Wie können Reiseblogger glaubwürdig bleiben?

Blogger Relations: Wie können Reiseblogger glaubwürdig bleiben

Dominik Ruisinger veröffentlichte letzte Woche auf seinem Blog Gedankenspiele einen sehr lesenswerten Beitrag über die Glaubwürdigkeit von Bloggern (wobei sein Blog generell für alle empfehlenswert ist, die sich für PR interessieren). Auch unter Reisebloggern wird viel über Glaubwürdigkeit diskutiert: Wo fängt diese an und wo hört sie auf?

Glaubwürdigkeit hat viel mit Vertrauen zu tun, Vertrauen von Seiten des Lesers und von Seiten potentieller Kooperationspartner. Vertrauen diese dem Blogger und seinen Beiträgen? Und dabei  geht es nicht nur darum, wie eine Kooperation auf dem Blog präsentiert wird. Glaubwürdigkeit fängt bereits bei der generellen Entscheidung für oder gegen eine Kooperation an.

Gehe nur Kooperationen ein, die du auch willst.

Du ärgerst dich über Sponsored Posts auf anderen Blogs? Gruppenreisen mit anderen Bloggern nerven dich? Oder Gewinnspiele? Dann platziere diese Aktionen auch nicht auf deinem persönlichen Blog. Gehe nur auf Kooperationsformen ein, hinter denen du auch persönlich stehst. Dein Blog, deine Regeln.

Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Gehe nur Kooperationen ein, die thematisch zu deinem Blog passen.

In deinem Blog konzentrierst du dich komplett auf China – dennoch machst du die Europatour mit? Du bist der absolute Aktivfreak – dennoch nimmst du das Wochenende im Wellnesshotel an? Und nur, weil es dir gratis angeboten wird?

Deine Stammleser wird dies irritieren. Und den ein oder anderen potentiellen Kooperationspartner sicherlich auch („Der macht wirklich alles…“).

Es ist natürlich möglich, dass du eine Anfrage gerade deshalb erhältst, weil man Gegensätze zeigen möchte. Wenn du als absoluter Bierfan, der mit Wein überhaupt nichts anfangen kann, auf eine Weinreise eingeladen wirst, solltest du dem Anfragenden eine entsprechende Rückmeldung geben. Nicht, dass die Erwartungen hier in völlig unterschiedliche Richtungen gehen. Und vielleicht geht es ja doch nicht um Gegensätze, sondern es wurde einfach nur schlecht recherchiert.

 

Wisse, was du willst.

Schlimm finde ich Blogger, die zu einer Destination Marketing Organization sagen „Mach mir irgendein Programm, ich mache alles mit!“ Hallo? Für wen schreibst du? Was interessiert deine Leser? Was sind deine Themen? Das solltest du schon wissen.

Und du solltest dich im Vorfeld mit der Destination auseinandersetzen. Warum willst du hierher kommen? Was begeistert dich hier? Was möchtest du warum gerne sehen? Du möchtest keine unpersönlichen Massenmails erhalten – der Touristiker auch nicht.

Kathedrale in Rouen

Kathedrale in Rouen

Kennzeichne unterstützte Aktionen.

An dieser Stelle muss ganz klar gesagt werden, dass gerade die Reiseblogger-Szene bei diesem Punkt extrem weit vorn ist. Der Reiseblogger-Kodex hat hierzu einen wichtigen Beitrag geliefert. Ebenso wie die immer wiederkehrenden Diskussionen über die Professionalisierung der Blogger.

Sobald eine Reise oder Aktion von einem Unternehmen unterstützt wird, beeinflusst dies sehr oft (nein, nicht immer) die Art und Weise, wie darüber geschrieben wird. Hierzu zählt, dass bestimmte Inhalte weggelassen oder hinzugefügt werden. Mit einer Offenlegung, wer dich unterstützt hat, machst du es deinen Lesern einfacher, den Beitrag richtig einzuordnen. Was allerdings nicht heißen soll, dass du keine eigene Meinung haben darfst.

 

Sei objektiv und subjektiv.

Generell wird von einem Blogbeitrag erwartet, sachlich richtige Informationen (objektiv) zu liefern. Diese sollten jedoch mit einer persönlichen Meinung (subjektiv) ergänzt werden. Denn genau das unterscheidet ja ein Blog von einer offiziellen Website. Wann ein Gebäude von wem erbaut wurde, kann ich auch auf Wikipedia nachlesen.

Einige Blogbeiträge über Hotelzimmer lesen sich mittlerweile wie die hoteleigenen Kataloge. Schreibe lieber in deinen eigenen Worten deine persönliche Meinung. Auch ein „mir gefiel (nicht)“ ist dabei absolut legitim. Nur weil dir etwas nicht gefällt, heißt das ja nicht, dass es mir nicht dennoch gefallen kann.

 

Schreibe deine Beiträge selbst.

Und ja, das gilt auch bei Sponsored Posts. Nur so kannst du deine persönliche Note einbringen. Schreibe, wie du sonst auch schreibst. Biete deinen Lesern einen Mehrwert statt eines reinen Werbetextes. Verknüpfe die Informationen mit eigenen Erlebnissen. Dann werden auch deine Leser die Sponsored Posts schätzen.

Was nicht geht: Ein Sponsored Post in Ich-Form, bei dem man hinterher erfährt, dass der Blogger die beschriebenen Erfahrungen gar nicht selbst gemacht hat.

