Reiseblogger & Journalisten: Monika von TravelWorldOnline

Blogger Relations: Blogger & Journalisten: Monika Fuchs von Travel World Online

Claudia von Claudi um die Welt hat den Anfang gemacht und letzte Woche ihre Sicht auf die Diskussion Reiseblogger vs. Journalisten dargestellt. Wie steht Monika von TravelWorldOnline hierzu? Auch Monika ist als Reisebloggerin unterwegs, schreibt aber ebenso Artikel für Printmagazine.

Monika Fuchs aka TravelWorldOnline

Monika Fuchs aka TravelWorldOnline

 

Hallo Monika, stell dich einmal kurz vor: wer bist du eigentlich und wo kommst du her?

Das Reisen hat mich schon als kleines Kind in seinen Bann gezogen und seither nicht mehr los gelassen. Es stand daher für mich schon sehr früh fest, dass es mein Leben bestimmen würde. Nach dem Studium der Amerikanistik, Ethnologie und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte war ich zunächst fast 17 Jahre lang als Studienreiseleiterin in Nord- und Mittelamerika, Australien, Afrika und Europa unterwegs. Da man in diesem Job zwischen den Touren viel Zeit hat, begann ich 2001 damit, meine Reiseerlebnisse online zu veröffentlichen. Anfangs war das Schreiben ein Hobby, das sich dann aber schnell zu meinem jetzigen Beruf entwickelte. Seit 2005 bin ich hauptberuflich als Reisejournalistin und Reisebloggerin tätig.

 

Siehst du dich selbst eher als Journalistin oder als Reisebloggerin?

Ganz eindeutig als Reisebloggerin, denn so habe ich angefangen. Die Arbeit als Reisejournalistin hat sich erst daraus ergeben. Ich veröffentliche heute zwar Artikel in verschiedenen Reisemagazinen, aber das Gros meiner Arbeit erscheint immer noch in meinen eigenen und in fremden Blogs und Websites, für die ich Gastartikel schreibe.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du eine Journalisten- bzw. eine Bloggerreise planst und organisierst bzw. welche Informationen du dir vor Ort notierst?

Da ich auf Reisen immer für beide Medien recherchiere, besteht in der Planung einer solchen Reise eigentlich kein Unterschied. Ich bin unterwegs auf der Suche nach Reisetipps, nach Reiseerlebnissen, die für meine Zielgruppen interessant sind, und nach Menschen, über die es zu berichten lohnt. Sehr wohl gibt es aber Unterschiede im Ablauf einer solchen Reise. Wäre ich allein als Reisejournalistin unterwegs, würde eine solche Reise sicher weniger stressig verlaufen, denn die Vermarktung meiner Printartikel übernimmt der jeweilige Verlag.

Meine Arbeit als Reisebloggerin beschränkt sich jedoch nicht allein aufs Verfassen von Blogbeiträgen. Als Blogger musst Du Dir Deine eigene Community aus regelmäßigen und treuen Lesern aufbauen und erhalten, und das darf auch während einer Reise nicht vernachlässigt werden. Daher schreibe ich zwar auf Reisen keine neuen Artikel für meine Blogs. Dafür fehlt mir unterwegs die Zeit. Ich bin aber ständig in Kontakt mit meinen Lesern über die verschiedenen Social Media Kanäle, über die ich mit ihnen vernetzt bin. Dort können diese meine Reisen online verfolgen und sich so schon einen ersten Eindruck von den Reisezielen verschaffen, über die ich nach meiner Rückkehr in meinen Blogs und auf meinen Websites berichte.

 

Gibt es Unterschiede darin, wie du einen Artikel für ein Printmedium bzw. für dein eigenes Blog aufsetzt?

Oh ja, sogar große Unterschiede. Ein Feature für ein Reisemagazin enthält viel mehr Informationen als ein Blogpost. In einem Artikel für ein Printmedium steckt weit mehr Arbeit, schon allein durch die Länge eines solchen Artikels. Während ein Printartikel bis zu 20.000 Zeichen umfassen kann, liegt die Länge eines Blogposts gewöhnlich zwischen 400 und 1000 Zeichen. Online Leser suchen gut und übersichtlich strukturierte Artikel, die sie kurz überfliegen können, um sich einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen. Onlineartikel behandeln einen einzigen Aspekt. Ist dieser interessant, lesen sie den ganzen Artikel. Leser eines Printartikels nehmen sich Zeit auch für längere Abhandlungen und wollen sich in fremde Welten entführen lassen. Dabei können durchaus verschiedene Themen angesprochen werden.

