Wie können Maskottchen für Kulturinstitutionen eingesetzt werden?

Bloggen: Maskottchen für Kulturinstitutionen

Reiseblogger setzen zum Teil auf sprechende und reisende Plüschtiere. Können Plüschtiere und Maskottchen auch für Kulturinstitutionen genutzt werden? Und wie kann so etwas aussehen? Wo liegen die Mehrwerte? Wo die Herausforderungen?

All diesen Fragen ging ich gemeinsam mit den Teilnehmern der Plüschtier-Session im Rahmen des stARTcamp Köln 2013 #sck13 nach.

Cool: bereits während der Session gab es ein Liveblog von Droid Boy quasi als Verlaufsprotokoll (Danke dafür!). Außerdem habe ich euch mein Session-Flipchart fotografiert (zum Vergrößern einfach draufklicken), wobei das dann doch etwas unübersichtlich ist (was nicht nur an meiner Schrift liegt…).

Deshalb nachfolgend das Ganze noch einmal etwas geordnet.

Beispiele für Maskottchen im Kultursektor & außerhalb

  • QWoo (sprich: Kuwu) vom Currywurstmuseum in Berlin. Erst gab es die Currywurst als Merchandising-Artikel im Museum. Später kam der Twitteraccount. „Currywurstmuseum“ war genau ein Zeichen zu lang, QWoo perfekt – und so twittert seitdem die Currywurst.

[Das in meiner Hand ist übrigens Jochen der Rochen, der allerdings so gar keine Funktion im Social Web hat. Ich dachte nur, eine Plüschtiersession ohne Plüschtier – das geht ja wohl so gar nicht.]

  • Der Findelkraken von Wibke Ladwig aka SinnundVerstand. Zufällig auf der Straße gefunden. Auch nach mehrmaligen Aufrufen wurde der/die kleine Eigentümer/in nicht gefunden. Mittlerweile fühlt der sich kleine Kraken bei Wibke ganz wohl und wird selbst zum Star, inklusive eigener Facebook-Seite – Storytelling par excellence.

  • Lesemaskottchen. In der Offline-Welt verbreitet: Kinder lesen Bücher nicht nur gemeinsam mit Erwachsenen, sondern auch gemeinsam mit Maskottchen.
  • Das Häkelschwein. Ein Häkelschwein ist ein rosa umhäkeltes Überraschungsei in Form eines Schweins. Fans können ein solches Schwein nebst diversen Merchandising-Artikeln erwerben. Außerdem ist das Häkelschwein auf Facebook, Twitter sowie Google+ präsent. Allerdings hat sich diese Marke mittlerweile so etabliert, dass Fans eigene Fotos von ihrem Häkelschwein veröffentlichen – und somit Werbung für das Häkelschwein machen.

 

Mehrwert von Maskottchen generell

Welche Gründe gibt es, um beispielsweise ein Museum über ein Maskottchen zu bewerben?

  • Emotionalere Ansprache: Von einem Museumsaccount bspw. auf Twitter wird eher eine sachliche und informative Präsentation erwartet. Ein Maskottchenaccount ist hierin etwas freier. Die Sprache kann lockerer, spielerischer sein.
  • Persönlichere Ansprache: Eine Institution oder Organisation ist sehr abstrakt. Ein Plüschtier hingegen sehr konkret, etwas, womit sich der Leser bzw. Kunde identifizieren kann.
  • Weniger privat: Hier geht es darum, dass keine konkrete Person als Absender zentral steht, sondern eben ein Stellvertreter in Form eines Maskottchens. Die Personen können sich also auch ein wenig hinter dem Account verstecken.
  • Verschiedene Persönlichkeiten: Ähnlich wie bei Meerblog.de mit ihrem Redaktionsteam können unterschiedliche Figuren unterschiedliche Themen und Sichtweisen präsentieren.

=> Die Kommunikation über ein Maskottchen bzw. Plüschtier hat somit sowohl Einfluss auf die Art der Präsentation (Sprache), als auch auf die Inhalte.

 

Und was habe ich jetzt davon?

Durch eine andere Art der Inhalte und deren Aufbereitung können neue Zielgruppen erschlossen werden. Wobei eindeutig klar ist, dass Maskottchen bzw. Plüschtiere nicht automatisch nur zur Ansprache von Kindern geeignet sind.

