Videos sind aus dem (Tourismus-)Marketing nicht mehr wegzudenken. Doch oft steht ein Video noch immer ganz für sich allein, losgelöst von allen anderen Marketingaktivitäten. Welche Möglichkeiten gibt es, aus einem Video noch mehr herauszuholen?
Das zeige ich dir am Beispiel der WDR-Fernsehsendung „Wunderschön“. Diese bringt sonntags um 20.15 Uhr (genau, zur schönsten Tatort-Zeit!) einen Reisebericht. Zielregionen sind dabei natürlich NRW, aber auch andere Regionen in Deutschland und im Ausland werden besucht.
Was bietet diese Sendung, wenn wir sie mit der „Multimedia“-Brille anschauen?
Die Basis: Die Fernsehsendung „Wunderschön“ selbst
Zum einen gibt es schlicht und einfach die Fernsehsendung. Wie schon geschrieben, ist diese am Sonntag Abend im Fernsehen zu sehen.
Was aber, wenn ich zu dieser Zeit lieber den Tatort sehen möchte? Der WDR hat hierzu vorgesorgt.
Die Fernsehsendung zu anderen Zeiten
Dass Fernsehsender eine Mediathek anbieten, in welcher die verschiedenen Sendungen auch zu anderen Zeiten angeschaut werden können, ist vielen bekannt. Dies ist bei „Wunderschön“ nicht anders. In der Mediathek können alle Sendungen des letzten Jahres (aktuell bis zum 01. September 2013) angeschaut werden.
Dass die Sendung „Wunderschön“ allerdings bereits vor der Fernsehausstrahlung im Internet verfügbar ist (Stichwort Online first), wird sicherlich den ein oder anderen dann doch überraschen. Genau so ist es aber: Bereits am Morgen steht das Video online, während die Sendung im Fernsehen erst am Abend gesendet wird.
Vorteil der Mediathek: zeitlich ungebundenes Fernsehen sowie die Möglichkeit, die Sendung auch an Freunde weiterschicken zu können, per Link in einer E-Mail oder natürlich via Social Media. Bei allen Unterseiten zur Sendung sind entsprechende Share-Buttons von Facebook, Twitter und Google+ integriert.
Multimediale Verlängerung der Fernsehsendung
Bisher ging es in diesem Beitrag rein um die Sendung und wo diese ausgestrahlt wird. Der WDR bietet aber noch mehr. So wird jede Sendung mittels Texten, Fotos sowie Videos von den Dreharbeiten verlängert.
Damit du dir vorstellen kannst, wie das aussieht, kannst du dir die Texel-Sendung vom 10. August 2014 einmal genauer anschauen. Gedreht wurde die Sendung vom 1. bis 6. Juli dieses Jahres. Die Moderatorin Tamina Kallert hat in dieser Woche ein persönliches Reisetagebuch geführt. Dieses bringt den Lesern und Zuschauern zum einen die Person Tamina Kallert näher, zum anderen macht es schon einmal Lust auf die Sendung, werden doch einige Inhalte bereits verraten. Darüber hinaus sind kleine Videos und Fotos von hinter den Kulissen integriert (du kennst mich, ich muss nicht schon wieder betonen, wie sehr ich das mag).
Wie viel Mehraufwand für den WDR hier dahintersteckt? Richard Hofer, Redakteur der Sendung „Wunderschön“ meint dazu:
Schwer zu sagen. Fotos und Videos müssen in jedem Fall parallel zum Dreh ablaufen, im Grunde in den Drehpausen. Und dann noch schreiben und posten.
Kurz: das läuft nicht einfach so von ganz allein. Das ist Arbeit. Und wozu macht man das? Bringen diese Aktivitäten der Sendung extra Zuschauer oder werden in erster Linie bestehende Zuschauer stärker an die Sendung gebunden? Richard Hofer hierzu:
Das Ziel ist in jedem Fall neue Zuschauer zu gewinnen, insbesondere Jüngere. Ob das wiederum gelingt, darüber gibt es keine verlässliche Erhebung.
