Hut ab vor den Reisebloggern

Blogger Relations: Hut ab vor den Reisebloggern

Über meinen Job im Tourismusmarketing, mein generelles Interesse an sozialen Medien sowie dieses Blog hier komme ich immer stärker in Kontakt mit Reisebloggern. Während meines aktuellen Urlaubs im Burgund musste ich dabei immer öfter daran denken, wie anders der Urlaub hier verlaufen würde, wäre ich ein Reiseblogger.

Über diese Gedanken entstanden die beiden folgenden Schlussfolgerungen: zum einen bin ich froh, kein Reiseblogger zu sein. Zum anderen ziehe ich ehrfürchtig meinen Hut vor allen Reisebloggern dieser Welt. Chapeau!

Was ich von einem Reiseblogger auf Reisen erwarte

Ein Reiseblogger, der unterwegs ist, teilt seine Reise mit all seinen Followern. Und das live und in Farbe und auf allen Kanälen. Dabei erwarte ich von ihm, dass jedes Foto, welches auf Instagram erscheint, just in diesem Moment geschossen wurde. Ich erwarte Tweets und Foursquare-Checkins, über welche ich verfolgen kann, wo sich der Blogger gerade befindet oder was er als nächstes plant. Hierdurch kann ich und all seine weiteren Fans/Follower ihm außerdem Feedback geben, was er sich genau dort unbedingt anschauen muss. Am Ende des Tages steht der Blogbeitrag, welcher die Ereignisse des Tages noch einmal zusammenfasst, natürlich inklusive der entsprechenden Fotos. Hierauf folgen erneut Kommentare der Leute daheim – auf welche der Blogger wiederum reagiert.

Ein echter Full-Time-Job also, so eine Reiseblogger-Reise.

 

Wie mein Urlaub bzgl. Social Media aussieht

In diesem Urlaub habe ich das erste Mal mein iPad dabei. Mein Handy hat eine Internet-Flat (dank Telekom für nur jeweils 15 Euro pro Woche). Ideale Bedingungen also, um alle Leute ständig an meinem Urlaub teilhaben zu lassen. Die Realität: Ich lasse sie nur an einem Bruchteil meines Urlaubs teilhaben. Ich teile einige meiner Fotos über Instagram. Einige davon landen auf Twitter, einige wenigere auf Facebook. Prinzipiell gehe ich hier im Urlaub sehr reduziert mit dem Thema soziale Medien generell um. Ich lese kaum, was ansonsten so passiert, ich interagiere nicht mit anderen. Ich lade Fotos hoch und fertig. Und diese Fotos lade ich auch gebündelt hoch. Also nicht jedes aktuell vom Ort, wo ich mich gerade befinde, sondern die Fotos des Vormittags oder sogar des gesamten Tages zusammen.

Foursquare? Bei den ersten beiden Kirchen suchte ich noch erfolglos nach einem Foursquare-Checkin, danach probierte ich es gar nicht mehr. Das heißt, unterwegs hole ich mein Handy nur aus der Tasche, um Fotos zu machen. Interessanterweise nutze ich in diesem Urlaub das erste Mal nur mein Handy zum Fotografieren, die Kamera liegt unbeachtet im Ferienhaus. Die Qualität der Fotos ist zwar deutlich schlechter, aber für die hochwertigen Fotos ist mein Mann zuständig. Bei meinen Fotos geht es mir hier nur darum, Momente einzufangen und unkompliziert später weiter teilen zu können.

Erlebnisse, bei welchen ich keinerlei Fotos mache (beispielsweise bei der großartigen Kutschfahrt mit unserem Vermieter), bekommt keiner mit. Diese existieren nur in meiner Erinnerung. Auch meine recht widersprüchlichen Empfindungen angesichts des Geflügelmarktes in Louhans sind rein meine Gedanken und Empfindungen und bleiben dort auch erst einmal.

