Projektplanung: Die Zeit, der Weg und das Unvorhergesehene

Projektplanung & Strategie

Ich führe viele Beratungsprojekte durch. Dabei geht es oft um interne wie externe Abläufe und Prozesse.

Und ich fahre viel Zug. Auch dort geht es um Abläufe und Prozesse. In meiner Wahrnehmung sind meine Züge größtenteils pünktlich. Laut Twitter und Facebook sind jedoch gefühlt alle Züge (deutlich) verspätet oder fallen aus. Was hat es mit meinen pünktlichen Zügen auf sich? Und was kannst du für deine Projektplanung hieraus lernen?

 

Keine Zugbindung zeitlich gesehen.

Aufgrund meiner BahnCard 100 bin ich an keinen konkreten Zug gebunden. Oft entscheide ich deshalb spontan, einfach einen Zug eher zu nehmen. Weil sich beispielsweise bereits andeutet, dass bei meiner ursprünglich gewählten Verbindung ein Problem auftritt. Weil ein Termin doch kürzer dauert, als ursprünglich geplant. Oder weil ich die Zeit am Zielort besser nutzen kann.

Was das Zugfahren hier erleichtert: Die Freiheit, selbst über meine Zeit zu entscheiden – wenn auch innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen.

Kunst-Uhr am Bahnhof Kassel

Alles noch im Zeitplan? (Kunst-Uhr am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe)

Überlass deinem Team die zeitliche Planung für deren Projekte. Das Ziel muss selbstverständlich deutlich sein und damit auch, wann welcher Meilenstein erreicht werden soll. Die Umsetzung dahin kann jedoch unterschiedlich ausfallen.
Einige deiner Kolleg*innen arbeiten lieber in einem Schwung an einem Projekt, um hierdurch sehr intensiv in dieses einzutauchen und von nichts anderem abgelenkt zu werden. Andere arbeiten lieber in kleineren Etappen, um das Erarbeitete zwischendurch noch mal sacken zu lassen und immer wieder zu hinterfragen. Egal wann – Hauptsache, die zeitliche Ziellinie wird erreicht.

 

Keine Zugbindung in Bezug auf die Strecke.

Selbst ein Flexpreis-Ticket verpflichtet den/die Käufer*in, über die entsprechend gekaufte Verbindung zu fahren. Ich bin letztens von Nordhausen zurück nach Bonn spontan via Kassel-Wilhelmshöhe statt via Göttingen gefahren. Weil diese Verbindung zu diesem Moment die bessere war.

Was das Zugfahren hier erleichtert: Die Freiheit, selbst über meinen Weg zu entscheiden.

Blumen im Gleisbett

Schon länger keiner mehr diesen Weg genommen? (Blumen im Gleisbett)

Mach das Projektziel inklusive Timing (Ankunft bis wann und wo?) deutlich, aber überlass deinem Team die Entscheidung, welchen Weg es dorthin nimmt. Wie dein Team zur Ziellinie gelangt, ist an sich egal. Ist es dir jedoch aus bestimmten Gründen wichtig, dass dein Team über Göttingen statt über Kassel-Wilhelmshöhe fährt – rede darüber. Du kannst nicht erwarten, dass andere deine Gedanken lesen können.

 

Die generelle Planung.

Ich gehe nicht davon aus, dass mein Zug auf die Minute genau pünktlich ist. Ich plane Verspätungen ein. Im Zweifelsfall, wenn mir das doch alles zu knapp wird, fahre ich einen Tag früher und übernachte lieber vor Ort. Autofahrer haben mit so einer Planung oft ein Problem. Sie übersehen dabei allerdings, dass sich die Zeitangabe in ihrem Navigationsgerät ebenso an den aktuellen Verkehrsbedingungen (Berufsverkehr…) orientiert und sie letztlich ebenso aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen eher losfahren.

Was das Zugfahren hier erleichtert: Nicht alles auf die Rahmenbedingungen schieben, sich nicht komplett abhängig machen. Selbst die Rahmenbedingungen bestimmen.

Verlassenes Gleis

Was erwartet dich hinter der Kurve? (Verlassenes Gleis)

Plane von vornherein Unvorhergesehenes in deine Projekte ein. Irgendetwas kann immer passieren, ob Krankheit, ein anderes Projekt oder sonstiges. Projekte gemeinsam mit Kolleg*innen durchzuführen, sorgt dafür, dass im Zweifelsfall noch jemand anders über die Inhalte und die anstehenden Aufgaben auf dem Laufenden ist.
Und falls doch nichts Unvorhergesehenes passiert, bist du eben früher fertig und hast den Kopf für andere Projekte frei.

 

Die generelle Einstellung.

Letztens brauchte ich auf dem Weg von Bonn nach Nordhausen ausnahmsweise einmal knapp zwei Stunden länger, da ich in Kassel-Wilhelmshöhe einen Anschlusszug verpasste. Aufgrund meiner bereits genannten generell eher großzügigen Zeitplanung war dies schon mal kein Problem. Hinzu kam, dass ich die zwei Stunden extra nicht als verlorene Zeit betrachtete. Meine längere Aufenthaltsdauer in Kassel-Wilhelmshöhe nutzte ich, in Ruhe etwas zu essen. Die anschließende längere Zugfahrt ermöglichte es mir, länger an einem Konzept zu schreiben. Kurz: Die Zeit war trotz Verspätung sehr gut genutzt.

Was das Zugfahren hier erleichtert: Den Blickwinkel ändern. Es sind nicht zwei Stunden Verspätung. Es sind zwei Stunden geschenkte Zeit.

Kaffee im Zug

Akzeptieren & Kaffee trinken. (Kaffee im Zug)

Ändere deinen Blickwinkel: Etwas ist schief gegangen? Akzeptiere, dass du es sowieso nicht mehr ändern kannst. Was kannst du jedoch hieraus für das nächste Mal lernen? Wie solltest du deine Projektplanung generell anpassen? Und vor allem: Was war letztlich doch gut an dieser unerwarteten Planänderung?

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

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