 

Mit einem Printartikel erreichst du (momentan noch) mehr Leser – ist das tatsächlich so? – , im Blog und den sozialen Netzwerken gibt es demgegenüber direktes Feedback auf deine Artikel und Videos – was ist dir wichtiger?

Dem ersten Teil Deiner Frage, dass Printartikel mehr Leser erreichen, kann ich nicht ganz zustimmen. Meine Blogposts und vor allem die Artikel auf meinen Websites erreichen auf lange Sicht gesehen mehr Leser als meine Printartikel, vor allem auch deshalb, weil ich darauf achte, dass ich darin kaum aktuelle Nachrichten behandle, sondern Artikel über Dinge schreibe, die auf Dauer interessant sind.

Ein Artikel in einem Printmagazin erreicht die Leser und Mit-Leser einer einzigen Ausgabe, die nach ihrem Erscheinen bestenfalls irgendwo in den Bücherregalen der Käufer verschwindet. Das sind sicher anfangs mehr Leser als ich mit einem Blogpost erreiche. Blogposts bleiben jedoch ständig online. Und wenn sie zielgruppenorientiert und suchmaschinengerecht verfasst wurden, erreichen sie über die Suchmaschinen noch nach Jahren interessierte Leser, so dass sie letztendlich eine größere Leserschaft ansprechen als dies ein Printartikel je könnte.

Das hängt natürlich auch vom Thema ab. Ein Artikel über die Brooklyn Bridge in New York findet sicher mehr Interessenten als ein Artikel über ein Bed and Breakfast in Neufundland. Hier kommt es darauf an, seine Zielgruppe genau zu kennen und für diese zu schreiben. Überhaupt ist es sehr wichtig, zielgruppengerechte Blogposts zu schreiben. Ich tue dies seit Jahren und habe inzwischen treue Leser, die mir auf meinen Blogs, meinen Websites und über meine Social Networks schon jahrelang folgen. Manche von ihnen kenne ich inzwischen sogar persönlich oder kommuniziere regelmäßig mit ihnen übers Internet. Und die Rückmeldungen, die ich von ihnen erhalte, bringen mich oft auf Ideen für neue Reisen. Dieser persönliche Kontakt ist für den Erfolg eines Blogs sehr wichtig und motiviert mich ständig weiter zu machen.

 

Was können deiner Meinung nach die „klassischen“ Journalisten von den „klassischen“ Reisebloggern lernen – und umgekehrt? 

Den „klassischen“ Reisejournalisten wird es in Zukunft immer weniger geben, schon allein deshalb, weil sich viele Printmedien den Luxus einer eigenen Reiserubrik kaum noch leisten können. Reine Reisemagazine werden meiner Ansicht nach zwar weiter bestehen. Sie können aber nicht allen Reisejournalisten ausreichend Arbeit bieten, damit diese davon ihren vollen Lebensunterhalt bestreiten können. Daher sind auch die „klassischen“ Reisejournalisten zunehmend gezwungen, sich online zumindest ein Zusatz-Auskommen zu suchen – sei es als Reiseblogger, im PR-Bereich oder als Onlinejournalisten. Um dort Erfolg zu haben, müssen sie lernen, sich ihre eigene Leserschaft zu „erarbeiten“ und zu erhalten, Aufgaben, die bisher die Verlage für sie erledigt haben. Und sie müssen Wege finden, wie sie mit ihren Blogposts und Artikeln ausreichend Geld verdienen, um davon leben zu können.

„Klassische“ Reiseblogger gibt es meiner Ansicht nach kaum, wie es überhaupt „den typischen“ Blogger nicht gibt. Das ist ja gerade das Merkmal von Bloggern, dass sie sich in kein Schema pressen lassen. Ich sehe allerdings Bedarf, dass Reiseblogger, die ihr Blog professionell betreiben wollen, sich ein wenig an den Prinzipien journalistischen Schreibens orientieren und mehr liefern als nur begeisterte Berichte, wie schön es an ihrem letzten Reiseziel war.

 

Möchtest du von touristischen Anbietern wie Regionen, Attraktionen oder auch Agenturen lieber als Journalistin oder als Reisebloggerin wahrgenommen und angesprochen/eingeladen werden?

