Websites & Blogs: Was uns wichtig ist – Bloggespräch mit Annette Schwindt

Blog-Gespräch über Websites mit Annette Schwindt

Liebe Annette, du hast letztens einen Blogbeitrag mit dem Titel „Wollen Sie informieren oder ist das Kunst?“ online gestellt. Dabei ging es um das Design von Websites, das aktuell oft durch eine Art „Über-Design“ die Inhalte erdrückt. Was stört dich denn momentan am meisten an Website-Layouts? Was muss passieren, damit du eine Website nahezu sofort wieder verlässt?

 

Annette Schwindt von schwindt-pr(Annette Schwindt) Das Schlimmste ist, wenn die Seite nicht für die mobile Nutzung gerüstet ist. Ich nutze das Web vorwiegend über mein Smartphone und wenn ich da nichts lesen kann, oder Videos nicht abrufen kann, bin ich gleich wieder weg. Dasselbe gilt für Websites mit einem Pop-Up nach dem anderen. Und was mich inzwischen wirklich langweilt, ist das ewig selbe Parallax-Layout, das mit dem Slider oben beginnt, dann die drei Vorschaukreise darunter, dann wieder ein Streifen und so weiter. Das ist gerade wie eine Uniform für neue Websites. Wie geht es Dir damit?

Oh ja, die Pop-ups. Ich hasse sie. Wenn ich auf eine Website oder ein Blog komme, möchte ich nicht direkt mit einem „Like meine Facebook-Seite“ konfrontiert werden. Noch schlimmer: Wenn mich „Like meine Facebook-Seite“ auf jeder einzelnen Unterseite anspringt. Habe ich schon weggeklickt, will ich nicht noch mal sehen! Gleiches gilt für „Abonniere meinen Newsletter“… Das immer gleiche Blogdesign finde ich auch mittlerweile einfach nur laaaaaangweilig. Gerade bei Bloggern geht es doch um das Individuelle. Und das kann gerne auch sehr reduziert sein. Hast du Beispiele von Websites, die dich layouttechnisch positiv überrascht haben oder dir einfach super gefallen (idealerweise aus dem Reise-/ Tourismusbereich)?

Annette Schwindt von schwindt-pr(A.S.) Hm… im Tourismusbereich kenne ich mich nicht aus, das ist Dein Revier. ;-) Aber statt einer konkreten Website kann ich bestimmte Designer empfehlen: Anders Norén aus Schweden bietet beispielsweise sehr sauber geschriebene Themes an. Schön, aber nicht ganz so leicht anpassbar wie die von Anders sind die Themes von elmastudio. Gute Erfahrungen habe ich auch mit Themes von Graph Paper Press gemacht. Du siehst, ich mag es minimalistisch. Eben weil es mir auf die Inhalte ankommt und ich nicht möchte, dass das Design davon ablenkt statt sie passend hervorzuheben. Wonach hast Du Dein eigenes Theme ausgesucht und welche Kriterien hast Du generell bei der Theme-Auswahl?

Das aktuelle Theme habe ich mir im November 2014 verpasst. Es ist Baylys von elmastudio ;) Ich mag diese Themes genauso wie du! Vorher hatte ich Yoko von elmastudio. Das war mir allerdings irgendwann zu unübersichtlich geworden: das Hauptmenü mit mehreren Submenüs (wo vermutlich nur mir selbst so richtig klar war, was sich hinter den verschiedenen Rubriken verbarg), dazu zwei Sidebars. Fand ich anfangs toll – ich konnte so schön viele Informationen unterbekommen. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass die vielen Informationen einen Besucher auf dem Blog eher erschlagen.
Deshalb sollte ein deutlich reduzierteres Design kommen: Klare Menüstruktur, mehr Übersicht. Und ich muss sagen, ich fühle mich auch nach mehr als anderthalb Jahren noch sehr wohl mit diesem. Zwischendrin gab es eher kleinere Änderungen mit neuem Headerbild oder neuen Widgets im Footer. Wie viel passt du an einem neuen Themes an und wie geht es dir, wenn Leute ein neues Theme (vielleicht sogar ein direkt von WordPress mitgeliefertes) einfach eins-zu-eins inklusive Schriften, Farben, Headerbild und Struktur übernehmen?

Annette Schwindt von schwindt-pr(A.S.) Ja, Yoko hatte ich auch mal – wegen der zwei Sidebars. ;-) Heute hab ich gar keine Sidebar mehr. Dazu musste ich mein Theme Graphy ein bisschen umstricken, weil es zwar so ein Template für Seiten, aber nicht für den Blogteil gab. Auch sonst stricke ich eigentlich immer was um, ergänze metatags im header, schreibe Widgets in HTML selber etc. weil ich noch nie ein Theme gefunden habe, das von sich aus alles konnte, was ich brauchte. Deswegen freue ich mich auf das nächste Theme von Anders Norén, mit dem ich dann den umgekehrten Weg gehen kann. Es bringt nur das Nötigste mit und alles, was man sonst will, muss man sich selbst dazu bauen. Das ist dann auch beim Laden schlanker.

