Beim Barcamp Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz und beim Destinationcamp in Hamburg hat das Format des Magic Round Tables mittlerweile seinen festen Platz. Ich habe schon oft Leute davon erzählen hören, stand aber selbst noch nie selbst am Magic Round Table – bis zum Mai dieses Jahres.
Beim 6. Barcamp der Rheinland-Pfälzer – nach fünf Jahren in Boppard beheimatet, jetzt erstmals in Worms durchgeführt – nutzte ich die Chance, mir dieses Format, moderiert von Dr. Claudia Brözel, genauer anzuschauen. Und ich muss sagen, der Magic Round Table passt einfach perfekt zum Barcampformat, ist aber auch darüber hinaus vielfältig einsetzbar.
Magic Round Table: Wie funktioniert das?
1. Der generelle Rahmen
Meist wird auf Barcamps gesessen. Aber sitzen ist nicht gleich sitzen. Sitzsäcke oder Hocker bzw. Stühle oder sogar Stühle mit Tischen davor verändern die Diskussionskultur enorm. Beim Magic Round Table hingegen wird gestanden. Und auch das ändert die Diskussionskultur. Im Stehen kann man sich nämlich beispielsweise ganz schlecht zurücklehnen…
2. Festlegung des Themas
Bei einem Barcamp werden die Themen von den Teilnehmer*innen zu Beginn vorgeschlagen und basierend auf dem gezeigten Interesse der Raum festgelegt. Wenn ich in einen Raum hineingehe, weiß ich also im allgemeinen bereits vorher, was mich dort erwartet.
Beim Magic Round Table wird das Thema erst in der Runde der Teilnehmer*innen der jeweiligen Session bestimmt. Du möchtest gerne ein Thema diskutieren? Das kannst du hier einbringen. Gemeinsam wird in der Runde entschieden, welches Thema bzw. welche Themen diskutiert werden. Du hast vorher also überhaupt keine Ahnung, worum es tatsächlich gehen wird.
3. Austausch und Diskussion
Die verfügbare Redezeit wird in Stäbchen zu gleichen Teilen unter den Teilnehmer*innen aufgeteilt. Ein Stäbchen entspricht dabei einer Minute Redezeit. Ich finde interessant, was die Person XY da gerade erzählt und bin der Meinung, sie solle noch länger reden? Dann kann ich ihr eins meiner Stäbchen geben, meine Redezeit also an sie verschenken. Resultat: Interessante Redner*innen werden unterstützt, nichtssagende Redner*innen ausgebremst.
4. Zusammenfassung
Beim Destinationcamp gibt es ein Wortprotokoll des Magic Round Tables. Beim Barcamp Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz eine grobe Zusammenfassung via Flipchart. Persönlich würde ich sagen, dass letzteres genügt. Wobei auch hier der Anspruch an die Protokollierenden recht hoch ist: aufgrund der prägnanten Sprache gibt es gefühlt deutlich mehr Inhalte als in einer „normalen“ Barcamp-Session.
Was mag ich an dem Format Magic Round Table?
Das offene Thema
Ich war in einer Runde des Magic Round Tables, bei welcher ich dachte „Puh, das ist so gar nicht mein Thema“. Ein Thema, zu dem ich – hätte ich dies vorher gewusst – nicht hingegangen wäre. Dennoch: Sehr interessante Runde, gerade durch den Perspektivenwechsel.
Beim Barcamp Rheinland-Pfalz wurden teilweise bereits konkrete Themen vorab für den Magic Round Table festgelegt. Persönlich bevorzugte ich jedoch die offenen Runden: Eine zufällige Auswahl von Teilnehmer*innen, aus welcher sich irgendein Thema ergibt. Überraschung. Neugier. Yeah!
Die wahrhaft magische Diskussionskultur
Die Wortmeldungen beim Magic Round Table sind kurz und prägnant. Die Uhr läuft schließlich immer mit. Ausschweifende Erzählungen haben keinen Raum. Gefühlt kommt dadurch inhaltlich mehr zusammen als in einer „normalen“ Barcamp-Session.
Gleichzeitig werden emotionale Diskussionen ausgebremst, denn keiner kann einfach den anderen unterbrechen. Du willst etwas sagen? Dann meldest du dich und wirst an das Ende der „Ich-will-etwas-sagen“-Liste geschrieben. Gegebenenfalls sind dann noch zwei, drei andere vor dir dran – und die eventuellen Emotionen sind verraucht. Gleichzeitig kann es sein, dass du, bis du mal dran bist, fast vergessen hast, was du eigentlich sagen wolltest. Tipp: Genau dafür sind die ausliegenden Blöcke und Stifte gut!
Die Redezeitstäbchen finde ich generell sehr spannend. Sie würden sich sicherlich auch super bei dem ein oder anderen Büromeeting machen. Oder bei einer Familiendiskussion über das nächste Urlaubsziel. Was meinst du? Einfach mal ausprobieren.