Bei meinen ersten Pressereisen war es so, dass ich vor allem deswegen eingeladen wurde, weil ich auch für Printmedien schreibe. Dies hat sich inzwischen geändert, und es spielt keine so große Rolle mehr, wo ich meine Artikel veröffentliche. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass inzwischen meine Tätigkeit als Reisebloggerin geschätzt wird, vor allem, weil ich auch eine hohe Anzahl von Followern in den Social Networks vorweisen kann und diese an meinen Reisen teilhaben lasse. Das ist auch der Grund, warum ich meine Arbeit zunehmend auf meine Online-Publikationen verlege, denn den Regionen und Agenturen wird immer klarer, wie wichtig die Onlinepräsenz für Reiseziele und Anbieter ist.

 

Für welche Art von Kooperationen stehst du für touristische Unternehmen zur Verfügung – für welche nicht?

Ausschlaggebend für Kooperationen sind immer meine Leser: daher müssen Kooperationen zielgruppengerecht ausgerichtet sein, d.h. meine Leser müssen wertvolle, nützliche und praktische Informationen daraus erhalten. Das kann die Präsentation einer Region sein, die Vorstellung eines Hotels oder Restaurants, die dem Standard entsprechen, der meine Leser interessiert, oder die Besprechung eines Hilfsmittels, das für Reisende interessant ist. Alle vorgestellten Reiseziele, Anbieter und Produkte muss ich selbst getestet haben. Nur dann kann ich wirklich aus eigener Erfahrung darüber berichten.

Dabei ist Ehrlichkeit dem Leser gegenüber oberstes Gebot, denn das Vertrauen meiner Leser in mein Urteil zu gewinnen und zu erhalten ist mein Ziel. Ich akzeptiere Werbung auf meinen Websites und Blogs, biete ausgewählten Reiseveranstaltern die Möglichkeit, ihre Produkte über meine Seiten anzubieten, und verfasse Destinations-, Hotel-, Restaurant- und Produktpräsentationen, die meine Zielgruppen interessieren.

 

Herzlichen Dank für dieses Interview!

 

Wer mehr von Monika lesen möchte, hat gleich mehrere Blogs zur Auswahl:

Außerdem ist Monika auch hier unterwegs:

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wie steht es um den Konflikt von eingeladen werden und dann trotzdem objektiv darüber berichten? Als Reiseblogger kann man sich ja schlecht all die schönen Destinationen selbst leisten, über die man berichten könnte. Aber wie bleibt man objektiv, wenn man eingeladen wird?

  2. @Walter: Willkommen auf diesem Blog! Leider passen nicht alle Fragestellungen in _ein_ Interview. In dieser Serie geht es tatsächlich nur um die Unterschiede (oder eben auch Gemeinsamkeiten) von Bloggern und Journalisten. Der Bereich Werbung/Sponsoring ist da ein anderes, und ebenso sehr weites und spannendes Feld. Vielleicht in einer kommenden Serie.
    Viele Grüße, Kristine

  3. Ich hätte noch eine weiterführende Frage. Monika sagt, dass inzwischen Touristiker nicht mehr zwischen ihrer Arbeit als Reisebloggerin und Reiseautorin unterscheiden. Ich war bisher zwei Mal auf einer Pressereise für ein Printmedium, aber auf Grund meines Blog wurde ich noch nie eingeladen. (Wobei ich das auch nie wirklich forciert habe.) Könntest du vielleicht so etwas wie einen Richtwert nennen, ab wann man als Blogger als Gast für Pressereisen attraktiv wird?

    Das wäre vielleicht auch ein Thema für ein eigener Blogbeitrag.

  4. @Oliver: Willkommen auf dem Blog! Aktuell sind oft weniger die Rahmendaten des Bloggers die Grundfrage hierbei, sondern eher die Ansichten des Touristikers, ob ein Blogger überhaupt interessant ist. Letztlich hängt das Interesse stark vom Unternehmen und dem Angebot des Bloggers ab. Hat beispielsweise ein Blogger zwar eine geringere Reichweite, aber eine sehr hohe Glaubwürdigkeit für ein bestimmtes Gebiet, könnte er interessanter sein, als ein anderer Blogger mit hoher Reichweite aber weniger Kompatibilität zum Produkt.
    Ich notiere mir deine Frage aber noch mal für einen späteren Zeitpunkt zwecks umfangreicher bzw. tiefergehend.

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