Maskottchen führen aufgrund ihrer eher lockeren Art zu einer emotionaleren Bindung mit der Institution. Der Idealzustand ist dabei, wenn ein Maskottchen so stark von den Konsumenten angenommen wird, dass es auch in die private Kommunikation mit eingebunden wird (vergleichbar mit dem Häkelschwein).

 

Passt ein Maskottchen-Account zu jeder Institution?

Für Institutionen, die sich  in erster Linie mit Themen rund um bspw. Krieg beschäftigen, ist ein Maskottchenaccount sicherlich eher deplatziert.

Und wie steht es mit Institutionen der Hochkultur, bspw. einer Oper? Ein Plüschtieraccount ist hier in erster Linie etwas schwieriger, andererseits täte auch diesen Einrichtungen zum Teil ein etwas lockerer Umgang ganz gut, um auch neue Kunden ansprechen zu können. Gerade allerdings für eine Unterteilung der Zielgruppen (siehe Kinderoper Köln mit ihrem Pilz) können andere Absender genutzt werden.

 

Der Patenschaftsgedanke

Das Schöne bei einem Maskottchen: es kann ausgeliehen werden. So ging QWoo vom Currwustmuseum beispielsweise 2012 mit Claudia von ClaudiumdieWelt auf Tour nach Chile, wo die Kartoffeln herkommen.

Welche Möglichkeiten zur Umsetzung des Patenschaftsgedankens gibt es im Kulturbereich?

  • Zu den Ursprüngen: Das Museum präsentiert eine Ausstellung über sagen wir Italien. Das Maskottchen reist währenddessen (beispielsweise mit Reisebloggern) nach Italien und präsentiert die Werke somit aus einer komplett anderen Sicht. => Hintergrundinformationen von vor Ort liefern.
  • Mit dem Team unterwegs: Die verschiedenen Mitarbeiter des Museums nehmen das Maskottchen mit auf ihre Arbeit. So berichtet das Maskottchen einen Tag von einer Pressereise, am nächsten Tag ist es gemeinsam mit dem Marketingmitarbeiter bei der Agentur zu Besuch, um die neue Broschüre zu besprechen. => Hintergrundeinblicke liefern.
  • Vernetzung: Ein Maskottchen muss nicht nur für das eigene Museum unterwegs sein. Eine Idee ist ebenso, dass ein Maskottchen übergreifend bspw. die Museen in Berlin oder Bonn vorstellt. Auch deutschlandweit verstreut liegende, aber thematisch verwandte Museen können hierüber gebündelt werden. => Regionale oder thematische Bündelung.

 

Ich will ein Maskottchen etablieren. Worauf sollte ich achten?

Nicht jedes Maskottchen passt zu jedem Produkt und damit zu jeder Kulturinstitution. Als wichtig wurden im Rahmen der Session die folgenden Punkte herausgearbeitet:

  • Name: Idealerweise sollte der Name des Maskottchens so einprägsam und simpel sein, dass dieser auch schnell von den Konsumenten genutzt wird.
  • Hashtag: Im Social Web haben sich Hashtags etabliert, um Informationen zu bündeln. Idealerweise kann der Name des Maskottchens direkt als Hashtag genutzt werden (siehe Häkelschwein).
  • Geschichte: Ganz wichtig: die Geschichte hinter dem Plüschtier. Wo kommt es überhaupt her? Wie ist es so drauf? Im Prinzip benötigt ihr eine Art Charakterbeschreibung und Lebenslauf für das Plüschtier.
  • Kultig: Ein Maskottchen, was mehr oder weniger zum Selbstläufer werden soll, muss kultig sein. D.h. gerne etwas verrückt, etwas anarchisch, speziell eben.
  • Online & Offline: Ein Maskottchen sollte sowohl online zu finden sein (siehe nächster Absatz), aber ebenso Offline, das heißt als konkreter Merchandising-Artikel, den die Museumsbesucher erwerben können. Auch eine Idee: Das Currywurstmuseum setzt ebenso auf Walking Acts, d.h. auf Menschen im QWoo-Kostüm (die auch schon einmal von Besuchern für ein Foto hochgehoben werden…)
  • Geduld: Etablierung eines Maskottchens heißt letztlich auch Aufbau einer Marke. Dass so etwas nicht von heute auf morgen passiert, dürfte dabei wohl klar sein.
  • Von intern nach extern: Die besten Maskottchen entstehen oft irgendwie von selbst. Da hat ein Mitarbeiter ein Plüschtier auf dem Schreibtisch sitzen, welches Stück für Stück immer mehr Bedeutung für das gesamte Team bekommt. Die Mitarbeiter haben bereits eine Beziehung zu dem Plüschtier aufgebaut? Die perfekte Basis, damit auch nach außen zu gehen.