Leute, die Themes unbearbeitet oder nur über die in Anpassen vorgegebenen Optionen verändert benutzen, können vermutlich kein CSS. Deswegen haben die ganzen Bezahlthemes ja so einen Zulauf. Ich als CSS-Tüftlerin hab da so meine Probleme, ein Theme zu kaufen, bei dem ich vorher nicht unter die Motorhaube schauen kann. Am schlimmsten finde ich ja diejenigen, die ein superteueres Bezahltheme benutzen, aber keinerlei Struktur auf Ihrer Website haben… Kennst Du auch, oder?

Oh ja Struktur… Was ich beispielsweise bei Reisebloggern sehr nervig finde:

  • Wenn es keinen Überblick (via Tags, Kategorien oder meinetwegen auch eine Linkliste) nach Regionen/Ländern gibt.
  • Außerdem nervig: Wenn es keinen Hinweis auf die eigenen Social-Media-Kanäle gibt. Nicht in Header, Sidebar, Footer (irgendeine der drei Varianten sollte es schon mindestens sein), und nicht unter Kontakt oder Impressum. Und ja, das gibt es tatsächlich. Sorry, da verliere ich dann auch das Interesse, hiernach zu suchen.
  • Für mich auch so ein Strukturthema: wenn gefühlt als erste Seite die Kooperationsseite aufgesetzt wird. Besser erstmal mit Bloggen anfangen und schauen, ob das überhaupt etwas für einen ist. Auch nach zwei oder drei Monaten noch.

Annette Schwindt von schwindt-pr(A.S.) Tja, inzwischen werden halt viele Blogs nur noch der SEO-Vorteile des Bloggens wegen aufgesetzt und nicht, weil man was zu sagen hat. Da wird dann nur gebloggt, um Content zu produzieren und weil es der Redaktionsplan vorschreibt. Ist im Prinzip dasselbe wie bei der Designfrage: Erst Aussehen, dann Inhalt… das ist nun mal die falsche Reihenfolge! Was viele nicht merken: Beides sieht man einer Website dann halt auch an. Wer nur auf Slider und schicke Stockfotos schaut, sich aber nicht um Struktur, Sprachstil (von Rechtschreibung fangen wir gar nicht erst an) und vor allem Mehrwert der Artikel kümmert, der versteht das nicht. Das erinnert mich immer an eine Frage, die mir mal von jemandem gestellt wurde, der in digitale Kommunikation einsteigen wollte: „Aber wie verkaufe ich mich denn jetzt als authentisch?“ – Möööp! Die Antwort liegt in der Frage!

Stimmt, authentisch wird nur, was auch wirklich authentisch ist. Ich glaube, wir haben jetzt einige relevante Facetten von Blogs/ Websites zumindest kurz gestreift:

  • Optimiert auf mobil
  • Individuelles und passendes Design
  • Klare Struktur
  • Sinnvolle Verknüpfung mit Social Media
  • Authentisch

Es gibt definitiv noch jede Menge weiterer Bereiche. Aber fürs erste sollte das wohl genügen.

Vielen Dank, liebe Annette, für das Gespräch und bis bald mal wieder persönlich!

 

Annette Schwindt von schwindt-pr

Annette Schwindt von schwindt-pr (Foto: Michèle Lichte)

Annette ist im Web bekannt als schwindt-pr. Sie ist Bloggerin und Beraterin für digitale Kommunikation, freie Journalistin, Mentorin und Fachlektorin. Ihr Blog http://www.schwindt-pr.com ist eines der führenden deutschsprachigen Blogs zum Thema digitale Kommunikation. Ihre Veröffentlichungen entstehen aus dem täglichen Dialog mit ihren Bloglesern und Followern, sie beantwortet Fragen und hilft Menschen dabei, sich im digitalen Wandel besser zurecht zu finden.

 

 

Übrigens: Vor ca. einem Monat unterhielt ich mich schon einmal mit Annette, damals auf ihrem Blog und zum Thema Instagram geschäftlich nutzen.

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank für beide Gespräche, liebe Kristine! Und ja, sehr gerne demnächst auch wieder offline! :-)

    Bin gespannt auf die Reaktionen zu diesem Austausch! :-)

  2. Kann ich soweit auch alles unterschreiben, weil es mir auch immer wieder (negativ) auffällt.

    Nur die Aussage, dass sich die Elmastudio-Themes schlecht anpassen ließen, möchte ich nicht so stehen lassen: Ich habe sowohl für das Pohutukawa-Theme (für den Reise-Wahnsinn) als auch das Zuki-Theme (für andere, auch Kunden-, Projekte) mit Child-Themes die jeweiligen Themes an individuelle Bedürfnisse angepasst. Fand ich nicht sehr schwierig, weil die Themes und vor allem das Stylesheet gut strukturiert, dokumentiert und kommentiert ist.
    Einzig die Vorliebe von Elmastudio für Antiqua- anstelle der besser lesbaren Grotesk-Schriften ist ein wenig merkwürdig. Aber das ist zum Glück mit ein paar Zeilen Code im CSS und der functions.php geändert ;-)

  3. @Ingo: Ich sagte nicht, dass die Themes von elmastudio schlecht anpassbar seien, sondern „nicht ganz so leicht anpassbar wie die von Anders [Norén]“. :-)

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