Blogger Relations: Was alles schiefgehen kann

Blogger Relations: Was alles schiefgehen kann

Blogger Relations, dabei geht es um die Beziehungen zwischen Unternehmen und Bloggern. Auch regionale und nationale Tourismusorganisationen gehen mittlerweile verstärkt auf (Reise-)Blogger zu, um gemeinsame Kooperationen zu starten. Doch warum scheitern immer noch so viele dieser gut gemeinten Ansätze?

Ich habe ein paar Beispiele zusammengetragen, bei denen es nicht darum geht, den Finger auf einzelne Unternehmen oder einzelne Blogger zu richten. Stattdessen geht es darum zu zeigen, woran es bei den Kooperationen hapert. Oft sind es nämlich nur Kleinigkeiten.

Übrigens: mehr zu Kooperationen mit Bloggern findet ihr im Rahmen der aktuellen Blogparade „Blogger Relations“ von Mike Schnoor bzw. in den Social Media unter dem Hashtag #bpbr13.

Veränderte Absprachen

Ein Blogger hat Kontakt mit einem Touristiker. Der Blogger macht deutlich: ihn gibt es nur als Gesamtpaket mit Kind und Kegel. Denn so profiliert er sich. Der Touristiker ist einverstanden. Die Reise wird organisiert. Es gibt mehrere Kontaktmomente zur Absprache der verschiedenen Punkte. Kurz vor der Reise dann die Info: Kind und Kegel werden dann doch zu teuer. Die Reisekosten werden nur für den Blogger übernommen. Ergebnis: Die Reise findet nicht statt.

 

Verzögerungstaktik

Ein Blogger hat ein sehr gutes Erstgespräch mit einem Touristiker. In diesem werden Ideen entwickelt inkl. Angaben dazu, welche Kosten vom Touristiker übernommen werden können. Der Blogger bestätigt nach dem persönlichen Gespräch noch einmal sein konkretes Interesse und gibt konkrete Informationen zu Reisezeiten und für ihn interessante Inhalte. Vom Touristiker hört er erst einmal nichts mehr. Nach einiger Zeit fragt er nach, mehrmals. Als eine Reaktion kommt, meint der Touristiker völlig überraschend, das Blogprofil passe doch nicht so recht. Die Kosten, die übernommen werden können, werden extrem reduziert. Ergebnis: Die Reise fand nicht statt.

 

Print schlägt Blogger

Ein Touristiker plant eine Pressereise. Bei dieser soll auch ein Blogger dabei sein. Ein thematisch passender Blogger wird angesprochen und ist begeistert. Die Planung läuft. Allerdings melden sich dann deutlich mehr Journalisten für die Reise an, als erwartet. Ergebnis: Dem Blogger wird abgesagt.

 

Unterschiedliche Erwartungen

Ein Blogger nimmt Kontakt zu einem Touristiker auf, um mit ihm zusammen zu arbeiten. Der Touristiker hat mehrere Produkte im Angebot, von einfach, über medium bis exklusiv. Seine Einschätzung des Bloggers (nach Blick auf dessen Blog): das mittlere Segment passt. Für den Blogger ist jedoch klar: nur das Exklusivprodukt kommt für ihn in Frage. Der Touristiker bietet daraufhin an, mit dem Mediumprodukt anzufangen, und danach weiter zu schauen. Der Blogger lehnt dies ab. Ergebnis: Eine Kooperation kommt nicht zustande.

 

Der qualitative Anspruch

Ein Blogger wendet sich für eine Kooperation an einen Touristiker. Dieser ist prinzipiell offen für Kooperationen mit Reisebloggern. Doch diese Anfrage gefällt ihm nicht: die E-Mail ist gespickt mit Schreibfehlern. Ergebnis: Eine Kooperation kommt nicht zustande.

 

Nachbesserung

Ein Touristiker hat für einen Blogger eine Reise organisiert. Der Blogger verreist. Alles ist perfekt organisiert. Der Blogger berichtet von der Reise. Der Touristiker reagiert: Es sind falsche Informationen im Blogbeitrag. Nicht subjektive Meinungen, die dem Touristiker nicht gefallen würden, sondern tatsächlich objektiv falsche Informationen. Der Touristiker bittet um Nachbesserung, was vom Blogger auch direkt umgesetzt wird. Ergebnis: Letztlich sind alle zufrieden.

 

Die Aufgabenverteilung

Ein Reiseblogger plant gemeinsam mit einem Touristiker eine individuelle Reise. Die Aufgabe des Touristikers: die gesamte Reise zu organisieren. Die Aufgabe des Bloggers: pünktlich mit gültigem Reisepass am Flughafen stehen. Letzteres scheitert. Ergebnis: Der Blogger steigt nicht in das Flugzeug, die Reise findet nicht statt.

 

Einflüsse von außen

Eine Gruppenbloggerreise findet statt. Alles ist organisiert, alles läuft. Mit einem Haken: das Gepäck kommt nicht an. Weder ist hieran die Region schuld, noch die Reiseblogger. Es liegt an der Fluglinie. Ergebnis: Im Laufe der Bloggerreise dreht sich der größte Teil der öffentlichen Kommunikation um das Gepäck.

