Reiseblogger: Über Standards und den Wohlfühlfaktor

Blogger Relations: Reiseblogger- Standards

Immer wieder wird versucht, Standards für Reiseblogger zu definieren. An sich bin ich ein großer Befürworter von Standards. Denn Standards machen vieles einfacher. Für beide Seiten.

Für Reiseblogger: Was sind meine Zugriffszahlen wert? Was darf ich im Rahmen einer Kooperation fordern?

Aber ebenso für die touristische Seite: Was sollte ich einem Reiseblogger bieten? Was kann ich im Gegenzug erwarten?

Ist all dies von vornherein deutlich, wird viel Zeit in der Kooperationsanbahnung gespart. Letztlich geht es also für Standards darum zu klären: Was ist üblich? Doch genau das ist so schwierig zu definieren.

Was ist denn üblich in der Reiseblogger-Branche?

Genau da liegt das Problem: üblich ist hier nämlich gar nichts:

  • Der eine Blogger nimmt € 50 für einen Sponsored Post, für welchen ein anderer mit gleichen Zugriffszahlen unter € 300 keinen einzigen Buchstaben tippt.
  • Der eine Blogger bietet Gewinnspiele und Produkttests auf seinem Blog an, was für einen anderen überhaupt nicht in Frage kommt.
  • Der eine freut sich, wenn er die Unterkunft bezahlt bekommt, der andere möchte die gesamte Reise finanziert bekommen inklusive noch eines extra Betrages.

In den letzten Wochen bekam dieses Thema über die Diskussionen rund um die Huffington Post (in Kurzform: Blogger schreiben gratis, als Entgelt wird Reichweite geboten) eine neue Brisanz. So freut sich einer, für die Huffington Post schreiben zu dürfen, für einen anderen stellt dies ein absolutes Sakrileg dar.

Doch sollte dies nicht letztlich tatsächlich jeder für sich selbst entscheiden können? Ich meine: beide Seiten haben jeweils Recht. Die HuffPo-Unterstützer und die HuffPo-Gegner, die Gewinnspiel-Fans und die Gewinnspiel-Feinde. Denn jeder Blogger hat seinen eigenen Ausgangspunkt, seine eigenen Rahmenbedingungen und seine eigenen Zielstellungen.

 

Die eigenen Konditionen klarmachen

Jeder muss also für sich selbst entscheiden:

  • Was möchte ich auf meinem Blog für andere möglich machen?
  • Wie möchte ich selbst anderswo präsentiert sein?
  • Und wie sind jeweils meine Konditionen hierfür?

Phil bringt dies in seinem Kommentar zum Beitrag über die Professionalität von Reisebloggern sehr schön auf den Punkt: „Mein Blog sind die Vereinigten Staaten von Phil.“ Sein Blog – er entscheidet. In die gleiche Richtung zielt Ingos Idee eines Art „Mission Statements“, welches er ebenso in den dortigen Kommentaren in den Raum warf. Mit einem solchen Statement können die eigenen „Blog-Grundgesetze“ auch für potenzielle Kooperationspartner zusammengefasst und verdeutlicht werden. Idealerweise direkt im Mediakit integriert.

Nicht zu vergessen: Eine Kooperationsanfrage ist – egal, ob von Seiten des Reisebloggers oder von Seiten der Region bzw. der Unterkunft – immer als ein Angebot zu verstehen. Ein Angebot, welches beide Seiten annehmen können. Aber eben genauso gut auch ablehnen können. Keiner wird hier zu irgendetwas gezwungen. Und nur weil ein anderer Blogger sich auf eine Aktion einlässt, muss man selbst dies nicht auch tun.

Sicherlich kann versucht werden, ein unpassendes Angebot noch etwas mehr in die eigene Richtung zu lenken, nachzuverhandeln. Aber unterm Strich läuft es letztlich immer auf ein Geben und Nehmen heraus, auf Konditionen, mit denen beide Partner einverstanden sind. Auf ein Wohlfühlen auf beiden Seiten.

Und was ist nun mit den Standards? Einige für die Zusammenarbeit von Bloggern und Touristikern werden sich sicherlich in nächster Zeit Stück für Stück von selbst herauskristallisieren. Und alle anderen kann (und sollte) jeder selbst für sich und sein Blog bestimmen.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wieder einmal ein sehr guter Artikel von dir!

    Ich möchte vor allem nochmal den Part von deinem Text betonen, in dem du sagst, dass es sowohl Angebote an _und_ auch von Reisebloggern geben kann. Somit dürfte klar sein, dass jede Kooperation mit Verhandlungen im Vorhinein verbunden ist.
    Und Verhandlungen über Forderungen zu führen ist nichts Schlimmes und schon gar kein „Aufführen“ im negativen Sinne. Das ist ganz normales Business, an dessen Ende entweder eine Zusammenarbeit (a.k.a „Wohlfühlen“ *g*) oder eben getrennte Wege stehen.

    Ich bin mal gespannt, ob sich wirklich „Standarts“ etablieren können. Grundsätzlich ist das ja keine schlechte Idee.

    LG Phil

  2. Ich halte solche Standards nicht für notwendig. Wie du selber schon richtig sagtest, soll jeder selben entscheiden dürfen, welche Arten von Kooperationen er eingehen will.

    Auch bei den Preisen für Werbung braucht es meiner Meinung nach keinen Standard. Ich hab den nicht einmal selber. Wenn ich beispielsweise sehe, dass es mehr Interessenten für Sponsored Posts gibt als ich unterbringen will, erhöhe ich einfach den Preis. Wenn es weniger sind, dann senke ich ihn eben wieder. Für mich gehören solche Verhandlungen einfach dazu.

  3. Ich persönlich brauche keine Standards. Jeder muss selbst wissen, was er mit seinem Blog veranstaltet. Das ist ja auch das Schöne am Bloggen. Ich kann machen was ich will. Daher stören mich auch Moralapostel-Diskussionen.

    Aber eines ist klar: Wer im Kodex ist, muss sich auch an die Regeln halten. Da ich das nicht mehr möchte bzw. mich der Kodex in meiner unternehmerischen Tätigkeit einschränkt, bin ich vor Kurzem ausgetreten.

    Ich habe aber nicht grundsätzlich etwas gegen den Reiseblogger-Kodex. Für Neulinge in der Branche ist er sicherlich ganz nett, um sich mit ein paar Gepflogenheiten vertraut zu machen.

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