Anrede im Blog: duzen oder siezen?

Blog-Anrede: duzen oder siezen?

Für dein Blog stellst du dir die Frage, welche Anrede du für deine Leser wählen sollst – Du oder Sie? Oder vielleicht doch lieber ihr?

Ich zeige dir, warum ich dich auf diesem Blog duze, wie touristische Organisationen mit dieser Frage umgehen und welche Entscheidungskriterien dir bei deinem Blog helfen, diese Frage zu beantworten.

 

Anrede in meinem Blog: duzen

Du siehst es schon am Einstieg zu diesem Beitrag: ich duze. Warum? Anfangs bevorzugte ich die „ihr“-Variante. Ein „ihr“ ist allerdings eher ein Zwischending zwischen Du und Sie. Außerdem lesen nicht fünf Leute zeitgleich einen Beitrag am gleichen Bildschirm, sondern immer nur einer. Deshalb entschied ich mich für die Du-Variante.

Blog - Zielgruppe Ansprache - Figur

Anrede im Blog: Hallo du!

Stand die Sie-Variante überhaupt einmal zur Debatte? Nein, nie. Die hier mitlesenden Blogger duze ich sowieso. Unter den Lesern aus den touristischen Organisationen kenne ich viele und duze diese ebenso. All diese Leute zu siezen, nur weil ich den ein oder anderen noch nicht kenne oder offiziell (noch) sieze, erscheint mir unpassend.

 

Anrede im touristischen Blog: siezen und ihr

Ich habe mir einmal 15 beliebig ausgewählte touristische Blogs unter dem Aspekt der Anrede angeschaut. Hier die Ergebnisse:

  • siezen ihre Leser
  • 7 nutzen die ihr-Anrede
  • keiner duzt seine Leser
  • vermeiden die Anrede der Leser komplett
  • 1 Blog wechselte munter zwischen Du, ihr und Sie. Und das zum Teil sogar innerhalb eines einzelnen Beitrags.

Das Siezen und die Anrede mit ihr sind in touristischen Blog deutliche Spitzenreiter. Wobei ich von der großen Anzahl der Sie-Blogs überrascht war. Vor dem Duzen haben die Touristiker scheinbar etwas Angst.

Blog - Zielgruppe Ansprache - Holzfiguren

Anrede im Blog: Hallo ihr!

Generell überraschend: Oft gibt es Unterschiede zwischen der Anrede innerhalb der Blogbeiträge und der Anrede an anderen Stellen im Blog (bspw. beim Hinweis, dass die Leser selbst kommentieren können, im Über-uns-Bereich etc.).

 

Anrede im Blog: Wie sollst du es machen?

Hier gibt es ein paar Kriterien, welche dir die Auswahl erleichtern können.

  • Deine Werte: Wie präsentierst du dich nach außen? Welches Image hat deine Destination? Eher hip, locker und modern oder eher traditionell und konservativ?
  • Deine Zielgruppe: Abhängig von deinen Werten ist auch deine Zielgruppe. Eher locker, viel im Social Web unterwegs und sehr kommunikativ oder eher weniger webaffin, sehr zurückhaltend und wenig offen für Neues? Außerdem wichtig: Schreibst du ein B2B-Blog mit der Zielgruppe deiner Partner und Leistungsträger in der Destination (und wie kommunizierst du offline mit diesen?) oder ist es ein B2C-Blog, ausgerichtet auf die (potentiellen) Gäste?

Kurz: Wer bist du? Und wen sprichst du an?

Blog - Zielgruppe Ansprache - Terrakotta-Figur

Anrede im Blog: Hallo Sie!

Generell ist ein Blog für mich aufgrund der subjektiven Sicht und der starken Ausrichtung auf Erlebnisberichte eher locker geschrieben. Damit landest du meist sehr schnell bei einer Anrede mit „du“ oder „ihr“. Wobei die ihr-Anrede den meisten deutlich lockerer in die Tasten fließt, als die sehr direkte du-Anrede. Und es gilt: Wie locker dein Blog letztlich ist, entscheidet dein Kunde.