Kathedrale in Bayeux

Kathedrale in Bayeux

Verzichte auf Superlative

Ist dir einmal aufgefallen, wie viele Reiseblogger irgendwo die besten Nudeln, das leckerste Dessert, das schmackhafteste Irgendetwas gegessen haben? Ich habe mir noch nicht die Mühe gemacht, in den entsprechenden Blogs zu suchen, ob der gleiche Blogger anderswo auch bereits die besten Nudeln, das leckerste Dessert oder das schmackhafteste Irgendetwas gegessen hatte. Superlative wirken immer übertrieben. Und wenn die Reise gesponsert wurde, gleich noch mehr.

Auf mich wirken solche Superlative schnell unglaubwürdig. Das gilt übrigens nicht nur fürs Essen. Das gilt ebenso, wenn jeder besuchte Ort einfach nur der traumhafteste, bezauberndste, malerischste ist. Warum genügt hier kein traumhaft?

 

Schreibe auch über nicht-gesponserte Reisen

Auch wenn es in diesem Beitrag viel darum geht, wie du mit Kooperationen umgehen solltest: Schreibe neben diesen ebenso über nicht-unterstützte Reisen/ Erlebnisse. Dein Leser möchte dir vertrauen, dass du ein Reiseblog führst, weil du Spaß daran hast. Nicht weil du irgendwelche Einladungen erhältst.

Wenn du entscheidest, dein Blog auf Fernreisen auszurichten, solltest du auch die Möglichkeit haben, hierüber zu schreiben. Hast du das entsprechende Kleingeld und bereits gesammelte Erfahrungen hierzu nicht, dann solltest du dein Blog vielleicht eher auf andere regionale Schwerpunkte konzentrieren. Aber erwarte bitte nicht, dass die Touristiker dir alles zahlen, nur weil du nun mal dieses Blog hast. Kurz: Mach dich nicht abhängig!

Du kannst dabei auch auf frühere Reiseerlebnisse zurückgreifen oder Reisetipps auf Basis deiner Erfahrungen geben. Hier findest du Ideen für Blogbeiträge, wenn gerade keine Reise ansteht oder hinter dir liegt.

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Sehr schöne Zusammenstellung, Kristine.
    Noch ein Tipp von mir: Der Imperativ von „wissen“ ist „Wisse!“ ;-)

    LG
    Jenny (die deine Beiträge für Blogger sehr gern liest)

  2. Da gebe ich dir zu 1000 % recht.

    Ich hab auch schon dinge abgelehnt weil sie nicht zum Blog passten, allerdings frage ich mich auch, ob das die jeweilige Agentur / das jeweilige Unternehmen nicht auch selbst hätte mitbekommen können.

    Und wichtig auch: wirklich ehrlich bleiben.

    Im Sommer hatte ich eine Einladung in ein Hotel am Mittelrhein. So schön die Gegend auch ist und das kam in meinen Blogbeiträgen auch rüber, so grottig war in meinen Augen das Hotel und deshalb bekam es auch einen entsprechenden Verriß, auch wenn mich die Hotelgruppe dorthin eingeladen hatte.

    Bei vielen Reiseblogs habe ich aber wirklich das Gefühl, daß sie überall zusagen und positiv drüber schreiben, Hauptsache es kostet sie nichts. Dazu kommt, daß in meinen Augen Blogs (unabhängig von der Sparte) mit überdurchschnittlich vielen gesponserten Beiträgen sowieso unglaubwürdig wirken. Ich nenne hier mal keine Namen, denke du kennst auch einige dieser Reisewerbeblogs, die jedes Wochenende woanders unterwegs sind in der Welt, keinerlei roten Faden haben und sich alles sponsern lassen.

    Bei mir liegt der gesponserte Anteil aktuell bei 10 % und ich tue alles, daß er eher weiter sinkt, aber nicht weiter steigt. Spätestens ab 20 % Sponsoringanteil hätte ich arge Bauchschmerzen.

  3. Hi Torsten,
    absolut deiner Meinung: auch die Unternehmen haben die Verantwortung, vorher zu schauen, ob das Blog überhaupt passt oder nicht. So könnten sich alle (Blogger und Unternehmen) viel Arbeit und Mailerei im Nachhinein ersparen.
    Ich finde es ist nicht so schlimm, wenn der gesponserte Anteil im Blog über 10 oder 20% liegt. Solange man mir als Leser dies mitteilt und die Beiträge noch immer lesenswert und authentisch sind. Schwer tue ich mich allerdings ebenfalls mit dem von dir erwähnten fehlenden „roten Faden“. Irgendeine gemeinsame Klammer sollten die Beiträge schon haben.
    Viele Grüße nach Magdeburg,
    Kristine

  4. Pingback: Gedankenspiele-Lesetipps vom 06.10.2014 | GEDANKENSPIELE by Dominik Ruisinger

  5. Also das Glaubwürdigkeitsproblem ist für mich schon der Elefant im Zimmer der Reiseblog-Szene

    Persönlich mache ich nur Kooperationen, die 100% passen. Das war bisher eine in mehr als 4 Jahren Reiseblog ;)

  6. Hi Florian,
    damit liegst du dann noch mal deutlich unter der 10% Quote von Torsten. Was war das für eine Koop. und warum hat sie 100% für dich gepasst?
    Liebe Grüße, Kristine

  7. Pingback: Online-Journalismus: Die Do’s and Don’ts des Reisebloggens… | Le Gourmand – Das Genießer-Magazin

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