 

Warum ich kein Reiseblogger sein möchte

Als Reiseblogger würde ich in jedem Fall echte Probleme mit meinem Mann bekommen, ständig online, ständig Fotos hochladen, ständig Fotos verschlagworten, ständig auf die Reaktionen anderer reagieren etc. Wo bleibt der gemeinsame Urlaub, wenn man sich nicht miteinander sondern mit „virtuellen“ Freunden beschäftigt?

Am Abend täglich einen Blogbeitrag schreiben über die Erlebnisse des Tages? Ich genieße statt dessen, am Abend gemeinsam mit meinem Mann bei einem Glas Wein die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen. Wobei der Schwerpunkt auf gemeinsam liegt. Ein Blogbeitrag ist natürlich gewissermaßen auch gemeinsam, geht hinaus in die Welt. Aber doch in eine andere Welt (was vielleicht auch daran liegt, dass mein enger Freundeskreis weniger social-media-affin ist).

Und so komme ich hier im Burgund immer mehr zu der Überzeugung, dass man als echter Reiseblogger wohl entweder alleine reisen sollte, oder einen Reisegefährten braucht, der ähnlich oft sein Handy in der Hand hat.

Da ich jedoch meine Reisen liebendgerne gerne mit meinem Mann unternehme, verschone ich euch auch zukünftig mit Beiträgen aus meinem Urlaub und schenke euch nur ein paar Fotos von diesen.

 

Chapeau!

Hut ab jedoch vor all den Reisebloggern, die ihre Reisen persönlich genießen können und dennoch mit der Welt online teilen. Hut ab vor all den Reisebloggern, die es schaffen, gleichzeitig hier und auch dort zu sein. Hut ab vor all den Reisebloggern, die uns alle zu Hause auf ihre Reisen mitnehmen, als wären wir selbst dabei. Hut ab und mein ehrlicher Respekt!

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich schließe mich Deinen Ausführungen an. Nachdem ich bisher nicht als Reiseblogger unterwegs gewesen bin, durfte ich vor vier Wochen erstmals zwei lange Wochenenden Zeeland bereisen.

    Die beiden verlängerten Wochenenden haben jede Menge Spaß gemacht, waren allerdings auch sehr arbeitsintensiv. Während der klassische (Pauschal-) Urlauber einfach die schönste Zeit des Jahres genießt, war ich damit beschäftigt, bei Foursquare einzuchecken, Fotos von den Locations via Instagram und Posterous zu verbreiten und auch über Facebook und Twitter meine Eindrücke und Erlebnisse in Kurzform kund zu tun. Klar macht so etwas jede Menge Spaß, schmälert aber das Genießen der Reise.

    Und mit den ad hoc Postings war es nicht getan. Abends, als die Kinder friedlich geschlummert haben, habe ich den Tag Revue passieren lassen und digital zu Papier gebracht. Diese Rohfassung der Texte diente mir als Grundlage für meine Postings auf meinem Blog, die ich mit dem Tag #Zeeland2012 kenntlich gemacht habe.

    Zurück zu Hause galt es dann, die Textbeiträge zu optimieren, an den Formulierungen zu feilen und zu bebildern. Wenn es mir jetzt noch gelingt, meine sprachlichen Fertigkeiten auszubauen und fesselnder zu formulieren, habe ich mich auch literarisch weiterentwickelt :-)

  2. Während einer Reise alles live und in Farbe mit den Followern zu teilen ist zwar toll und erstrebenswert, aber in der Realität oft nicht umsetzbar. Ob es nun an den technischen Gegebenheiten liegt oder einfach daran, dass die Familie während einer Reise nicht zu kurz kommen soll.

    Denn was nützt all das Live-Blogging, wenn man den Live-Genuß dabei verpasst? Die Erlebnisse mit meinen Kindern im realen Leben sind durch nichts zu ersetzen und zu toppen! Aber gerne teile ich meine Erfahrungen und Tipps anschließend.

    So mache ich mir zwar Notizen und fotografiere viel und gerne (das habe ich aber auch schon früher mit Begeisterung getan), aber schreibe und veröffentliche die Textbeiträge hinterher.

