Reiseblogger: Erfahrungsbericht KölnFormat

Letzte Woche hat bereits Elke, Herausgeberin der beiden Websites Reisebrei und Meerblog, ihre Erfahrungen als Reisebloggerin mit mir geteilt. Nun hat sich auch Heike von KölnFormat meinen Fragen gestellt.

Wer ist Heike aka KölnFormat?

Von Heike gab es hier im Blog ja schon einiges zu lesen. Ich habe Heike beim Niederländischen Büro für Tourismus & Convention kennengelernt, wo sie sich als Reisebloggerin beworben hatte. Heike setzt als Fotojournalistin ganz stark auf Instagram und hat kürzlich die Instagramers Cologne gegründet. Aber lassen wir Heike am besten selbst zu Wort kommen, um sich vorzustellen:

Heike Kaufhold aka Kölnformat

Heike Kaufhold aka Kölnformat

Aus dem Blickwinkel einer Fotojournalistin schreibe ich über meine Reisen und meine Sicht auf die Welt, die Fotografie und das Netz. Ich möchte mit meinen Fotos und Berichten einen anderen Blickwinkel auf Metropolen, das Reisen mit Kindern oder auf Events in fremden Ländern zeigen. […]. Ausgestattet mit professionellem Equipment und einem zusätzlichen Iphone dokumentiere ich Events auf meine eigene, persönliche Art, transportiere die Stimmung vor Ort durch meine Fotos, teile sie in den sozialen Netzwerken und berichte aktuell darüber in meinem Blog. Immer häufiger packe ich meine Kinder ein und gebe Reise-Tipps für junge Familien.

[Hervorhebungen im Text durch mich.]
Heike, seit wie vielen Jahren bist du mittlerweile als Reisebloggerin für Frankreich, Holland oder Mövenpick Hotels unterwegs und mit wie vielen touristischen Unternehmen hast du dabei zusammengearbeitet?

Meinen ersten Blog habe ich vor gut 3 Jahren ins Leben gerufen. Damals basierte er noch auf Blogger, war also mit einem Klick eingerichtet. Ich schrieb aber länger über komplett andere Themen als das Reisen. Ich ging in dieser Zeit durch die harte Schule des ‚Bloggen lernens‘. Ich kämpfte ewig mit der Technik, nahm viele Fehler mit, hatte noch keine Kontakte in den Netzwerken und ca. 2 Leser am Tag, die wohl eher zufällig vorbeikamen. Aber in dieser Zeit lernte ich, worauf es ankam und was ich dringend anders machen musste.

So fing ich Anfang 2011 komplett von vorne an. Ich wechselte zu WordPress und gründete ‚Köln Format‘.

Gereist bin ich immer schon sehr gern und sehr viel und ich schrieb auch oft darüber. Im letzten Jahr ergab sich plötzlich die Möglichkeit, über Turespana an einer Pressereise nach Málaga teilzunehmen, die eigentlich nur für Printjournalisten gedacht war. Ich nervte leistete enorm viel Überzeugungsarbeit, bis das spanische Fremdenverkehrsamt einverstanden war, das ‚Experiment mit mir zu wagen‘ und mich als Bloggerin mitzunehmen. Auf dieser Reise war ich unter 21 Leuten die einzige Onlinejournalistin – aber ich war auch die einzige, die danach Artikel produzierte, die im Internet abrufbar waren und noch sind.

Das Feedback im Anschluss war sehr positiv. Seither habe ich mit einigen weiteren Destinationen wie Holland, Frankreich oder Irland zusammengearbeitet, natürlich mit PR-Agenturen, Hotelketten wie ‚Four Seasons‘ und Mövenpick‘ und Airlines wie ‚Emirates‘. Besonders spannend finde ich, wenn die Unternehmen mich als eine Art Markenbotschafter losschicken, um über eine Region oder ein Hotel zu berichten. So blogge ich mehrmals im Jahr offiziell für das Niederländische Büro für Tourismus & Convention aus Nordholland. Und vor kurzem kam die PR-Managerin der Mövenpick Hotels & Resorts auf mich zu und es ergab sich eine weitere Kooperation, die mich und die Kinder Ende Juli für Mövenpick nach Prag bringt.

 

Wie sind diese Kooperationen zustande gekommen: Bist du auf die Unternehmen zugegangen oder haben diese dich kontaktiert? Wie sind die Unternehmen dabei auf dich aufmerksam geworden?

Richtig in Fahrt kam mein Reiseblog nach der ITB im März. Und ich habe es Yvonne und Angelika, zwei lieben Reisebloggerfreundinnen (Just TravelousReisefreunde) zu verdanken, dass ich a) dort überhaupt hingefahren bin und b) im Vorfeld Termine machte. So hatte ich einen wirklich guten Start. Denn es war das erste Mal überhaupt, dass die ITB aktiv Blogger einlud und akkreditierte. Dort machte ich sehr viele wichtige Kontakte, gleichzeitig konnte ich mich und meinen Blog vorstellen. Seitdem bin ich mit Unternehmen und PR-Agenturen in Kontakt und sie kommen mit Kooperationsmöglichkeiten auf mich zu, aber ich kontaktiere sie auch gezielt, wenn ich ein Thema umsetzen möchte.