 

Verständnis für Abläufe

Ein Reiseblogger und ein Touristiker planen eine Reise. Die Planung läuft. Kurz vor der Reise ändert der Blogger noch einmal das Reisedatum. Für den Touristiker heißt das: rotieren. Denn er muss alle seine verschiedenen Dienstleister vor Ort von Neuem kontaktieren. Ergebnis: Ein deutlicher personeller Mehraufwand für den Touristiker.

 

Wenn gar nichts läuft

Eine Bloggerfamilie ist eine Woche für einen Touristiker unterwegs. Alles ist gut organisiert. Bis auf einen Tag. An diesem klappt einfach gar nichts. Keiner weiß etwas vor Ort. Niemand erwartet sie. Keiner möchte ihnen die versprochenen Leistungen gratis geben. Keiner kann ihnen helfen. Ergebnis: die Blogger ärgern sich, nehmen es letztlich aber einigermaßen mit Humor.

 

Fazit

Ihr seht, es gibt vielfältige Möglichkeiten, woran Kooperationen zwischen Bloggern und touristischen Unternehmen scheitern können. Zum einen liegt dies sicherlich daran, dass beide Seiten auf noch relativ wenige Erfahrungen mit „den anderen“ zurückgreifen können. Viele Probleme können allerdings vermieden werden, wenn von beiden Seiten von Anfang an offen und deutlich kommuniziert wird.

Tipps, wie Blogger Relations funktionieren:

  • Touristiker sollten von Anfang an deutlich kommunizieren, was sie anbieten können und was sie vom Blogger erwarten.
  • Reiseblogger sollten von Anfang an deutlich kommunizieren, was sie anbieten können und was sie von dem touristischen Unternehmen erwarten.
  • Sowohl Touristiker als auch Blogger sollten nichts versprechen, was sie nicht halten können.
  • Jeder hat seine Aufgaben im Rahmen einer Kooperation. Diese sollten beide Seiten auch leisten.
  • Eine Kooperation beruht immer auf Gegenseitigkeit. Beide Parteien sollten sich mit den getroffenen Absprachen wohl fühlen – oder noch einmal hierüber reden.
  • Irgendetwas kann auf einer Reise immer schief laufen. Dann sollte von beiden Seiten geschaut werden, wie das Beste aus der Situation herausgeholt werden kann.
  • Reiseblogger sollten Verständnis für die Situation der Touristiker aufbringen: Eine Bloggerreise liegt nicht einfach in der Schublade, sondern kostet den Touristiker Zeit und auch Geld.
  • Touristiker sollten Verständnis für die Situation der Reiseblogger aufbringen: Das Blog und damit auch die Bloggerreisen laufen zum größten Teil neben einem normalen Vollzeit-Angestelltenjob.

Kurz und knapp: aus meiner Sicht ist das Wort gemeinsam das wohl wichtigste im Rahmen von Blogger Relations.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. „Gemeinsam“ – das ist eine gute Zusammenfassung in einem Wort, Kristine! Mir ist zum Beispiel bei neuen Kooperationspartnern aufgefallen, dass es mit der Kommunikation manchmal hakt. Da hilft vor allem: persönliches Kennenlernen. Etwa auf der ITB.

  2. Ich kann diese ganzen Postings über Blogger Relations ehrlch gesagt nicht mehr lesen. Jeder Blogger und jeder Touristiker, der über normalen Menschenverstand verfügt, sollte eigentlich wissen, was gut ist und was nicht – für ihn und für den Blogger. Dass ist in anderen Jobs doch auch der Fall, und da habe ich noch nichts über Bäcker Relations oder Tierarzt Relations gelesen. Und das funktioniert auch ;-)

  3. @Elke: Stimmt, das persönliche Kennen erleichtert den gesamten Kommunikationsprozess ganz enorm.

    @Jörg: Du hast völlig recht, ganz vieles ist normaler Menschenverstand. Dennoch hakt es ja offensichtlich bei vielen immer wieder. Bei Bäckern und Tierärzten ist das Thema „Beziehung“ auch anders gelagert: einer hat dort das Produkt, der andere das Geld. Also Geschäfts- und Privatperson treffen aufeinander. Bei den Bloggern jedoch hat einer ein Produkt (die Reise), der andere aber auch (sein Blog). Hinzu kommt, dass viele Blogger in erster Linie Privatpersonen sind, bei Kooperationen mit Touristikern jedoch schnell auf die geschäftliche Ebene kommen (müssen). Bei einigen funktioniert das dann besser als bei anderen.

  4. Irgendwie kommt mir das eine Szenario sehr bekannt vor. Was ich da jedoch positiv erwähnen kann ist die Mühe, mit der sich in diesem Fall „Spanien“ gemacht hat, um unser Gepäck schnell wieder vor Ort zu bringen. Content (und sogar sehr schöner) ist dennoch entstanden, siehe Instagram #TZRKANAREN ;). Aber die Hinweise die du gibst, die sind wichtig! Ich hoffe, das damit die Zusammenarbeit noch mehr verbessert werden kann. Und das persönliche Kennenlernen von Elke erwähnt, ist einer der wichtigsten Bestandteile.