Zusätzlich gibt es eine Fotostrecke sowie eine Linkliste der vorgestellten Sehenswürdigkeiten. Wer sich nicht die gesamten anderthalb Stunden der Sendung anschauen möchte, kann sich auch auf gewünschte Themen konzentrieren: da gibt es Ausflugstipps, Aktivtipps, Sehenswürdigkeiten, Unterkunftstipps sowie Essenstipps. Also alles, was man so für einen Urlaub braucht.
Interaktive Erweiterung der Sendung „Wunderschön“
In den bisher genannten Medien konnte der Zuschauer genau eins machen: einfach zuschauen. Gleichzeitig kann er aber auch die Inhalte der Sendung mit beeinflussen.
- Tipps: Zuschauer können der Redaktion bereits vor dem Dreh einer Sendung Tipps zuschicken, welche sie für die jeweilige Destination haben. Das Zuschicken läuft via E-Mail bzw. Telefon.
- Social Media: Eine separate Facebook-Seite für „Wunderschön“ gibt es nicht, auch können auf der Website keine Kommentare mit eigenen Erfahrungen hinterlassen werden. Ja, da ginge noch was.
- Persönlich: Die Redakteurin Tamina Kallert wird stark mit der Sendung „Wunderschön“ identifiziert. Deshalb nutzt sie auch ein persönliches Facebook-Profil für die Kommunikation der Sendung. Stichwort: menschlich, persönlich. Generell auf jeden Fall gut. Die Person in den Mittelpunkt zu stellen, gefällt mir. Aber: bei 5.000 Freunden (Tamina hat bereits mehr als 2.000) ist bei einem Profil Schluss. Eine „Wunderschön“-Facebook-Seite, auf welcher die verschiedenen Autoren der Sendung als deutliche Absender persönlich ihre Inhalte einstellen, wäre hier deshalb empfehlenswerter (siehe auch hier).
Was bedeutet das für eine Destination?
Ist ja gut und schön was der WDR da so treibt. Aber was genau heißt das jetzt für dich und deine Destination? Auch eine Destination kann ihre diversen Marketingmaßnahmen in unterschiedliche Kanäle verlängern. Dabei kannst du…
- … erst einmal im gleichen Format auf anderen Kanälen bleiben (Beispiel Fernsehsendung – Mediathek, aber auch: Video auf YouTube sowie integriert auf der eigenen Website).
- … das Format durch weitere Inhalte ergänzen (Beispiel Video – Foto – Text).
- … das Format durch andere Blickwinkel ergänzen (Beispiel Fernsehsendung – Dreharbeiten, bzw. generell der Blick hinter die Kulissen).
- … im Vergleich zur eindimensionalen Sendung in den Dialog mit den Lesern/ Zuschauern treten (Beispiel TV-Sendung – Kommentare, Social-Media-Kanäle)
Du siehst, es gibt jede Menge an Möglichkeiten. Sowohl um mehr aus einem Video zu machen. Aber auch um generell mehr aus einer einzelnen Marketingaktion zu machen.
Dazu zählt natürlich auch, bestehende Möglichkeiten zu nutzen. Wie beispielsweise die Sendung „Wunderschön“. Können die Tourismusorganisationen auf die Inhalte Einfluss nehmen? Richard Hofer sagt:
Die Autoren nehmen in aller Regel Kontakt [mit den Tourismusorganisationen, Anm. KH] auf. Konkreter Einsatz und Mitarbeit ist sehr unterschiedlich. Über logistische und beratende Hilfestellung freuen wir uns, finanzielle Unterstützung darf es aus dem Selbstverständnis des WDR – Unabhängigkeit! – nicht geben.
Also: unterstützen ja, mitentscheiden nein. Klare Ansage. Wenn eine Sendung fertig gedreht ist und im Fernsehen läuft bzw. online steht, können Tourismusorganisationen diese selbstverständlich über ihre eigenen Kanäle bewerben. Auch wenn dies nicht auf die eigene Website einzahlt. DMOs nutzen diese Möglichkeit auch bereits, aber, so Richard Hofer,
…es könnte noch mehr werden.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Fernsehen, auf welchem Kanal auch immer! Und danke, Richard Hofer für die Einblicke!
PS: Ach übrigens: Wer einen anderen Blick hinter die Kulissen der Sendung „Wunderschön“ werfen möchte: Janett von Teilzeitreisen war bei den Aufnahmen zu einer Sendung dabei und hat Tamina Kallert interviewt.