    Aber eines ist sicher – als Blogger geht man mit noch offeneren Augen durch die Welt und erlebt vieles noch intensiver. Das ist doch auch ein schöner Nebeneffekt und vor allem viel Lohn für die Zeit, die man in das Bloggen investiert, oder?

  3. Danke, Marc und Antje für euren Blick auf das Leben bzw. das Reisen eines Reisebloggers. Hieraus lässt sich wohl zusammenfassen: das Reiseerlebnis selbst ist das Wichtigste und sollte dann auch immer zentral stehen. Um den "Bloggerstress" während des Reisens jedoch etwas zu minimieren, können Beiträge im Blog auch nach der Reise veröffentlicht werden. Damit haben all die Follower/Fans dann auch länger etwas von der Reise – erst die Meldungen live vor Ort und später dann die tiefergehenden Informationen und Hintergründe im Blog.

  4. Hey hallo!

    Also ich bin mir dann gar nicht mehr sicher, ob ich auch wirklich Reiseblogger bin. :-) Ich berichte so gut wie nie (bis auf Amerika) "live" weil ich einfach auf Reisen bin. Da habe ich anderes zu tun. *lach*

    Twitter habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt und finde es total spannend. Da ein paar Zeilen (am liebsten mit Foto) zu verschicken, stört mich gar nicht. Das Problem ist eher irgendwo ein WLAN aufzutreiben. ;-)

    Das man kompromissbereite Mitreisende braucht, die zumindest das Essen nicht sofort anrühren, ist meinem meisten Freunden bereits in Fleisch und Blut übergegangen.

    Liebe Grüße

    Christina

  5. und wir ziehen den Hut vor Leuten wie Dir, die uns in unserer Passion bestärken! Stimmt, es hat seine Hürden, aber gerade bei uns liegt beiden das Schreiben, Fotografieren und Bloggen im Blut, so dass wir es genießen, gemeinsam an Texten zu feilen.

  6. Ist es wirklich notwenig, live zu berichten?

    Meiner Meinung nach, geht doch damit das Tolle vom Reisen verloren. Das 'wegsein', das 'Kopf frei haben' und die Möglichkeit sich auf Neues einzulassen. Mit Handy, IPad oder sonst was in der Hand und dabei einen Artikel für die Fangemeinde daheim verfassend, geht das doch irgendwie verloren.

    Und einen richtigen Mehrwert für den Leser hat es eigentlich auch nicht. Wenn ich einen tollen Artikel lese, ist es mir ziemlich egal, ob der Blogger gerade mit den Füßen im Südsee-Sand sitzt oder ob er das letzte Woche oder sogar letztes Jahr getan hat.

  7. Ich denke dass jeder Reiseblogger seine eigene Strategie verfolgt..

    Auf meinem Blog geht es mir weniger ums Live-Erlebnis-Bloggen, sondern um informative und hilfreiche Artikel.

    Mit der Zeit gewöhnt man sich dann aber trotzdem daran ab und an quasi live über Social Media Kanäle zu berichten was man tut oder wo man gerade ist. Das ist für mich aber keine wirkliche Arbeit, sondern macht Spaß und ich machs gern – würde es aber auch nie in Stress ausarten lassen.

    So wie du das Leben eines Reisebloggers beschreibst würde ich auch keiner sein wollen ;)

    Am Ende des Tages aber liebe ich was ich tue und empfinde es dann weniger als arbeiten, auch wenn es manch andere als solches empfinden.

  8. Danke euch allen für euer Feedback! In euren Kommentaren kommt vor allem eines deutlich rüber: IHR SEID REISEBLOGGER und IHR LIEBT ES!

    Wie @ourroad sagt: ihr habt das Reisebloggen "im Blut". Und das ist absolut gut so. Weiter so! Ich freue mich schon auf eure kommenden Posts! Egal, ob live oder nicht.