  5. Eine Kooperation beruht immer auf Gegenseitigkeit … ich denke dies ist der wichtigste Aspekt. Ob man als Blogger privat unterwegs oder geschäftlich. Ich glaube dieses Thema wird weiterhin angesprochen werden müssen, bis endlich auch die Blogger die Ihre Arbeit geschäftlich umsetzen auf gleicher Ebene für Ihre Arbeit respektiert werden und auch dafür entlohnt werden.
    Toller Artikel, danke.
    Grüsse sendet
    Daniela

  6. Ich bin ja nicht so oft auf Reisen, so daß die Frage vielleicht etwas merkwürdig klingt, aber gibt es tatsächlich eine messbare Zunahme von Buchungen, wenn in einem (Reise-)Blog über ein bestimmtes Land, ein bestimmtes Hotel o.ä. berichtet wird?

    LG
    Michael

  7. @Janett: Schön, dass Spanien sich hier so dahinter geklemmt hat (Und dabei habe ich doch gar nichts gegen Spanien geschrieben…). Tolle Instagramfotos! Gerade auf Twitter war bei eurer Reise tatsächlich #GepäckGate übermächtig, was aber natürlich auch daran lag, dass v.a. diese Tweets öfter retweetet wurden bzw. auf diese stärker von anderen reagiert wurde.
    @Dani: Danke für deinen Kommentar. Ich bin auch gespannt, wohin die Reise geht.
    @Michael: Was @Teilzeitreisender sagt. Ansonsten: Ich habe schon bei sehr vielen Reiseblogger-Beiträgen in den Kommentaren sinngemäß „Wow, das kannte ich noch gar nicht.“ gelesen. Hieraus entsteht dann oft auch später eine eigene Reise. Und gerade konkrete Tipps wie für Hotels oder Ausflüge (weniger für bspw. den Eiffelturm) können hier definitiv etwas bewegen.

  8. Pingback: Aufruf zur Blogparade “Blogger Relations” | Mike Schnoor

  9. Klasse, gerade dein Ansatz, den Artikel um Tipps zu ergänzen, passt hervorragend zur Blogparade. Das Problem aus PR-Sicht liegt meist darin, dass Blogger wirklich als zweite Liga betrachtet werden und der Journalist hofiert wird. Ich glaube, dass die Variante „gemeinsam“ um ein „gleichwertig“ ergänzt werden kann und sollte. :)

  10. Pingback: Blogger Relations: Wie Unternehmen mit Bloggern zusammenarbeiten sollten - Geistreich78 Blog eCommerce, Social Media, Domain Business München Bayern

  11. Pingback: Museum trifft Blogger: Von misslungenen Flirts und glücklichen Ehen | Blogparade: Blogger Relations | MUSEUM & SOCIAL WEB

  12. Pingback: Automatisierte Jahresrückblicke | Kristine Honig

  13. Pingback: Blogger Relations: Alles gesagt?

  14. Pingback: Bloggerrelations bei der TUI Deutschland – Einblicke | Kristine Honig

  15. Pingback: Bloggertreffen in Bremen | Bremen Blog

  16. Sehr interessanter Beitrag! Im nächsten Jahr werden Reisen ein wichtiges Thema in meinem Leben spielen und sollen daher auch auf dem Blog präsent werden. Ich versuche gerade einen Einstieg in diese Bloggingfeld zu bekommen und habe hier eine gute erste Adresse gefunden.
    Hast du Tipps, wie man als Bloggerin in diesem Themenfeld starten und Kooperationspartner finden kann?

  17. Hallo Julia-Maria,
    freut mich, dass dir der Beitrag gefällt und dir dieses Blog etwas weiterhilft.
    Wie findet man Kooperationspartner? Indem man erst einmal für sich selbst definiert, was einem wichtig ist, wofür man steht, was zu einem passt, was man will (und was nicht). Dann hierzu passende potentielle Partner recherchiert und diese anspricht. Oder: indem man generell auf sich aufmerksam macht und potentielle Partner (auch wenn man diese vorher selbst nicht direkt auf dem Schirm hatte) sich direkt an einen wenden. Das ist die Kurzform. Die Langform ist letztlich abhängig von den konkreten eigenen Blogthemen, der eigenen Ausrichtung und auch davon, wie man selbst so tickt. Gerne können wir das auf Wunsch auch weiter vertiefen.
    Viele Grüße, Kristine

  18. Liebe Kristine, lieben Dank für deine Antwort. Tatsächlich praktiziere ich deine Vorgehensweise bereits erfolgreich im Bereich Mode und Kosmetik. Meine Frage zielte eher auf spezifische Anforderungen der Bloggerkooperation im Tourismusbereich ein. Was wird von BloggerInnen erwartet? Was können BloggerInnen erwarten? Gibt es Publisher Netzwerke ähnlich Mode Media…?

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