Sehr wichtig ist natürlich auch, sich mit anderen Reisebloggern auszutauschen und sie nicht als Konkurrenten anzusehen, so wie das in anderen Blogbereichen gerne der Fall ist. Dieses Jahr war wirklich sehr, sehr aufregend für mich!

 

Was würdest du Reisebloggern empfehlen, die gerne für touristische Unternehmen aktiv werden möchten, aber aktuell noch keinerlei Kontakte in dieser Richtung haben?

Sehr wichtig ist zunächst einmal einen cleanen, vorzeigbaren Blog zu haben und zu pflegen. Er ist schließlich das Aushängeschild des Reisebloggers. Wenn ihr gerade einen Blog aufbaut, versucht Plattformen wie Posterous oder Blogger zu meiden. Aus dem Blog muss relativ schnell hervorgehen, wer ihr seid und worüber ihr schreibt. Bereitet ein Mediakit vor, in dem ihr euren Blog kurz und prägnant vorstellt, eure Leserzahlen darlegt, darstellt, mit wem ihr eventuell schon zusammengearbeitet habt. Fahrt zu Reisemessen wie der ITB, der TBU Europe, zu sogenannten Travel Massives, die beispielsweise regelmäßig in Berlin stattfinden. Nehmt Kontakt zu anderen Reisebloggern auf.

Wenn ihr eine konkrete Idee habt, recherchiert den richtigen Ansprechpartner und schreibt ihn an – möglichst mit exakten Ideen und Terminvorschlägen und ohne viel blabla, das ohnehin niemand Zeit hat zu lesen. Hängt euer Mediakit als pdf an.

 

Hast du spezielle Konditionen, um für touristische Unternehmen aktiv zu werden oder ist das pro Unternehmen unterschiedlich und Verhandlungssache?

Das ist ein sehr spannender Punkt. Und ich muss klarstellen, dass ich im eigentlichen Job seit 12 Jahren als freie TV-Nachrichtenredakteurin in Köln arbeite und zwei Kinder habe. Ich versuche seit Jahren das alles zu vereinen – und jongliere häufig am Rande eines Nervenzusammenbruchs oder einer Beziehungskrise, da das alles natürlich unglaublich zeitaufwändig ist. Aber ich boxe mich durch und verteidige meinen Blog seit Jahren gegen alle Widrigkeiten, weil ich absolut dahinter stehe. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Verwandte und Freunde helfen, damit ich auch noch verreisen kann. Ich integriere meine Jungs so oft es geht – und ein wichtiges Thema im Blog ist und wird bleiben das ‚Reisen mit Kindern‘.

Ich glaube fest daran, die härtesten Zeiten überstanden zu haben und über den Blog zeitnah Einnahmen, nicht nur einen Kostenausgleich, verbuchen zu können.

Fakt ist, dass Blogger durch Blogtrips oder Pressereisen allein natürlich kein Geld verdienen. Jeder muss für sich überlegen, wie er Einnahmen generieren möchte. Natürlich kann man versuchen, Geschichten und Fotos der Trips in Reisemagazinen unterzubringen. Das erfordert aber sehr gute Kontakte, ein sehr gutes Standing und ein langes Durchhaltevermögen. Zumal es ein Teufelskreis ist – ohne genauen Auftrag keine akkurate Geschichte, ohne akkurate, aussergewöhnliche Geschichte keine Veröffentlichung.

Dazu werden Artikel schlecht bezahlt und seine eigene Meinung hat man – meist – mitverkauft. Die ist mir aber viel zu wichtig geworden. Ich habe viel Zeit im letzten Jahr verschwendet, um im Print-Bereich voran zu kommen. Heute muss ich sagen, dass ich das gar nicht mehr möchte. Print ist nicht mehr das Ziel meiner Träume.

Natürlich zählt für viele Unternehmen immer noch die reine Auflagenstärke einer Tageszeitung oder eines Magazins, aber einen Post zu schreiben, in dem ich das sagen kann, was ich möchte, in dem ich eigene (meist viele und große) Fotos veröffentliche, der gern gelesen und geteilt wird und gut in den Suchergebnissen rangiert, macht mich noch glücklicher. Ich finde es wichtig, auch mal zu sagen was scheisse läuft, wo es überhaupt nicht toll ist oder warum. NATÜRLICH wäre es toll, in einem großen Reisemagazin etwas zu veröffentlichen – aber ich investiere ins Anbiedern bei den (PRINT-)Redaktionen keine weitere Zeit mehr.

Es gibt verschiedene Wege, finanzielle Einnahmen zu verbuchen. Zum einen natürlich über Werbung im Blog oder gesponserte Beiträge. Zum anderen über Nebentätigkeiten, die indirekt mit dem Reiseblog zu tun haben. Ich finde es absolut legitim, Werbung im Blog zu zeigen – wenn sie die Leser nicht nervt, optisch nicht stört und wirklich auch zum Blog und zum Blogger passt. Es ist ein typisch deutsches Problem, dass sich viele Leser belästigt fühlen oder den Blog gleich als kommerziell bezeichnen und aus dem Feedreader werfen.