 

Wie setze ich ein Maskottchen in Social Media ein?

  • Blog:
    • Variante 1: Das Maskottchen ist generell der Autor im Blog.
    • Variante 2: Das Maskottchen ist einer von mehreren Autoren im Blog. Da jeder Autor sowieso andere Themengebiete bzw. einen individuellen Schreibstil mitbringt, passt das und kann das Maskottchen hier einfach integriert werden. Wendet sich das Maskottchen allerdings komplett an eine andere Zielgruppe (bspw. Kinder), sollte hierfür eine Subdomain aufgesetzt werden, die sich dann auch vom Layout her etc. an diese Zielgruppe richtet.
  • Social-Media-Kanäle:
    • Variante 1: Das Maskottchen ist generell der Absender in den Social-Media-Kanälen (siehe QWoo).
    • Variante 2: Es gibt verschiedene Accounts: einen eher offiziell und sachlich ausgerichteten und einen eher emotional und mit Plüschtier bzw. Maskottchen ausgerichteten.

 

Soviel zum Thema Plüschtiere & Maskottchen für Kulturinstitutionen. Wichtig noch an dieser Stelle: Aktuell gibt es noch relativ wenig Plüschtiere und Maskottchen im Kultursektor, die auch in die Kommunikation eingebunden sind. Noch ist dies somit ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Allerdings sollten die Entwicklungen in diesem Bereich beobachtet werden. Wenn jedes Museum als Maskottchen twittert und postet, sollte man seine eigene Strategie anpassen.

 

Einen herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal an QWoo für seine Einblicke hinter den Currywurst-Account! Außerdem herzlichen Dank an alle Teilnehmer der Session für die engagierte Diskussion. Hat super Spaß gemacht mit euch! Und danke an den Findelkraken, der bei uns seine erste Barcamp-Session absolviert hat.

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ein gutes Beispiel ist auch das Hotelmarketing vom Classic Hotel Wien, die mit Mr. Blumi einen sehr bekannten Masskott gefunden haben. Der gute hat sogar mehr Facebookfans als das Hotel selbst, und hat vor zwei Jahren eine Kuscheltierconvention mitorganisiert.

  2. Pingback: stARTcamp Köln 2013 sck13 | stARTcamp Köln

  3. Hallo Kristine,

    das ist eine tolle Zusammenfassung, die Motivation und Ideengeber zugleich ist.

    Currydank für eine spannende Session beim 3. stARTcamp in Köln – das erste Mal übrigens auch, dass QWoo zusammen mit dem Findelkraken „aufgetreten“ ist. Zu schade, dass wir davon kein Foto gemacht haben.

    So sieht es übrigens aus, wenn „Currywurst in der Luft liegt“: http://instagram.com/p/Ow0fTzKnC3/ ;)

    Und so, wenn #QWooOnTour ist:
    https://www.facebook.com/currywurstmuseum/app_151858328287166

    Schöne Grüße aus Berlin!
    QWoo 【ツ】

  4. Danke Janett für Mr. Blumi. Hier ist übrigens seine Facebook-Page: https://www.facebook.com/pages/Mr-Blumi-Austria-Classic-Hotel-Wien/198497759184. Übrigens: ein wunderbares Wort: Kuscheltierconvention.

    Danke auch QWoo für die Fotos. Großartig!

    Frank Tentler hat auf Facebook in der stARTcampKöln-Gruppe noch folgenden interessanten Link in die Runde geworfen: https://socialtimes.com/mascots-generate-more-social-media-buzz-for-brands-than-celebrities-study-reveals_b129180, welcher die Bedeutung von Maskottchen noch einmal betont. Für alle, die bisher noch nicht überzeugt waren. :)

  5. Pingback: Mein erstes Barcamp: stARTcamp Köln 2013 | Mein Zimmer mit Aussicht

  6. Liebe Kristine,
    wie immer eine super Übersicht und interessante Denkansätze.
    Die Idee eine Kuscheltierconvention zu starten finde ich klasse. Wer ist dabei?

    Viele Grüße aus dem Süden
    Katja vom Wellness-Bummler

  7. Pingback: Unverwechselbares Content Marketing mit Haltung

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