Wichtig dabei: Die Kommunikation muss stimmig sein. Und das über die verschiedenen Kanäle und Ebenen hinweg:

  • Sprichst du deine Leser auf Facebook mit du an, im Blog dann aber mit Sie, entsteht ein Bruch, eine Irritation beim Leser. Zumindest, wenn sich hier um die gleiche Zielgruppe handelt.
  • Sprichst du deine Leser in deinen Blog-Beiträgen mit du an, an allen anderen Stellen im Blog aber mit Sie, entsteht ebenso eine Irritation.
  • Eine Mischung aus du/ihr und Sie funktioniert nicht. Eine Mischung aus du und ihr funktioniert eher, wobei ich dir eine generelle Entscheidung empfehle.
  • Sprichst du deine Leser mit Sie an, bist als Absender aber nur als „Anton“ gekennzeichnet, passt dies nicht zusammen. Gleiches gilt, wenn du deine Leser duzt, du selbst aber als „Admin“ gekennzeichnet bist (sowieso ein absolutes No-Go aus meiner Sicht).

Somit stellt sich eigentlich nicht die Frage, wie die Anrede deiner Leser im Blog, sondern wie die Anrede deiner Leser generell im Social Web sein soll. Einen schönen Beitrag zu diesem Thema findest du bei #SoMe von Melanie Grundmann.

Wie handhabst du das?

Das könnte dich auch interessieren:

Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Kristine, hier schneidest Du ein Thema an, über welches ich mir auch schon lange den Kopf zerbrochen habe.
    Ich spreche in meinem Reiseblog Ü40 an und habe mich dann nach langem Hin-und-Her für IHR entschieden, ich glaube das passt am Besten. Meine tagline lautet: „Für alle, die im Herzen Abenteurer sind“. An den Orten, zu denen ich die Leser mit meinen Artikeln führe, duzt man sich in der Regel.

    Ich bin schon neugierig, wie meine Leser reagieren werden.

  2. Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 16 in 2015 > Vermischtes > Lesenswerte Links 2015

  3. Pingback: Bonner Linktipps am Freitag: Da blüht Ihnen was! | Bundesstadt.com

  4. Danke Kristine, dass du das Thema ansprichst. Ich habe die amerikanischen Blogs immer um die Leichtigkeit dieser Entscheidung beneidet. Das englische „You“ erzeugt Nähe und direkte Ansprache. In der deutschen Sprache ist das Gefühl ungleich komplizierter herzustellen.

    Wir haben dafür eine Lösung und die heisst „Du“ nur fast niemand traut es sich dann auch konsequent einzusetzen.

    Ich selbst habe mich nach langer Überlegung für das „Du“ entschieden. Ich schreibe immer für einen Leser, eine Einzelperson die gerade meinen Artikel liest und diese Nähe bringt sprachlich nur das „Du“ zustande.

    So bald ich im Kopf mit einem „Sie“ zu schreiben beginne, wird meine Schreibweise förmlicher, distanzierter und dadurch weniger ansprechend. Die Personen die mich wegen einem kollegialen „Du“ nicht mehr lesen, wenn es sie denn gibt, möchte ich ohnehin nicht gewinnen.

  5. Pingback: Publishing Report: Leseransprache, Troll-Blocking, Telekom-Blogger – Tobias Gillen

  6. Pingback: Fundstücke April 2015 › Contentkiste

  7. Guten Tag Frau Honig- Bock,

    ich bleibe also beim „SIE“, denn in meinem brandneuen (seit heute bin ich Neubloggerin ) Blog und auch auf meiner (ebenfalls seit heute online gestellten Facebook-Seite) habe ich mich dafür entschieden.

    Auch wenn das bei Facebook zugegebenermaßen befremdlich ist. Aber wir siezen auf der (gerade im Entstehen befindlichen) Homepage und ich finde, das sollten wir dann auch durchziehen.
    Ein Umgehen durch „Ihr“ finde ich schon im Arbeitsalltag unangenehm. Das stand also nie zur Diskussion.

    Ich bin (noch) ein Greenhorn auf dem Gebiet des Webmarketings und der Social Media und bei den Vorbereitungen hat mir Ihr Blog wirklich sehr geholfen.
    Ich bin irgendwie in Google auf diesen gestoßen (Sie beherrschen also auch die Suchmaschinenoptimierung perfekt ) und habe seitdem noch mehr „Blut geleckt“.

    Das Thema Bloggen im Tourismus (in meinem Fall für unser neues Hotel) ist wirklich spannend!
    Und wie ich in den letzten Monaten gelernt habe enorm wichtig.