  9. Eine schöne Webseite und vor allem anders. Denn ich schreibe – zum Teil mit anderen – seit Jahren Reisereportagen, vorwiegend früher bei travigal.de. Aber ich bin noch nie auf den Gedanken gekommen, live zu schreiben. Ich will einmal kurz ein paar Anmerkungen machen:

    1. Wieviele Leute verfolgen denn „live“ einen Reiseblogger?
    2. Welchen Sinn hat eine Reise, die nur aus „hier und da“ besteht?
    3. Wo ist „live“ überhaupt möglich? Wer übernimmt die Kosten für die Internetgebühren in anderen Ländern?

    Das Interesse der PR-Agenturen ist natürlich gross, auf vielen Webseiten zu sein. Aber meiner Meinung nach ist das zu oberflächlich, weil die Sightseeing Touren schon besetzt sind. Die spezielleren Angebote benötigen seriöse und tiefere Berichterstattung, wenn es nicht nur um Essen und Trinken geht. Oft ist gerade die Verknüpfung mit einem Sachthema der Anlass, an einen speziellen Ort zu verreisen. Einfaches Beispiel ist ein Museum oder ein Musical mit Übernachtung oder Verlängerungstag. Aber es gibt Millionen von anderen Themen von technischen Produkten über Architektur bis zu Ereignissen.

    Na ja, ist etwas länger geworden. Das spricht aber für den Blog hier, er hat Substanz und viele kluge Gedanken.

  10. Hallo Michael,
    willkommen auf meinem Blog und Danke für deinen umfangreichen Beitrag!
    Zum Thema Live-Berichte gibt es aktuell ein interessantes Beispiel auf http://www.travellive.cc. Dort werden Berichte und Fotos live von der Reise geteilt. Die Live-Infos sind dabei fast wie Notizen spontaner Assoziationen und Gedanken. Die tiefergehenden Informationen folgen dann in einem späteren Blogbeitrag.
    Viele Grüße, Kristine

  11. Das Live Bloggen sehe ich nicht als die Aufgabe eines Reisebloggers an. Dabei geht viel an Tiefe in den Posts verloren. Daher beschränke ich mich auf meinen Reisen darauf, live zu twittern und in Facebook und google+ aktiv zu sein, wobei live bei mir nun auch nicht heißt, dass ich die Posts direkt vor Ort online sende. Das mache ich abends. So bin ich nicht von Instagram und Handyfotos abhängig, sondern kann auch weiterhin gute Fotos mit meiner normalen Kamera machen. Die Aufarbeitung der Erlebnisse in Blogposts erfolgt erst wenn ich zurück bin. Dann habe ich genügend Zeit, mir Gedanken über das zu machen, was ich unterwegs erlebt habe und die Posts werden gewöhnlich interessanter.

  12. Hallo Kristine,
    jetzt bin ich über deinen Jahresrückblick auf diesen Artikel mit all den Kommentaren gestoßen. Gutes Thema! Blogger nutzen im Gegensatz zu Printproduzenten ihre Medien meist dreifach: vorher, live und nachher. Für Live-Berichterstattung muss es natürlich zeitliche Möglichkeiten geben, die sehe ich auf einer Gruppenpressereise mit meist lückenlosem Programm nicht. Individuell ist das natürlich sehr gut möglich und kann sehr spannend sein. Ich mag z.B. Instagram, so lange es unmittelbar genutzt wird. So lange es authentisch wirkt, und die Fotos nicht von der Digitalkamera hochgeladen werden. Auf Reisen mache ich mir oft so ausführliche Notizen, dass ich den Artikel auch schon am Abend schreiben könnte. Aber ohne Nachrecherche in bestimmten Fällen wäre ich auch unglücklich. Der Vorteil vom Zuhause-Schreiben liegt auch darin, dass man die Reise noch einmal nacherlebt. Doppelter Genuss! :-) LG, Elke

  13. Liebe Elke, und schon werden es noch mehr Kommentare ;) Danke dir für den Einblick, wie das bei dir läuft. Ich drücke die Daumen für viel weiteren doppelten Genuss im nächsten Jahr! LG, Kristine

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