Ich bin Werbung und gesponserten Artikeln gegenüber offen eingestellt. Mein Ziel ist aber, meine Leidenschaft und Kreativität zum bloggen, texten, fotografieren und sharen in den verschiedenen Netzwerken wieFacebook, Instagram, Twitter und Pinterest Unternehmen aus der Reiseindustrie zur Verfügung zu stellen und für sie – also auch für deren Blog/Website – redaktionell tätig zu werden, also für sie zu bloggen. Ich bemühe mich, in dieser Hinsicht weiter Kontakte zu machen und freue mich auf diesem Wege natürlich, wenn jemand den Kontakt mit mir aufnehmen möchte! Reine Werbebotschaften werde ich aber nie verkünden. Von mir gibt es eine authentische Sicht der Dinge.

 

Was würdest du dir – auf Basis deiner eigenen Erfahrungen – von touristischen Unternehmen verstärkt wünschen?

Ich habe in den letzten Monaten eigentlich durchweg positive Erfahrungen gemacht. Ich spüre immer mehr, dass die Unternehmen bereit sind, sich Blogs und Bloggern gegenüber zu öffnen. Es ist wichtig, diese Umwälzung nicht zu verschlafen und am Ball zu bleiben. Viele Unternehmen sind im Netz noch nicht ausreichend vertreten, haben keine Stimme bei Twitter oder pflegen ihren Facebookaccount nicht. Es entstehen Fakeaccounts mit teils mehreren 100.000 Followern, die aussehen und sich verhalten wie echte Accounts. Das kann nicht im Sinne des Unternehmens sein! Zudem kann es passieren, dass wichtige URLs in den Netzwerken einfach schon vergeben sind. Passiert ist das ‚Visit Florida‘ auf Instagram, die sich die URL zwar wiedergeholt haben, dennoch weiter mit Fakeaccounts kämpfen da sie in dem Netzwerk noch immer nicht vertreten sind. Darüber müssten wir nochmal reden.

Es ist auch immer schade, wenn die Destination, für die ich unterwegs bin, meine Tweets, Posts oder Fotos überhaupt nicht aufgreift und daher keine Kommunikation entsteht.

Etwas mehr Verständnis, bzw. ein Umdenken, erwarte ich allerdings, was Pressemitteilungen angeht. Natürlich müssen PR-Agenturen versuchen, die unterzubringen. Aber ich kenne keinen Reiseblogger – und ich hoffe es wird auch keinen geben – der die Dinger einfach so veröffentlicht. Ich wäre durchaus bereit, mich mit bestimmten Themen auseinander zu setzen – wenn sie zum Blog und zu mir passen und ich das Thema interessant finde – und mir Gedanken darüber zu machen. Aber das ist redaktionelle Arbeit, die ich nicht umsonst machen werde. Dafür ist dann aber ‚kein Budget‘. Dafür habe ich dann aber auch keine Zeit.

 

Auch an Heike ganz herzlichen Dank für diesen Gastbeitrag und ihre ausführlichen Antworten!

  • Resümee für alle zukünftigen Reiseblogger: Tretet professionell auf! Sowohl im Blog selbst als auch in der Präsentation eurer Reichweitenzahlen (Stichwort Mediakit).
  • Und Resümee für alle touristischen Unternehmen: Rechnet nicht nur in Print-Auflagenzahlen, Online-Präsentationen bringen ebenso Reichweite. Passt eure Pressearbeit auf diese neue Form des Journalismus an. Und sollte eine Kooperation zustande gekommen sein: Interagiert mit euren Bloggern vor Ort.

 

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Ich unterstütze touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, v.a. in Bezug auf Stakeholder-Management, Zielgruppen und Produkt-Entwicklung. Auf diesem Blog schreibe ich darüber sowie über meine Herzensthemen Barcamps und das Bloggen an sich. Mehr gibt es bei „Über mich“. Du kannst mich übrigens auch buchen. Ich bin Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft. Infos sowie Kontaktdaten: Kontakt.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ein sehr schönes Interview. Und klasse ist, Heike hat sich wirklich viel Zeit genommen die Fragen ausführlich zu beantworten.Ich werde mir einige Tipp sicher zu Herzen nehmen. Ich kann zwar kein richtiger Reiseblogger werden, dafür fehlt neben Fulltime-Bürojob einfach die Zeit (zwecks fixer Arbeitszeiten), aber mich interessiert das Thema sehr und so möchte ich gerne vom ein oder anderen Trip berichten. Nette Wochenendausflüge oder ein kleiner Familienurlaub sind dafür genau das richtige.Ich werde euch also ALLE im Auge behalten ;-) und hoffentlich viel dazu lernen.Ja ja – Bloggen ist einfach ein ewiges Lernen …Sonnige GrüßeChristina

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