Reiseblogger & Journalisten: Claudi um die Welt

Blogger Relations: Blogger Claudi um die Welt

Die Diskussion Blogger vs. Journalisten ließ mich nicht los. Deshalb möchte ich euch im Januar einige Personen vorstellen, die als Reiseblogger und als Journalisten die Welt bereisen & beschreiben. Denn letztlich glaube ich persönlich, dass vor allem diese Leute zukünftig die Reisethemen bestimmen werden. Zum einen, weil sie wissen, wie man journalistisch recherchiert und schreibt; zum anderen, weil sie wissen, wie sie ihre Texte einer breiten Öffentlichkeit vorstellen können.

Den Anfang macht heute Claudia Ottilie, vielen von euch sicherlich bereits bekannt als Claudi um die Welt.

Claudia Ottilie aka Claudi um die Welt

Claudia Ottilie aka Claudi um die Welt

Hallo Claudia, stell dich einmal kurz vor: wer bist du eigentlich und wo kommst du her?

Im Sinne meines Erscheinens in diesem Blog bin ich Gründer, Gestalter und Autor von Claudi um die Welt. In meinem Erstleben bin ich außerdem Online-Redakteur mit allen Schikanen (Schreiben, Programmieren, Designen, Social Media) – seit mehr als 10 Jahren, meist im Tourismussektor.

2006 bin ich zu einer Weltreise aufgebrochen und habe für Familie und Freunde zum Mitverfolgen einen Blog aufgesetzt. Danach habe ich einfach weiter gemacht, mit dem Blog und als freier Reiseautor. Wer für Print schreibt, wird auf Pressereisen eingeladen – die einzige Möglichkeit, ohne Lottogewinn weiterhin viel und oft zu reisen. Seither blogge ich über jede Reise, auch Pressereisen – wovon bis letztes Jahr kaum eine PR etwas wusste. Seit 2012 trete ich als Reiseblogger auf, um neben den Printartikeln mein eigenes Veröffentlichungsmedium aufzubauen, in dem ich der Chefredakteur bin und mehr Freiheiten als Autor habe.

Am liebsten reise ich in die Ferne, auf die nicht so ausgetretenen Pfade, zu dem Nicht-offensichtlichen, nehme aber gern auch die Sehenswürdigkeiten mit, die man nun mal gesehen haben muss. Meine zweite Sucht ist laute Musik, daher sind meine Blogüberschriften immer Songtitel, egal wie schlecht das fürs SEO der Seite ist.

 

Siehst du dich selbst eher als Journalistin oder als Reisebloggerin?

Ich sehe mich als Reisende und als Autorin. In welchem Medium ich meine Geschichten und in welchem Stil veröffentliche, hängt von diversen Faktoren ab. Ich sehe mich gern als beides, wenn es denn unbedingt unterschieden werden muss.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du eine Journalisten- bzw. eine Bloggerreise planst und organisierst bzw. welche Informationen du dir vor Ort notierst?

Ich mache da kaum Unterschiede. Die Suche nach Supportern läuft relativ ähnlich ab, nur der Erfolg ist momentan noch nicht immer der gleiche. Für Bloggerreisen ist noch nicht jeder Veranstalter bereit, Unterstützung zu geben.

An einer Bloggerreise im Sinne von 10 Leuten mit iPhones und MacBooks habe ich allerdings noch gar nicht teilgenommen. Ich bin lieber individuell unterwegs oder auf Pressereisen (mit den angeblich alten Säcken, die angeblich nicht wissen, was Blogs überhaupt sind). Ich blogge weder live noch schreibe ich irgendwo in der Hängematte oder auf einem Flug meine Printartikel. Vor Ort sauge ich die Atmosphäre auf, lasse wirken und mache Notizen zu allem, was mich interessiert oder was mir bereits als Artikel/Post vorschwebt. Hin und wieder poste ich ein Foto auf einem Social Media-Kanal – aber nur, wenn ich zufällig die technische Möglichkeit habe. Sämtliche Schreibarbeiten passieren hinterher.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du einen Artikel für ein Printmedium bzw. für dein eigenes Blog schreibst?

Der Stil und der Umfang sind sehr unterschiedlich. Printartikel sind in der Zeichenanzahl sehr beschränkt, entsprechend muss ich komprimierter schreiben, um all die Informationen unterzubringen. Im Blog schreibe ich fast ausschließlich im Ich-Stil und frei von der Leber weg. Es ist mein Tagebuch. Ich kann mich auslassen in Umfang und Stil, kann alles erwähnen, was dem Rotstift eines Zeitungsredakteurs zum Opfer fallen würde. Ich kann Wörter erfinden oder freischnauze schreiben. Und ich kann eine Destination mit Dutzenden Fotos untermalen. So viele Fotos ;)

 

Mit einem Printartikel erreichst du (momentan noch) mehr Leser, im Blog und den sozialen Netzwerken gibt es demgegenüber direktes Feedback auf deine Artikel – was ist dir wichtiger?

