Reiseblogger & Journalisten: meikemeilen

Blogger Relations: Blogger & Journalisten: meikemeilen

Meike von meikemeilen hat gewissermaßen – neben einem abendlichen Twitter-Austausch mit Claudia & Ralf – den Anstoß zu meiner Blogger-Journalisten-Fragerunde geliefert: Im letzten Jahr organisierte ich eine Pressereise, also eine Journalisten(!)-Pressereise und dachte in keiner Weise daran, dass die vielen Reiseblogger in meinen Timelines auch Journalisten sein können. Letztlich kam Bloggerin Meike mit auf Pressefahrt – und ich verfasste einen Blogbeitrag zum Thema Schubladendenken.

Meike lernte ich somit auf der Pressereise als Journalistin kennen – wobei ich sie vorher in erster Linie als Reisebloggerin wahrnahm. Wie sieht sie sich selbst? Das beantwortet sie im folgenden Interview.

Hallo Meike, die gewohnte Einstiegsfrage: wer bist du eigentlich und wo kommst du her?

Kurz gesagt: Ich bin Journalistin und wohne in Wuppertal. Ein paar Infos schiebe ich aber noch hinterher: Ich habe Philosophie und Germanistik studiert, ein Redaktionsvolontariat bei der Westdeutschen Zeitung gemacht und auch zwei Jahre als Redakteurin und Texterin in einer Design- und Kommunikationsagentur gearbeitet.

Seit knapp sechs Jahren bin ich nun freiberuflich als Journalistin und Texterin tätig. Als Reisejournalistin gehöre ich zum Pressebüro Daniela Kebel, für das ich regelmäßig an Pressereisen teilnehme. Seit Sommer 2012 bin ich auch Reisebloggerin, da habe ich mit www.meikemeilen.de losgelegt. Und ich bin begeisterte Twitterin. Neben meinem schon länger bestehenden Account @MeikeNordmeyer habe ich zum Blog @meikemeilen eingerichtet und twittere darüber von den Touren und generell über das Thema Reise.

 

Siehst du dich selbst eher als Journalistin oder als Reisebloggerin?

Ich sehe mich als Journalistin, die auch ein eigenes Reiseblog führt. Denn wenn ich als Reisebloggerin schreibe, dann höre ich ja nicht auf, Journalistin zu sein. Dieses Entweder-Oder besteht so gar nicht. Als Reisebloggerin muss man nicht Journalistin sein. Es hilft aber sehr, wenn man schon Text- und Rechercheprofi ist und über gute Kontakte verfügt. Umgekehrt ist es als Journalistin sehr schön, als Reisebloggerin ganz frei von den Sachzwängen in Redaktionen und seitens der Auftraggeber schreiben und posten zu können. So wie man es für gut und richtig hält.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du eine Journalisten- bzw. eine Bloggerreise planst und organisierst bzw. welche Informationen du dir vor Ort notierst?

Es gibt Reiseziele, die mich generell besonders interessieren, und es gibt Orte, die ich besuchen möchte, weil ich da eine Idee für eine Geschichte habe. Wenn ich die Reise selbst organisiere, dann plane ich so, dass es zu meinem Recherchevorhaben gut passt. Die Neugier treibt mich an, und der ist es völlig egal, ob ich nachher Print-Artikel oder Blogbeiträge schreibe. Bei Einladungen zu Pressereisen ist die Ausgangssituation eine ganz andere. Beim Pressebüro Kebel schauen wir uns die Pressereisen genau daraufhin an, ob es sich um gefragte Themen handelt und das Programm interessante Geschichten hergeben wird, zu denen wir auch Abnehmer finden können. Wir sagen keine Pressereise zu, ohne vorher schon entsprechende Artikel-Aufträge akquiriert zu haben. Das ist sehr wichtig.

Als Bloggerin eine Einladung zu einer Reise zu bekommen, ist derzeit noch schwieriger. Manche Agenturen oder Veranstalter sind daran noch nicht interessiert. Aber das ändert sich ja gerade rasant. Die Entscheidung, an welcher Reise ich als Bloggerin teilnehme, gestaltet sich dann wesentlich einfacher. Natürlich schaue ich auch genau hin, ob mich die Reise interessiert und ich Potenzial zum Schreiben sehe. Wenn ich das gecheckt habe, kann ich direkt zusagen. Denn ich weiß ja, dass ich Blogartikel darüber verfassen und von unterwegs twittern werde.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du einen Artikel für ein Printmedium bzw. für dein eigenes Blog aufsetzt?