    Ich sage herzlich Danke für die vielen wirklich hilfreichen Beiträge und ein großes Kompliment für den auch optisch sehr gelungene Blog.

    Petra Hirsch

  8. Hallo,
    ob nun Facebook oder meine Online-Magazine: Bei mir geht es per Sie. Nur im Facebook-Stream duze ich die Leute, mit denen ich auch tatsächlich per „Du“ bin, niemand sonst.
    Für mich ist das eine Frage des Respekts und ein wenig auch der Seriosität. Mails z.B., die mich ohne irgendeinen Vorkontakt gleich duzen, lösche ich sofort. Kein Profi wird mich je beim Erstkontakt duzen… Das gilt auch – oder besser gerade – im Tourismusbereich.
    Vielleicht aber liegt auch dabei noch die Grenze zwischen Journalist/Reiseautor und Blogger. Jedenfalls ist es gerade in diesem Bereich so: seriöse Anfragen nach Zusammenarbeit beginnen mit „Sehr geehrte Frau …“ Das sind dann aber Leute, die mein Expertentum kennen und zumindest wissen, was ich so mache und schreibe.
    Genauso respektiere ich meine Leser und würde nicht einmal auf die Idee kommen, sie zu duzen.

    Beste Grüße,
    Brigitte Jäger-Dabek

  9. Im persönlichen Erstkontakt würde ich auch erstmal beim Sie beginnen. Wir reden aber davon wie man im Blogpost angeredet wird. Und da empfinde ich ein Du als wesentlich angenehmer.

    Auch ein Du kann einen respektvollen Kontext haben. Die Amerikaner haben mangels „Sie“ in der eigenen Sprache auch nicht den Respekt im Geschäftsleben verloren. Von daher ist es eine Frage davon was man kennt und wie man damit arbeitet.

  10. @Brigitte: Ich habe mich im Reiseblog für das „Du“ entschieden, weil es ganz einfach direkter ist und stärker wirkt. Trotzdem finde ich es immer etwas befremdlich, wenn Kooperationsnfragen per Du reinstrudeln. Das wirkt auf mich etwas unseriös, schliesslich geht es hier ums Geschäftliche. Bei Lesern stört mich das nicht. Daher: Ich finde, dass man die Anrede im Blog und den persönlichen Kontakt durchaus unterscheiden sollte.

  11. Hey Kristine,
    ich bin auch gerade dabei mit meinem Blog durchzustarten. Ich habe mich auch für das Dutzen entschieden. Meine Frage ist jetzt, sollte ich du klein oder groß schreiben? (Und dich, dir, deine, oder nur du groß und den Rest klein)?

  12. Hi Dan,
    ich würde du im Blog klein schreiben. Früher wurde die Anrede in Briefen groß geschrieben, wobei der Duden da mittlerweile auch etwas offener ist („In Briefen kann »du« groß- oder kleingeschrieben werden“). Du in groß wirkt – mir persönlich – im Blog zu offiziell.
    Viele Grüße und viel Erfolg mit deinem Blog,
    Kristine

  13. also die Sprache im Web vorzuschreiben wird nie gelingen und wird auch immer sehr schnellen Veränderungen unterliegen. So ist das nun mal! Da kann man sagen was man will, es ist Teil unserer Kultur. auch abhängig von der emotionalen Tageslage ob man sie oder du sagt würd ich behaupten

  14. Hallo Martha,
    vorschreiben gelingt garantiert nicht, hängt ja auch immer vom Absender und der Zielgruppe ab. Aber Gedanken darüber machen sollte man sich schon.
    Viele Grüße, Kristine

  15. Hallo Kristine,

    ich bin grade dabei meinen Blog zum Thema Persönlichkeitsentwicklung, mit dem Hauptkern-Thema „Lebe Glücklich!“ aufzubauen.
    Die Frage, wie ich meine Leser ansprechen soll habe ich mir zu Beginn auch gestellt und mich dann für die „du“ Form entschieden. Ich möchte zu meinen Lesern eine freundschaftliche Bindung aufbauen und sie beim Lesen nicht mit diesem Steifen „Sie“ ansprechen.

    Alles Liebe und Danke für den wertvollen Beitrag :-)

Schreibe einen Kommentar