Ob einer meiner Artikel in einer 100.000fach verkauften Zeitung wirklich auch 100.000 mal gelesen wird, wage ich zu bezweifeln. Selbst wenn nur 1 % letztlich wirklich den Reiseteil liest, bekomme ich davon so gut wie kein Feedback. Beim Blog ist man natürlich näher dran am Leser. Es sind zwar immer noch weniger Leser auf meinem Blog als auf irgendeinen Zeitungsartikel, aber die Blogleser sind mir durchaus wichtiger. Sie geben Feedback und fragen auch mal nach. Das ist Gold wert, wenn man weiß, dass man nicht in den luftleeren Raum geschrieben hat.

 

Was können deiner Meinung nach die „klassischen“ Journalisten von den „klassischen“ Reisebloggern lernen – und umgekehrt? 

Ich finde die Diskussion Blogger vs. Journalist müßig. Ich bin kein ausgebildeter Journalist, sondern vielmehr selbsternannt in jedem meiner Berufe (Online-Redakteur, Webdesigner, Grafiker, Fotograf, Journalist, Blogger) – ich habe das alles während meiner langjährigen Ausübung gelernt. Was Blogger  jedoch generell lernen könnten und sollten, ist der Umgang mit Werbung. Scheinbar sehen sich viele Blogger gezwungen, gesponserte Artikel und Links in ihre Blogs aufzunehmen, um sie irgendwie zu monetarisieren. Sie vermischen für meinen Geschmack zu sehr eigene Meinung mit gekaufter Meinung. Ich bin fast versucht zu sagen: Was uns momentan unterscheidet, ist der Umgang der Tourismusindustrie mit uns allen. Blogs werden als Marketinginstrumente gesehen, einem Zeitungsartikel misst man immerhin einen gewissen literarischen Wert bei. Ich möchte auf Claudi um die Welt moderne Literatur kreieren, nicht clever verpackte Werbung.

 

Möchtest du von touristischen Anbietern wie Regionen, Attraktionen oder auch Agenturen lieber als Journalistin oder als Reisebloggerin wahrgenommen und angesprochen/eingeladen werden?

Der Idealfall wäre als guter Schreiber wahrgenommen zu werden, dessen Blog als Publikationsmedium dient. Für die meisten touristischen Anbieter  sind Reichweiten/Auflagen das wichtigste. Daher bin ich meist gezwungen, auch im Print zu veröffentlichen. Sicher wäre mir lieber, aufs Klinkenputzen bei Zeitungen verzichten zu können und mit meinem Blog mein eigener Chefredakteur sein zu können. Nennen wir es: Reiseblogger mit publizistischem Anspruch.

 

Für welche Art von Kooperationen stehst du für touristische Unternehmen zur Verfügung – für welche nicht?

Ich schreibe grundsätzlich selbst und auch nur über Destinationen, die ich selbst besucht habe. Presse/Bloggerreisen sind mir herzlich willkommen. Ich lege wenig Wert auf die Unterkunft, daher bin ich weniger der Hoteltestertyp. Der Printschreiber in mir kennt so etwas wie einen Ehrenkodex, laut dem ich schreibe, was mir gefällt, aber nicht zwingend alles. Ich mache keine Gewinnspiele, keine gesponserte Artikel (oder Links im Contentbereich) und versuche vor allem Werbung von Content sichtbar zu trennen. Ich möchte meinen Lesern meine Meinung bieten – und nur die.

Ich wünsche mir von sämtlichen touristischen Unternehmen, dass sie Blogger als freien Journalisten gleichwertige Schreiber wahrnehmen. Journalisten schreiben keine Werbeartikel und auch nicht unentgeltlich, auch wenn die Verlage um ihre Artikel herum natürlich Anzeigen schalten. Warum sollte ein Blogger das anders machen? Zeitungen drucken auch nicht alles, was ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt wird und was mich betrifft: ich bin nicht auf der Suche nach (irgendwelchen) Content und Claudi um die Welt ist keine Vermarktungsplattform. Ich suche Reiseerlebnisse, über die ich schreiben kann – online, offline und für meine reisesüchtige Seele einfach nur im Kopf.

 

Ganz herzlichen Dank, Claudia, für dieses Interview!

Ich danke für die Möglichkeit, mich vorzustellen!

 

Wer mehr von Claudia lesen möchte, findet sie übrigens auch hier:

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

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