezügliche Transparenz wichtig sein.

  2. Hallo Kristine,

    aus Sicht des Touristikers würde ich deinen Artikel in jedem Punkt unterschreiben.

    Aus meiner Sicht, ich schreibe bewußt nicht aus Sicht des Reisebloggers, da das sicher jeder ein wenig anders sieht, stellt sich das ein wenig anders dar, denn ich schreibe nicht in erster Linie für die Touristiker. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht freue, wenn viele Touristiker meinen Blog besuchen.

    Trotz vollstem Verständnis für den derzeitigen Trend zur Professionalität in der Reisebloggerszene, bin ich der Meinung, dass man nicht alles diesem Ziel unterordnen sollte. Wichtiger ist in meinen Augen eine gewisse Bloggerpersönlichkeit, evt sogar Einzigartigkeit oder das was man im Showbiz als Wiedererkennungswert bezeichnet.

    Dennoch habe auch ich deinen Artikel interessiert gelesen und werde den einen oder anderen Punkt auf meinem Blog überprüfen und evt. ändern.

    Grüße vom Bodensee
    Udo

  3. Da kann ich Udo in gewissem Maße beipflichten, wobei Kristine sicher nicht andeuten wollte, dass man sich als Blogger noch mehr auf die „Industrie“ ausrichten sollte. Es geht in erster Linie darum, ein stimmiges Bild abzugeben und Pannen wie massenweise Rechtschreibfehler oder unvollständige Sätze vor allem im Leser-Interesse tunlichst zu vermeiden. Auch beim Punkt mit den Badewannen-Fotos sollte es in erster Linie darum gehen, welche Darstellungen man seiner Leserschaft zumuten möchte und welche Aktionen eventuell als Peinlichkeit empfunden werden könnten. Die Grenzen sind da ja recht fließend und hängen auch immer von der Zielgruppe ab: Der eine Blogger springt im hohen Bogen ins Eiswasser, die nächste Bloggerin präsentiert sich im Minirock und High-Heels auf einem Berg. Ich finde es schön, dass wir eine solche (wachsende) Vielfalt in der Szene haben, umso genauer sollten Touristiker hinschauen und sich vorab mit den Blogs beschäftigen (auch wenn Zeit stets ein knappes Gut ist). Alles in allem ein sehr guter Artikel!

  4. Danke für den guten Post, für mich also höchste Zeit, das Media Kit direkt auf den Blog zu packen.
    Lustigerweise habe ich gerade gestern einen PDRB Facebook Post geschrieben in dem ich darauf Hinweise, dass viele Blogs keine Länderkategorien und / oder eine Suche haben. Für jemanden der genau ein Land sucht, nicht optimal.

    Liebe Grüße
    Christina

  5. @Udo: Das Thema Wiedererkennungswert unterschreibe ich vollkommen! Was das Thema Über-Professionalisierung anbetrifft: Vieles, was für Touristiker relevant ist (übersichtliche Struktur des Blogs, die Person hinter dem Blog etc.), ist gleichzeitig auch für die „normalen“ Leser eines Blogs von Bedeutung. Also Professionalität letztlich nicht nur für die Touristiker, sondern auch alle für anderen.
    Wenn du hier für dich den ein oder anderen Punkt mitnimmst – wunderbar. Ziel erreicht. :)
    @Alex: Danke Dir Alex! Ich möchte auch weder auf den Blogger im Eiswasser noch die Bloggerin in High-Heels auf dem Berg verzichten (und bin mir ziemlich sicher, dass wir gerade genau die gleichen Personen vor Augen haben).
    @Christina: Wunderbar! Wir nehmen sie einfach von allen Seiten in die Zange. Dann kann hinterher keiner sagen, er hätte von nichts gewusst!

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