Ja, da gibt es große Unterschiede. Natürlich habe ich grundsätzlich meinen eigenen Sprachstil. Als Profischreiberin muss der aber auch im gewissen Maße variabel sein. Für die Tageszeitung wird ein anderer Stil benötigt als für Magazine. Und die Magazine unterscheiden sich auch wieder voneinander. Da gibt es bestimmte Maßgaben der Redaktionen, die umzusetzen sind. Die Länge der Texte ist vorgegeben, zudem werden vorher meistens auch Themenschwerpunkte abgesprochen. Die Redaktionen möchten manchmal einen bestimmten Dreh in der Geschichte haben. Oder sie sind an anderen Aspekten, die man selbst für wichtig hält, nicht interessiert.

Als Bloggerin bin ich in all dem ganz frei. Das genieße ich sehr. Ich entwickele da gerade meinen eigenen Blog-Schreibstil. Der ist viel persönlicher als für Print und häufig in der Ich-Form. Manchmal staune ich ein bisschen, wie ungewohnt das für mich ist. Dass ich einfach so schreiben darf! Aber gerade darum macht es mir besonders Spaß – und den Lesern hoffentlich auch.

 

Mit einem Printartikel erreichst du (momentan noch) mehr Leser – ist das tatsächlich so? – , im Blog und den sozialen Netzwerken gibt es demgegenüber direktes Feedback auf deine Artikel und Videos – was ist dir wichtiger?

Natürlich ist es schön zu wissen, dass ein Printartikel eine große Reichweite hat. Die Papierversion ist toll zum Vorzeigen, das PDF hübsch zum Versenden per Mail. Dann gibt es auch Reaktionen darauf. Ansonsten bekommt man nur wenig Rückmeldung. Das ist beim Blog ganz anders. Vor allem, wenn ich die Blogbeiträge auf meinen Twitter-Accounts und bei Facebook ankündige. Da kommen viele spontane Reaktionen. Die Leute schreiben, wie ihnen der Beitrag gefällt, bringen Anmerkungen, Fragen, Ergänzungen und eigene Tipps dazu. Oder sie merken an, dass sie es ganz anders erlebt haben. Der Austausch ist sehr spannend und anregend. Ich möchte ihn nicht mehr missen.

 

Was können deiner Meinung nach die „klassischen“ Journalisten von den „klassischen“ Reisebloggern lernen – und umgekehrt? 

Gehen wir also mal von so einer Trennung aus. Dann würde ich so sagen: Die Journalisten können von den Bloggern den versierten und unverkrampften Umgang mit den Social Media lernen. Denn da hinken so einige Kollegen kräftig hinterher. Da gibt es noch viele Ängste, Vorbehalte oder auch merkwürdige Vorstellungen abzubauen. Reiseblogger können sich von den Journalisten als erfahrene Text- und Redaktionsprofis einiges abschauen. Das sollten sie nutzen und sich nicht dagegen sperren.

 

Möchtest du von touristischen Anbietern wie Regionen, Attraktionen oder auch Agenturen lieber als Journalistin oder als Reisebloggerin wahrgenommen und angesprochen/eingeladen werden?

Ich sagte ja zu Beginn, dass ich mich als Journalistin verstehe, die auch ein Reiseblog hat. So möchte ich auch wahrgenommen werden. Damit biete ich als Reisejournalistin ein wichtiges Plus. Das wissen die Agenturen zunehmend zu schätzen. Eine waschechte Bloggerreise, also ausschließlich mit ebenso onlinesüchtigen und dauerpostenden Leutchen wie mir – die habe ich noch nicht gemacht. Ich hoffe sehr, dass sich das bald ergibt. Denn das muss klasse sein, in so einer Gruppe unterwegs zu sein. Außerdem kann ich so die Bloggerkollegen, die mir über den ständigen Austausch in den Social Media schon sehr vertraut sind, endlich im Real Life kennenlernen. Da freue ich mich drauf!

 

Für welche Art von Kooperationen stehst du für touristische Unternehmen zur Verfügung – für welche nicht?

An ausgewählten Pressereisen nehme ich ja schon teil, und Bloggerreisen sind eine willkommene Ergänzung. Gerne schreibe ich in meinem Reiseblog gelegentlich Rezensionen über Bücher oder andere Medien zum Thema Reise. Da freue ich mich über Anfragen. Aber dann muss ich schon selbst entscheiden, was zu meikemeilen passt und was ich für erwähnenswert halte. Das Platzieren von Werbebannern kann ich mir vorstellen, ein Gewinnspiel geht eventuell auch, wenn es thematisch dem Blog entspricht.

Gesponserte Artikel oder bezahlte Links im Contentbereich kommen für mich jedoch nicht in Frage. Da gilt für mich wie bei Print auch: Redaktionelle Beiträge und Werbung müssen deutlich voneinander getrennt sein.

 

Herzlichen Dank für dieses Interview!

Ich danke auch. Freut mich sehr, dass ich bei dieser interessanten Reihe dabei bin.

 

 

Wer mehr von Meike lesen möchte, der klicke sich durch folgende Links:

 

Das könnte dich auch interessieren:

Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

Schreibe einen Kommentar